Die Washington-Akte
Konferenzraum geblieben.
»War heute ein harter Tag im Büro, Liebling?«, fragte ihn Cassiopeia.
Er sah den Schelm in ihren Augen. Jede andere Frau wäre im Moment extrem gereizt, aber Cassiopeia kam mit unerwarteten Ereignissen besser klar als jeder Mensch, den er je kennengelernt hatte. Sie blieb cool und behielt die Nerven. Er erinnerte sich immer noch an ihre erste Begegnung – in Rennes-le-Château, Frankreich. Sie hatte in einer dunklen Nacht auf ihn geschossen und war dann mit einem Motorrad davongebraust.
»Nur das Übliche«, erwiderte er. »Zur richtigen Zeit am falschen Ort.«
Sie lächelte. »Du hast ein großartiges Kleid verpasst.«
Sie hatte ihm vor seinem Aufbruch aus dem Hotel von ihrem Besuch bei Bergdorf Goodman erzählt. Er hatte sich darauf gefreut, ihre Neuerwerbung zu sehen.
»Das geplatzte Date tut mir leid«, entschuldigte er sich noch einmal.
Sie zuckte mit den Schultern. »Schau doch, wo wir schließlich gelandet sind.«
»Es freut mich, Sie endlich kennenzulernen«, sagte Edwin Davis zu Cassiopeia. »In Europa haben wir uns verpasst.«
»Diesen Ausflug nach New York hatte ich zu meinem Vergnügen unternommen«, berichtete Danny Daniels. »Soweit ein Präsident überhaupt Vergnügen haben darf.«
Malone hörte sich Daniels Erklärung an, dass ein enger Freund und lebenslanger Unterstützer ihn zu seiner Pensionierungsfeier eingeladen habe. Daniels hatte sich erst vor ein paar Monaten entschieden, der Einladung Folge zu leisten. Bis gestern hatte niemand außerhalb des Weißen Hauses von der Reise gewusst, und der Presse hatte man nur gesagt, dass der Präsident New York besuchen werde. Wo, wann und wie lange genau hatte man niemandem mitgeteilt. Im Cipriani hätten die anderen Besucher dann durch einen Metalldetektor gehen müssen. Indem alle Informationen zurückgehalten wurden und man sogar die Presse bis zur letzten Minute im Dunkeln tappen ließ, meinte der Secret Service, für die Sicherheit des Ausflugs geradestehen zu können.
»Es ist immer dasselbe«, sagte Daniels. »Jedes Attentat, gelungen oder gescheitert, hatte Fehler zur Voraussetzung. Lincoln, McKinley und Garfield hatten keine Leibwächter. Man musste einfach nur an sie herantreten und sie erschießen. Die Schutzvorkehrungen für Kennedy wurden aus politischen Gründen weggelassen. Man verkündete, dass er in einem offenen Wagen durch die menschengesäumten Straßen fahren würde. ›Kommen Sie und sehen Sie den Präsidenten.‹« Daniels schüttelte den Kopf. »Reagan hat die Kugel einfach nur deshalb getroffen, weil sein Sicherheitskordon unzureichend war. Immer gab es einen Fehler. Diesmal war es meiner.«
Malone war überrascht von diesem Eingeständnis.
»Ich habe auf dem Ausflug bestanden. Habe allen gesagt, es werde keine Probleme geben. Sie haben einige Vorsichtsmaßnahmen ergriffen und wollten noch nachlegen. Aber ich war dagegen.«
Das Flugzeug hatte die geplante Flughöhe erreicht und flog nun geradeaus. Malones Ohren waren bei dem Anstieg zugegangen und öffneten sich nun wieder.
»Wer wusste Bescheid, dass Sie sich entschlossen hatten, die Einladung anzunehmen?«, fragte Cassiopeia.
»Nicht genug Leute«, antwortete Daniels.
Malone fand diese Erwiderung eigenartig.
»Wie sind Sie in dieses Hotelzimmer gelangt?«, fragte ihn der Präsident.
Er berichtete von Stephanies E-Mail, der Schlüsselkarte, die ihn im Regis-Hotel erwartet hatte, und dem, was er in dem Hotelzimmer vorgefunden hatte. Man reichte Cassiopeia die Nachricht aus dem Umschlag, und sie las sie.
Daniels machte Davis ein Zeichen, und dieser brachte ein kleines Aufnahmegerät zum Vorschein, das er über den Tisch schob.
»Dies ist die Aufnahme eines Behördenfunkspruchs, der in der Zeit erfolgt ist, als Sie nach dem Attentat versucht haben, das Hyatt zu verlassen«, sagte Davis.
Daniels schaltete das Gerät ein.
Alarmruf an alle Agenten. Der Verdächtige trägt ein blassblaues Button-Down-Hemd, eine leichte Hose und derzeit kein Jackett. Er verlässt in diesem Augenblick die Hauptlobby des Grand Hyatt durch den Korridor, der zum Grand Central Terminal führt. Ich gehe ihm nach.
Der Präsident drückte auf die Stopp-Taste.
»Das kann unmöglich jemand gewusst haben«, sagte Malone.
»Keiner von unseren Beamten hat diesen Funkspruch losgeschickt«, erklärte Davis. »Und wie Sie wissen, stehen diese Frequenzen der Öffentlichkeit nicht zur Verfügung.«
»Erkennen Sie die Stimme?«, fragte Daniels.
»Schwer zu sagen. Sie
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