Die Washington-Akte
Freunde bei den Geheimdiensten müssen verstehen, dass man uns ernst nehmen muss«, sagte er.
»Sie wissen, dass das gescheiterte Attentat auf unser Konto geht«, bemerkte Cogburn. »Der Quartermeister hat bereits Bericht erstattet. Die NIA ist uns in den Rücken gefallen.«
»Das führt zu einer ganzen Reihe neuer, beunruhigender Fragen«, meinte Hale. »Die wichtigste ist: Was hat sich verändert? Warum hat unser letzter Verbündeter sich gegen uns gewandt?«
»Das hier bedeutet nichts als Ärger«, sagte Bolton.
»Was ist los, Edward? War das wieder mal so eine falsche Entscheidung, die alles nur noch schlimmer gemacht hat?«
Hale konnte dem Seitenhieb nicht widerstehen. Hales und Boltons hatten noch nie viel für einander übriggehabt.
»Du hältst dich für so verdammt unverletzlich«, schimpfte Bolton. »Du und all dein Geld und Einfluss. Und doch kann es dich oder uns jetzt nicht retten, oder?«
»Ich bin ein schlechter Gastgeber«, sagte er, ohne auf die Beleidigung einzugehen. »Darf ich euch einen Drink anbieten?«
»Wir wollen keine Drinks«, entgegnete Bolton. »Wir wollen Ergebnisse.«
»Und durch ein Attentat auf den Präsidenten der Vereinigten Staaten wolltet ihr die erreichen?«
»Was hättest du denn getan?«, fragte Bolton. »Wolltest du etwa ins Weiße Haus zurückkehren und noch einmal um Nachsicht betteln?«
Das würde Hale nie wieder tun. Es war ihm gegen den Strich gegangen, dem Stabschef gegenübersitzen zu müssen, nachdem ihm ein Gespräch mit Daniels verwehrt worden war. Und der Anruf, den er eine Woche nach dem Treffen mit Davis erhalten hatte, war sogar noch kränkender gewesen.
»Die US -Regierung kann Ihre Gesetzesbrüche nicht dulden«, sagte Davis.
»Aber das ist das Wesen der Kaperfahrt. Wir plündern den Feind mit dem Segen der Regierung.«
»Vielleicht vor zweihundert Jahren.«
»Seitdem hat sich wenig verändert. Es gibt immer noch Bedrohungen. Heute vielleicht mehr denn je. Wir haben nie etwas anderes getan, als diese Nation zu unterstützen. Alle Anstrengungen des Commonwealth waren darauf gerichtet, die Pläne unserer Feinde zu durchkreuzen. Und jetzt sollen wir vor Gericht gestellt werden?«
»Ich bin mir Ihres Problems bewusst«, sagte Davis.
»Dann kennen Sie ja unser Dilemma.«
»Ich weißt, dass die Geheimdienste genug von Ihnen haben. Was Sie in Dubai angerichtet haben, hätte fast die gesamte Region ins Chaos gestürzt.«
»Wir haben nichts anderes getan, als unseren Feinden Schaden zuzufügen. Wir haben sie angegriffen, wo sie am verwundbarsten waren.«
»Sie sind nicht unsere Feinde.«
»Darüber lässt sich streiten.«
»Mr. Hale, wenn Sie so weitergemacht und Dubai in den Bankrott getrieben hätten, hätten Sie die gesamte Nahostpolitik unseres Landes zertrümmert. Der Verlust eines derart wichtigen Verbündeten in dieser Region wäre nicht zu verschmerzen gewesen. Wir haben dort drüben nur sehr wenige Freunde. Jahrzehnte wären nötig gewesen, um eine vergleichbar gute Beziehung zu einem Nachbarstaat aufzubauen. Ihr Verhalten tritt Vernunft und Logik mit Füßen.«
»Die sind keine Freunde, und das wissen Sie auch.«
»Mag sein. Aber Dubai braucht uns, und wir brauchen Dubai. Also schieben wir unsere Meinungsverschiedenheiten beiseite und arbeiten zusammen.«
»Warum machen Sie nicht dasselbe auch mit uns?«
»Offen gestanden, Mr. Hale, ist Ihre Lage dem Weißen Haus ziemlich gleichgültig.«
»Sie sollten sich aber dafür interessieren. Der erste Präsident und der zweite Kongress dieses Landes haben uns durch einen Rechtsakt zum Handeln bevollmächtigt, solange die Aktionen gegen Amerikas Feinde gerichtet sind.«
»Dabei stellt sich allerdings ein Problem«, sagte Davis. »Es gibt keine rechtlich bindende Grundlage für Ihren Kaperbrief. Selbst wenn wir ihn anerkennen wollten, könnte sich das als unmöglich erweisen. In den Protokollbüchern des Kongresses fehlt jeder Verweis auf die Sitzungen, in denen über diesen Brief beraten wurde. Zwei Seiten fehlen, was Ihnen nach meiner Überzeugung sehr wohl bekannt ist. Ihr Versteck ist durch den Jefferson-Code geschützt. Ich habe Andrew Jacksons Brief an Ihren Ururgroßvater gelesen.«
»Kann ich davon ausgehen, dass der Präsident den Kaperbrief anerkennen wird, wenn wir den Code entschlüsseln und die fehlenden Seiten finden?«
»Sie können davon ausgehen, dass Ihre juristische Position dann sehr viel stärker wäre, da sie im Moment vollkommen haltlos ist.«
»Meine Herren«, sagte
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