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Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
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war das Rufzeichen nicht zurückgekommen, als sich Earl Sniders Hand auf die seine legte. »Warten Sie noch bis morgen, Jeff. Man soll nichts übereilen.«
    »Was ist, Earl? Haben Sie eine neue Idee?«
    Snider zuckte die Schultern. »Ich sagte schon: Der Morgen ist klüger als der Abend. Man soll nichts übereilen.«
    Jeffer mochte diese Sprüche nicht, aber er legte den Hörer wieder auf. Es kam nicht mehr auf einen Tag an. Wochenlang hatten sie, oder vielmehr er, versagt, denn schließlich war er der Leiter der Gruppe. Und er hatte den Dingen freien Lauf gelassen und gehofft, sie irgendwann wieder in die Hand zu bekommen. Jetzt aber war klar, daß er gescheitert war. »Es würde dumm aussehen«, unterbrach Snider diese Gedanken, »wenn wir mit leeren Händen nach Frisco zurückkämen. ›Da sind wir wieder. Das Geld ist verbraucht, Tarzan spukt irgendwo in Texas oder Mexiko herum. Nun versucht mal, ihn einzufangen. Ergebnisse haben wir nicht vorzuweisen!‹ Meinen Sie, Jeffer, sie würden uns mit offenen Armen empfangen?«
    Natürlich hatte er recht. Und auch Correga schien dieser Meinung zu sein, denn er nickte nachdrücklich.
    Allein, eine vernünftige Lösung hatte niemand anzubieten.
     
    Am anderen Morgen wurde Jeffer durch markerschütternde Schreie geweckt. Er wußte sofort, daß es Snider war, der schrie. Er sprang aus der Koje und stürzte nach draußen. Im Gang fiel ihm ein, daß er unbewaffnet war. Er lief zurück zum Aufenthaltsraum und riß die Büchse vom Haken. Als er in Richtung der Schreie um die Ecke der Baracke bog, sah er Tarzan. Lange war er ihm nicht mehr so nahe gewesen. Zuerst glaubte er, ein ganz anderes Wesen vor sich zu haben, so hatte sich der Kybernet verändert. Tarzan hockte in der Dämmerung und schien ihn anzublicken.
    Die Schreie waren verstummt. Dann hörte Jeffer neben sich ein leises langgezogenes Stöhnen. Am Zaun lag Snider. Der Sand um seine linke Schulter war dunkel von Feuchtigkeit. Der linke Arm fehlte. Das erste, was Jeffer bewußt wurde, war seltsamerweise die Tatsache, daß Snider diesseits des Zaunes lag. Er wunderte sich, daß der schmächtige Ingenieur trotz seiner entsetzlichen Verletzung die Kraft aufgebracht hatte, noch das Gitter zu überklettern.
    Als Jeffer den Ingenieur aufzuheben versuchte, spürte er einen warmen Hauch auf der Wange. Er blickte auf und sah, daß ihn große, dunkle Schmetterlinge umkreisten. Es waren Dutzende. Und dann fühlte er, daß eine große Ruhe ihn überkam. Langsam und vorsichtig ließ er den Bewußtlosen zurück auf den Sand gleiten. Er versuchte in sich hineinzuhorchen und fühlte deutlich Gedanken, die nicht seine eigenen waren.
    Schließlich begriff er, daß Tarzan Kontakt zu ihm suchte. Der Kybernet duckte sich jenseits des Zaunes und blickte ihn noch immer aus seiner starren Optik unverwandt an.
    Jeffer analysierte sich genau. In diesen Minuten war er nicht in der Lage, sich um den Verletzten zu kümmern. Wie gebannt konzentrierte er sich einzig und allein auf die fremden Gedanken, die mehr und mehr von ihm Besitz ergriffen. Dabei stellte er fest, daß es sich eigentlich weniger um Gedanken als um eine Art Gefühl oder inneres Bild handelte. Er fühlte Interesse und etwas wie Sympathie mit einem Wesen, das er für eigenartig und schwer analysierbar hielt. Langsam erkannte er, daß er selbst dieses eigenartige Wesen war, daß er sich selbst mit Tarzans Optik sah und daß es dessen Gedanken waren, die ihm übertragen wurden. Er fühlte, daß er trotz des Wohlwollens nicht besonders gut abschnitt.

    Etwas wie ein dumpfer Druck legte sich auf sein Hirn. Jeffer blickte auf. Etwa einen Meter über seinem Kopf bildeten die schwarzen Schmetterlinge ein schwebendes Netz. Jetzt wußte er, daß es sich um autonome Informatoren oder sensorische Verstärker handelte. Jedenfalls hatte er endlich eine Erklärung für die komplizierten kristallinen Strukturen auf ihrer Flügelunterseite gefunden.
    Als Correga aus der Tür des Bungalows stürzte, verschwanden die fremden und befremdenden Eindrücke.
    Der Puertoricaner raffte die schwere Büchse auf und lud durch. Als er auf den Kyberneten anlegte, schlug ihm Jeffer den Lauf zur Seite. Es war Unsinn, auf Tarzan zu schießen. Im Augenblick schien er völlig ungefährlich zu sein, und überdies war er mit der Waffe, die Jeffer mit nach draußen gebracht hatte, ohnehin nicht außer Betrieb zu setzen.
    Sie schleppten Snider in den Bungalow und verbanden ihn notdürftig, aber sie hatten keine

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