Die Wasser des Mars
Raum waren außerordentlich erregt.
Und dann begann sich die Kugel zu öffnen. Aus der unteren Schale schwenkten vier Segmente langsam nach außen und gaben dem Raumschiff verblüffende Ähnlichkeit mit einer überdimensionalen Apfelsine, die jemand zur Hälfte geschält und dann auf die gelösten Schalen gestellt hat.
Hatte man eben noch lautstark Bemerkungen ausgetauscht, das Ansteigen der Radioaktivität und die Vibrationen der Stützen kommentiert, so herrschte jetzt absolutes Schweigen im Raum. Alle hielten den Atem an. Peew fühlte, wie sich Rena Michailowa schmerzhaft an seinen Arm klammerte. Nur mit Mühe konnte er einen Ausruf unterdrücken, als sich aus der Kapsel vier abgrundhäßliche, spinnenbeinige Kerle fallen ließen, die sich auf dem harten Boden abfederten, blitzschnell aufsprangen und, heftig mit zwei Fühlern wedelnd, eine Art Kopf über ihrem runden Körper kreisen ließen. Peew stellte fest, daß sich die Fühler nicht, wie es auf der Erde üblich war, bogen, sondern daß sie sich in vielen Knickstellen bewegten.
Diese Gestalten stellten die verrücktesten Vermutungen der Menschen in den Schatten. Das, was da aus dem fremden Raumschiff auf die Betonpiste der Autobahn gesprungen war, hatte nicht die geringste Ähnlichkeit mit dem, was man sich bisher unter dem Begriff »intelligentes Leben« vorgestellt hatte.
Peew fühlte einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend. Langsam wurde ihm klar, daß das, was sich dort bewegte, überhaupt nichts mit Leben zu tun hatte. Inzwischen entfernten sich die vier Spinnen mit staksigen Schritten sternförmig von der Kapsel. Als alle erwarteten, daß es in kurzer Zeit zu Kontaktversuchen kommen würde, blieben die vier etwa dreißig Meter vom Raumschiff entfernt stehen und untersuchten den Boden. Besonders auffällig war, daß ihre Bewegungen offensichtlich koordiniert waren. Dann trotteten sie an den Ausgangspunkt zurück und begannen unmittelbar unter der Sonde eine geheimnisvolle Tätigkeit. Aus der Luke, die noch immer geöffnet war, glitten lange Bahnen eines silbrigen Stoffes, den sie an den Enden ergriffen und mit dem sie in kurzer Zeit eine etwa eintausend Quadratmeter große Fläche auslegten. Die Ränder befestigten sie auf eine aus der Entfernung nicht erkennbare Weise an der Betonpiste.
Im Zentraliglu herrschte bedrücktes Schweigen. Karel Peew hatte die ersten Fotos und Röntgenogramme der Spinnen, die aus verhältnismäßig großer Entfernung aufgenommen worden waren, vor sich liegen, und er hatte auch gleich die einzig mögliche Schlußfolgerung aus diesen Bildern gezogen. Die Theorie, daß es sich um Lebewesen handelte, konnte nicht mehr aufrechterhalten werden.
Zuerst hatte er den Gedanken, den Ort seiner Blamage sofort zu verlassen, aber er fühlte, daß er das nicht über sich bringen würde. Der alte Inder Rasit Singh legte ihm die Hand auf die Schulter und sah ihn mit seinen schwarzen Augen ernst an. »Man kann sich nicht einfach verstecken, wenn man einen Fehler gemacht hat. Dann lebt der Fehler ohne seinen Vater weiter, aber er wird ihn immer suchen, und irgendwann wird er ihn wiederfinden. Und Sie, Karel, werden feststellen, daß er im Laufe der Zeit immer weiter gewachsen ist. Es ist besser, ihn jetzt, und mit aller Konsequenz, zu beseitigen.«
Peew senkte den Kopf, und dann sah er seine Kollegen der Reihe nach an. Stan Baker war der erste, der sich zu Wort meldete. »Ich sehe hier keinen nicht wiedergutzumachenden Fehler«, sagte er. »Karel hatte eine Theorie, und er hat sie vor aller Welt vertreten. Warum sollte er das nicht tun?«
Einen Augenblick stutzte Peew, denn es war ja nicht ausschließlich seine Theorie gewesen. Zumindest Stan Baker war mit ihm zusammen einer Meinung gewesen. Gut, er, Peew, hatte sie in der Öffentlichkeit vertreten, aber Stan hatte ihn damals in seiner Ansicht bestärkt. Wollte er sich jetzt zurückziehen, so tun, als habe er nie den Standpunkt vertreten, daß es sich um fremde Lebewesen handele, die da auf der Erde landen wollten? Wollte er ihn jetzt, da ihre Theorie zusammengebrochen war, allein lassen?
Peew war Rena Michailowa dankbar, als sie sich auf seine Seite stellte. »Auch ich neige zu der Ansicht, daß es sich um keinen so schwerwiegenden Fehler handelt, wie wir im Augenblick glauben«, sagte sie. »Was mich aber unangenehm berührt, ist die Tatsache, daß sich einer, der unsere Theorie, es handele sich um Lebewesen, ebenfalls vertreten hat, aus dem Staube zu machen versucht. Oder
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