Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasser des Mars

Die Wasser des Mars

Titel: Die Wasser des Mars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Frühauf
Vom Netzwerk:
fliegende Informatoren auszumachen, ich war überzeugt, daß sie auch meine Gefühle auf ihn übertragen konnten, und ich habe ihm befohlen, ihn angefleht, sich in Sicherheit zu bringen, aber weit und breit waren diese verdammten schwarzen Schmetterlinge nicht zu sehen.
    Weiß du, Howard, diese Magnetschockemitter sind keine tolle Sache. Man nähert sich dem Objekt auf möglichst geringe Entfernung und lagert durch die Ausstrahlung hochfrequenter Magnetfelder die holografischen Strukturen der Kristalle in seinem Gitterhirn um, so daß sie nur noch chaotischen Charakter haben. Damit wird auch die Koordination der mechanischen Operationen aufgehoben. Stell dir vor, Howard, ein in Jahren gewachsener Hirninhalt wird in Bruchteilen einer Sekunde vernichtet.«
    Montena spürt, daß die Erinnerung an Tarzans Tod – er findet kein anderes Wort dafür – Jeffer an den Rand seiner Beherrschung zu bringen droht, aber er unterbricht ihn nicht. »Als sie direkt über ihm waren, spürte er wohl die Gefahr. Plötzlich fühlte ich den warmen Hauch seiner Informatoren im Gesicht, und eine furchtbare, namenlose Angst stieg in mir auf. Ich wußte sofort, daß es seine Angst war, die sie mir übertrugen, daß er um Hilfe flehte, auf Hilfe hoffte. Hilfe von einem Menschen, der ihn geschaffen und nun ans Messer geliefert hatte.
    Denke daran, Howard«, Jeffer hebt den Zeigefinger, »Kyberneten kennen weder das Gefühl der Angst noch das des Schmerzes.
    Vielleicht habe ich ihm in diesen Augenblicken den Tod gewünscht, denn er hatte nicht nur Snider, sondern nun auch mich auf dem Gewissen, ich weiß es nicht. Jedenfalls habe ich, nachdem ich die Angst überwunden hatte, mit hämischer Freude beobachtet, wie er sinnlos mit den Extremitäten in der Luft herumgriff, die Optik aus- und einfuhr und heftig mit den Rezeptoren wedelte.
    Er wurde schnell still und war schließlich nur noch ein Haufen Schrott, oder vielleicht sollte ich besser sagen, eine Leiche. Noch lange danach kreisten seine Informatoren über mir. Aber sie schwiegen, ihr Sender war ausgefallen, gestorben.
    Gegen Mittag flogen die anderen ab. Ich blieb unter dem Vorwand, noch einige Untersuchungen auf dem Versuchsfeld vornehmen zu müssen. Obwohl sich Correga bereit erklärte, ebenfalls zu bleiben, bestand ich darauf, daß er den Piloten und seine Leute begleitete. Es war keine gute Entscheidung, denn später hat er die Existenz der Informatoren abgestritten.
    Aber damals wollte ich allein sein, mußte noch einmal zu Tarzan, um zu erfahren, was mit ihm geschehen war.
    Ich fand ihn unter der Baumgruppe, unter der er immer gelebt hatte. Ringsumher lagen frisch abgenagte Knochen. Meist Reste von Kühen oder Pferden und kleinere Gerippe, die von Ziegen stammen mochten. Ich hatte keinen Blick dafür, denn am Fuß der Baumgruppe lag Tarzan, verkrümmt, tot.«
    Wieder schweigt Jeffer lange, und Howard bringt es nicht fertig, ihm einige tröstende Worte zu sagen, obwohl auch ihn Jeffers Schilderung, so ungewöhnlich sie klingen mag, ergriffen hat. »Auf den ersten Blick sah er aus wie immer.« Jeff er steht auf und tritt ans Fenster. Er wischt über die Scheibe, an der auch Montena einen dunklen Fleck zu sehen glaubt. »Aber bei genauerer Betrachtung erwiesen sich seine Formen tatsächlich als runder, tierischer. Ich untersuchte ihn, und ich stellte zu meinem Entsetzen fest, daß er eine Menge mechanischer Baugruppen durch Eiweißsysteme ersetzt hatte. Die Bewegungsmechanik, die bei ihm durch pneumatische Zylinder betätigt worden war, hatte er durch längsorientierte Muskelgruppen ersetzt. Seine Sauerstoffrezeptoren waren einem Austauschsystem gewichen, das auf dem Osmoseprinzip funktionierte – eine hervorragende Erfindung, die er auf Eiweißbasis realisiert hatte. Unzweifelhaft war der ganze Kybernet auf dem Wege zum Eiweiß-Lebewesen.«
    Jeffer wendet sich vom Fenster ab. Howard sieht, wie ein violetter Schmetterling schnell aufwärts gleitet und verschwindet. »Meine Theorie war zusammengebrochen. Ich hatte gesagt, daß man den Kyberneten kein Programm vorschreiben dürfe, um sie nicht daran zu hindern, ihr eigenes Optimum zu erreichen. Es gibt kein spezifisch kybernetisches Optimum, Howard. Die Natur hat das jeweilige Optimum erreicht. Jedes seit Jahrtausenden überlebende Wesen stellt ein solches Optimum dar, ist optimal für seine Ökologie ausgelegt. Und dem auf Optimum programmierten Kyberneten bleibt kein anderer Weg, als das Leben zu kopieren.«
    Howard hat sich die

Weitere Kostenlose Bücher