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Die Washington-Akte

Die Washington-Akte

Titel: Die Washington-Akte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Berry
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Gericht zu stellen. Damals war die Kaperfahrt aufgrund der Pariser Seerechtsdeklaration von 1856 schon illegal. Aber hier ist der Haken. Diesen Vertrag haben nur zweiundfünfzig Nationen unterschrieben. Die Vereinigten Staaten und Spanien verweigerten die Unterzeichnung.«
    »Das Commonwealth hat also weitergemacht?«, fragte Cassiopeia. »Und dieses Scheitern zu seinem Vorteil umgemünzt?«
    Daniels nickte. »Die Verfassung gestattet Kaperbriefe. Da die Vereinigten Staaten die Deklaration nie unterschrieben und die Kaperei nicht geächtet haben, war sie hier im Wesentlichen weiter legal. Trotzdem haben wir uns während des Spanisch-Amerikanischen Kriegs mit den Spaniern darauf geeinigt, die Prinzipien der Deklaration zu wahren. Das Commonwealth missachtete diese Übereinkunft allerdings und griff spanische Schiffe an. Das brachte William McKinley so auf, dass er den Kongress 1899 ein Gesetz verabschieden ließ, das das Kapern von Schiffen oder das Aufteilen dort gemachter Beute für gesetzeswidrig erklärte.«
    »Was dem Commonwealth gleichgültig war«, meinte Malone. »Dessen Kaperbrief verlieh ihm Immunität gegenüber diesem Gesetz.«
    Daniels zeigte mit dem Finger auf ihn. »Jetzt begreifen Sie allmählich das Problem.«
    »Einige Präsidenten«, sagte Davis, »setzten das Commonwealth zu ihrem Vorteil ein, einige bekämpften es, und die meisten beachteten es gar nicht. Aber keiner wollte an die Öffentlichkeit dringen lassen, dass George Washington und die US-Regierung diese Vereinigung mit einem Freibrief ausgestattet hatten. Oder dass die Finanzbehörde der USA von ihren Aktionen profitierte. Am einfachsten war es, sie einfach machen zu lassen.«
    »Was uns zu Andrew Jackson zurückführt«, fügte Daniels hinzu. »Er ist der Einzige, der dem Commonwealth gezeigt hat, wo der Hammer hängt.«
    Davis griff unter den Tisch und brachte eine Ledermappe zum Vorschein. Er nahm ein Blatt Papier heraus und schob es Malone zu.
    »Dies ist ein Brief Jacksons an Abner Hale, der 1835 einer der vier Kapitäne des Commonwealth war«, berichtete der Präsident. »Jackson bewahrte eine Kopie in einer Sammlung präsidialer Dokumente auf, die im Nationalarchiv lagert. Nur einige wenige Personen haben dazu Zugang. Edwin hat den Brief gefunden.«
    »Ich wusste gar nicht, dass es so eine Fundgrube gibt«, meinte Malone.
    »Wir auch nicht, bis wir danach gesucht haben«, erwiderte Daniels. »Ich bin nicht der erste Präsident, der das Schriftstück gelesen hat. In den Archiven wird ein Protokoll geführt. Sehr viele Präsidenten haben einen Blick auf diesen Brief geworfen. Aber jetzt schon seit Längerem nicht mehr. Kennedy war der Letzte. Er hat seinen Bruder Bobby hingeschickt, um ihn in Augenschein zu nehmen.« Der Präsident zeigte auf das Dokument. »Wie Sie sehen, hat Abner Hale Jackson den Attentäter auf den Hals geschickt, oder zumindest hat Jackson das geglaubt.«
    Malone las die Seite, reichte sie an Cassiopeia weiter und fragte: »Dieser Abner ist mit Quentin Hale verwandt?«
    »Er ist sein Ururgroßvater«, antwortete Daniels. »Die haben einen ziemlich beeindruckenden Familienstammbaum.«
    Malone lächelte.
    »Andrew Jackson war so wütend auf das Commonwealth«, fuhr der Präsident fort, »dass er aus den Protokollbüchern des Repräsentantenhauses und des Senats die zwei Seiten über die beiden Sitzungen herausriss, auf der die Kaperbriefe für die vier Familien vom Kongress beschlossen worden waren. Ich habe beide Protokollbücher mit eigenen Augen gesehen. In jedem Band fehlt deutlich erkennbar eine Seite.«
    »Ist das der Grund, weshalb Sie die Kaperbriefe nicht einfach widerrufen können?«, fragte Cassiopeia.
    Malone wusste die Antwort. »Wenn es keine Aufzeichnungen ihrer Verabschiedung im Kongress gibt, bedeutet das, dass keine gesetzliche Autorität hinter ihnen steht. Präsidenten können Kaperbriefe nur unterzeichnen, wenn der Kongress dem zugestimmt hat, und es gibt kein Protokoll, das zeigt, dass der Kongress die Kaperbriefe für das Commonwealth genehmigt hat.«
    »Präsidenten können das nicht selbstständig beschließen?«, fragte Cassiopeia.
    Daniels schüttelte den Kopf. »Der Verfassung zufolge, nein.«
    »Und wenn Sie die Initiative ergriffen und diese Kaperbriefe tatsächlich widerriefen«, sagte Malone, »würden Sie damit gleichzeitig erklären, dass sie zunächst einmal gültig waren. Außerdem würde ein Widerruf sich nicht auf frühere Handlungen des Commonwealth beziehen. Für diese

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