Die Washington-Akte
genössen die Piraten immer noch Immunität, und genau das wollen sie ja.«
Daniels nickte. »Genau das ist das Problem. Eine klassische Wahl zwischen Pest und Cholera. Es wäre besser, wenn Jackson diese zwei Seiten aus den Protokollbüchern einfach vernichtet hätte. Aber der verrückte Hund hat sie versteckt. Wie er sagte, wollte er das Commonwealth damit quälen. Damit es sich den Kopf über etwas anderes zerbrechen konnte als Präsidentenmord. Doch damit hat er das Problem nur an uns weitergereicht.«
»Wenn Sie die beiden Seiten hätten«, fragte Cassiopeia, »was würden Sie dann damit tun?«
»Genau mit dieser Frage hatte ich Stephanie beauftragt. Sie sollte den Möglichkeiten nachgehen, die sich daraus ergäben. Ich reiche solche Probleme nicht einfach an meine Nachfolger weiter.«
»Und was ist geschehen?«, fragte Malone.
Daniels seufzte. »Es wurde kompliziert. Nachdem Hale Edwin besucht hatte, erwachte unsere Neugier, und wir fingen an, Fragen zu stellen. Wir entdeckten, dass die Chefin der NIA , Andrea Carbonell, Verbindungen zum Commonwealth hat.«
Malone kannte Carbonell aus seiner Zeit beim Magellan Billet . Eine Amerikanerin kubanischer Abstammung. Hart. Misstrauisch. Eine, die sich nicht verarschen ließ. Er wusste auch, was der Präsident meinte. »Eine ein bisschen zu enge Verbindung?«
»Wir sind uns nicht sicher«, antwortete Davis. »Es war eine unerwartete Entdeckung. Sie hat uns Sorgen bereitet. Genug, dass wir mehr in Erfahrung bringen mussten.«
»Daher hat Stephanie angeboten, sich die Sache einmal näher anzusehen«, berichtete Daniels. »Allein.«
»Warum sie?«, fragte Malone.
»Weil sie es wollte. Und weil ich ihr vertraue. Die NIA ist mit den anderen Geheimdiensten uneins über das Commonwealth. Die anderen wollen die Piraten im Gefängnis sehen, aber Carbonell nicht. Die Beteiligung einer weiteren Agency hätte den Konflikt noch verschlimmert. Stephanie und ich haben letzte Woche darüber gesprochen. Sie stimmte mit mir überein, dass es am besten sei, wenn sie die Sache allein erledigte. Daher hat sie sich abgemeldet, um sich mit einigen ehemaligen NIA -Agenten zu treffen, die Licht auf das Verhältnis zwischen Carbonell und dem Commonwealth werfen konnten. Sie hätte Edwin vor vier Tagen anrufen sollen. Das ist nicht geschehen, und leider haben wir keine Ahnung, warum. Wir können nur vermuten, dass sie gefangen genommen worden ist.«
Oder Schlimmeres, dachte Malone. »Quetschen Sie Carbonell aus. Knöpfen Sie sich das Commonwealth vor.«
Davis schüttelte den Kopf. »Wir wissen nicht, ob die Piraten sie haben. Außerdem haben wir keinerlei Beweise gegen Carbonell. Die würde einfach alles abstreiten und abtauchen. Alle vier Mitglieder des Commonwealth sind geachtete Geschäftsleute ohne Vorstrafen. Wenn wir sie beschuldigen, Piraten zu sein, und sie damit an die Öffentlichkeit gehen, haben wir ein PR -Desaster.«
»Wen schert’s?«, fragte Malone.
»Uns«, gab Daniels zurück. »Das muss es.«
Malone hörte die Frustration in seiner Stimme.
Aber da war noch etwas anderes.
Vor vier Tagen.
»Wer hat mir dann vor zwei Tagen eine E-Mail geschickt, und wer hat diese Nachricht im Grand Hyatt hinterlassen?«
20
Bath, North Carolina
Hale beobachtete, wie die anderen drei über seinen Vorschlag nachdachten, die Flagge zu hissen. Er wusste, dass sie verstanden, was er damit meinte. In den glorreichen Tagen hatten Piraten und Kaperfahrer sich auf ihren Ruf verlassen. Auch wenn Gewalt zu ihrem Leben gehörte, zogen sie es doch vor, ohne Kampf Beute zu machen. Ein Angriff war in vielerlei Hinsicht kostspielig. Es gab Verwundete, Tote, Schaden für das Schiff oder schlimmer noch die Beute. Schlachten erhöhten die Betriebskosten unnötig und schmälerten unvermeidlich den Gewinn. Außerdem konnte die große Mehrheit der Crew nicht einmal schwimmen.
Daher wurde eine bessere Kampfmethode entwickelt.
Man hisste die Flagge.
Man zeigte, wer man war und was man vorhatte.
Wenn die Angegriffenen sich ergaben, wurde ihr Leben verschont. Wenn sie aber der Crew Widerstand leisteten, wurden sie niedergemetzelt.
Und es funktionierte.
Die Piraten erwarben sich einen entsetzlichen Ruf. Die Grausamkeiten von George Lowther, Bartholomew Roberts und Edward Low waren legendär. Schließlich genügte allein schon der Anblick einer Piratenflagge. Kaufleute, die das unverkennbare Totenkopfzeichen sahen, wussten, welche Wahl ihnen blieb.
Kapitulation oder Tod.
»Unsere ehemaligen
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