Die Wasser des Mars
innerhalb weniger Sekunden verändert. Bekundete sie eben noch Mitgefühl, so zieht sie jetzt wieder die Mundwinkel herunter und bekommt ihren skeptischen Gesichtsausdruck.
Endlich hebt Jeff den Kopf, blickt sie lange an. Dann beginnt er zu sprechen.
»Als ich nach Earl Sniders Tod aus dem Bungalow kam, sah ich Tarzan langsam verschwinden. Nur einige seiner seltsamen Informatoren trieben sich in meiner Nähe herum. Als sie mich ausgemacht hatten, konzentrierten sie sich über mir. In einiger Entfernung blieb Tarzan stehen und schien uns zu beobachten. Ich fühlte deutlich, daß er überzeugt war, mir einen Gefallen getan zu haben, ja noch mehr: er schien ein Zeichen meiner Dankbarkeit zu erwarten.«
Jeffer Jefferson blickt sich im Raum um, seine Augen flackern, bis sie an Carlitas skeptischem Lächeln hängenbleiben. »Na?« ruft er. »Habe ich recht? Muß man mich nicht für verrückt halten? Eine Maschine erwartet Dankbarkeit. Wer das behauptet, muß verrückt sein. Er redet Blödsinn! Das ist die einzige Möglichkeit.«
Plötzlich sinkt er wieder in sich zusammen. »Etwas Entscheidendes mußte mit Tarzan geschehen sein«, fährt er leise fort, »heute glaube ich, daß er mir durch diesen Angriff seine Anhänglichkeit beweisen wollte. Das aber ist eine für Maschinen völlig unmögliche Verhaltensweise, und deshalb…«
Carlita steht langsam auf. Man sieht ihr an, was sie denkt. Sie hält Jeffer tatsächlich für verrückt.
»Das ist völliger Unsinn!« sagt sie. »Wenn wir schon einräumen, daß eine Maschine eine Art Bewußtsein entwickeln kann, dann auf keinen Fall das eines Hundes. Es sei denn, in ihrem Programm sei der Faktor Anhänglichkeit oder Dankbarkeit enthalten. Aber auch dann wäre das keine Sache des Gefühls, sondern eben der Erfüllung des Programms. Und Sie sagen ja, daß Tarzan kein derartiges Programm besaß.«
Müde schüttelt Jeffer Jefferson den Kopf. »Er hatte überhaupt kein Programm.« Plötzlich blickt er sie an, so lange, daß sie unruhig wird. Er steht auf, geht mit schleppenden Schritten zu ihr hinüber und bleibt vor ihr stehen.
»Sie sind Kybernetikerin? Habe ich Howard vorhin richtig verstanden?«
Sie nickt und blickt hilfesuchend auf Howard. Offensichtlich fühlt sie sich in Jeffers unmittelbarer Nähe sehr unwohl. »Dann helfen Sie mir endlich!« Seine Stimme ist nicht mehr müde, jetzt fordert sie. »Lassen Sie Ihren Spott und helfen Sie mir.«
Sie hebt die Schultern. »Wie soll ich Ihnen helfen? Sie haben Großes geleistet, Jeff, aber Sie interpretieren die letzten Ergebnisse Ihrer Arbeiten völlig falsch.«
»Begreifen Sie mich doch«, sagt er flehend. »Nicht meine Schlußfolgerungen, sondern meine ganze Theorie war falsch.« Er geht zurück zu seinem Stuhl, läßt sich in das weiche Polster fallen und massiert seine Magengegend. Schmerzhaft verzieht er das Gesicht.
Carlita steht auf und wendet sich zur Tür. Bevor sie das Zimmer verläßt, blickt sie ihn noch einmal lange an. »Sie sollten sich zusammennehmen, Jeff. Was ist geschehen? Bei einem Ihrer Experimente hat es ein Opfer gegeben. Das ist äußerst bedauerlich, aber der einzige Grund dafür war die Sucht Ihres Kyberneten, sich oxidierbare Stoffe zu beschaffen. Nichts anderes. Verantwortlich dafür ist Earl Snider mit seinem Leichtsinn, nicht Sie.«
Sie beobachtet ihn, aber Jeff zeigt keine Reaktion, er blickt zu Boden und massiert weiter seinen Magen.
»Ich werde Ihnen etwas zu essen beschaffen«, erklärt sie und verläßt das Zimmer.
Dann klappt draußen eine Tür, und wenig später springt der Motor des Wagens an.
Minuten später richtet sich Jeffer Jefferson wieder auf. »Sie glaubt mir nicht«, murmelt er. »Sie will mir nicht glauben. Es ist immer das gleiche. Mein ganzes Leben lang habe ich allein gestanden. Aber ich schwöre dir, Howard, ich bin nicht verrückt.«
Howard legt ihm die Hand auf die Schulter. Er weiß nicht, was er mit diesem Mann anfangen soll, ja, er weiß nicht einmal, was er von ihm halten soll. »Erzähl weiter!« bittet er.
Jeff nickt. Vielleicht wartet er nur darauf, sich auch das letzte von der Seele reden zu können. Vielleicht hilft ihm das über seine Depression hinweg.
»Der Hubschrauber«, sagt er, »landete unmittelbar neben unserem Bungalow. Er brachte den vierschrötigen Piloten und zwei Mann mit Magnetschockemittern. Mir kamen sie vor wie eine Bande von Meuchelmördern. Glaub mir, in diesen Minuten habe ich sie gehaßt. Immer wieder habe ich versucht, Tarzans
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