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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Hale zu den drei anderen. »Das alles erinnert mich an eine Geschichte, die mein Großvater mir einmal erzählt hat. Ein britischer Kauffahrer erblickte ein unbekanntes Schiff mit unklaren Absichten am Horizont. Fast eine Stunde sah man zu, wie es rasch auf sie zusteuerte. Als es immer näher kam, fragte der Kapitän seine Mannschaft, ob sie die Stellung halten und das Schiff verteidigen werde. ›Wenn es Spanier sind, kämpfen wir‹, war die Antwort. ›Wenn es aber Piraten sind, dann nicht.‹ Als sie begriffen, dass es Blackbeard selbst war, verließen alle das Schiff, da sie überzeugt waren, sonst ermordet zu werden.«
    Die drei anderen starrten ihn an.
    »Es wird Zeit, dass wir die Flagge hissen. Wir müssen unsere Feinde wissen lassen, dass wir zum Angriff bereit sind.«
    »Warum bist du so selbstgefällig?«, fragte Cogburn. »Was hast du getan?«
    Hale lächelte.
    Cogburn kannte ihn gut.
    »Vielleicht genug, um uns alle zu retten.«
    21
    New York City
    Knox betrat das Helmsley Park Lane. Das Hotel der Oberklasse lag auf der Südseite des Central Park. Er hatte zwar einen Schlüssel, wusste aber nicht, zu welcher Tür der gehörte. So war das nun mal mit diesen Plastikkärtchen. Jede Information fehlte. Er ging durch die Lobby zum Empfang. Dort fragte ihn eine junge Frau Anfang zwanzig mit wachem Blick, ob sie ihm helfen könne.
    »Scott Parrott, ich will auschecken«, sagte er mit einem Lächeln und reichte ihr die Schlüsselkarte.
    Er konnte nur hoffen, dass Parrott ihr nicht aufgefallen war. Falls sie den Mann aber doch kannte, hielt Knox eine Coverstory parat: Ich bin derjenige, der die Rechnungen bezahlt. Scott arbeitet für mich. Die junge Frau tippte jedoch wortlos auf die Computertastatur ein und druckte die Rechnung aus.
    »Sie brechen einen Tag früher auf?«, fragte sie.
    Er nickte. »Es muss sein.«
    Sie nahm eine Seite aus dem Drucker und reichte sie ihm. Er tat so, als überfliege er den Ausdruck, konzentrierte sich aber nur auf die Zimmernummer.
    »O nein«, sagte er. »Gerade merke ich, dass ich oben etwas vergessen habe. Ich bin gleich wieder da. Bewahren Sie die hier für mich auf.«
    Er bedankte sich bei ihr, ging zum Lift und fuhr in einer leeren Kabine zum vierten Stock hinauf. Dort steckte er die Schlüsselkarte in den Schlitz und öffnete die Tür. Dahinter lag eine geräumige Suite mit einem ungemachten Kingsize-Bett. Große Panoramafenster gewährten einen eindrucksvollen Blick auf den Central Park mit seinen farbig angehauchten Baumwipfeln, die schon die bevorstehende Herbstpracht ahnen ließen, und auf die Upper West Side.
    Sein Blick wanderte durch den Raum, bis er das Notebook auf dem Schreibtisch sah. Er ging hinüber und riss das Netzteil aus der Steckdose.
    »Und wer sind Sie?«, fragte eine weibliche Stimme.
    Er drehte sich um.
    Eine Frau stand in der Badezimmertür. Sie war klein und zierlich, hatte glattes braunes Haar und trug Jeans und einen Pullover. In der rechten Hand hielt sie einen Revolver.
    »Scott hat mich geschickt, um seinen Computer zu holen.«
    »Eine andere Ausrede haben Sie nicht? Oder ist Ihnen so schnell nichts Besseres eingefallen?«
    Er zuckte mit den Schultern und gestikulierte mit dem Notebook in seiner Hand. »Mir ist nichts Besseres eingefallen.«
    »Wo ist Scott?«
    »Und Sie , fällt Ihnen nichts Besseres ein?«
    »Ich weiß nicht, Knox. Mir scheint, ich bin hier diejenige, die bewaffnet ist, beantworten Sie also meine Frage.«
    Genau das, was er brauchte – noch ein Problem. Reichte es damit nicht schon für diesen Tag? Aber sein Verdacht hatte sich jetzt bestätigt.
    Dies hier war eine Falle.
    Dennoch war er gezwungen gewesen, sein Glück zu versuchen.
    Sie trat ins Zimmer und hielt dabei die Waffe auf ihn gerichtet. Sie griff in die hintere Tasche ihrer Jeans und brachte ein Handy zum Vorschein. Ein einziger Tastendruck, und sie sagte: »Unser Pirat ist eingetroffen.«
    Das wurde ja immer besser.
    Sie stand etwa drei Meter entfernt, zu weit, als dass er irgendetwas hätte unternehmen können, ohne erschossen zu werden. Er bemerkte, dass ihre Waffe mit einem Schalldämpfer ausgestattet war. Offensichtlich wollte die NIA möglichst wenig Aufmerksamkeit auf ihre Operation lenken, und das mochte sich zu seinem Vorteil auswirken. Er musste etwas unternehmen, und zwar schnell, denn er wusste nicht, wie weit entfernt ihre Helfer waren.
    Sie steckte das Handy wieder weg.
    »Das Notebook«, sagte sie. »Werfen Sie es aufs Bett.«
    Er nickte zustimmend

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