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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Hintergrund der gepflegten und geschorenen Rasenflächen. Rita Bachler, ihr Bruder Doctor Eptinger und Chwostik hatten sich in diesen Hintergrund begeben und erforschten ihn, langsam auf dem rasigen Wege dahingehend, den das hellgrüne Laub überdachte.
    Auf Chwostik wirkte die Frau Rita Bachler ganz anders als sie auf uns im allgemeinen immer gewirkt hat (Gurkensalat). Er empfand vom ersten Augenblick und vom allerersten Anblick ihres Antlitzes an, daß sie mit einer Lage zusammenhing, in welcher er sich irgendwann einmal befunden hatte und deren Geschmack ihm jetzt gleichsam auf die Zunge trat. Mit der wirklichen Beschaffenheit und Gegenwart der Bachler hatte dies nun freilich nichts zu tun. Dennoch wirkte diese Gegenwart auf Chwostik eine feine Anziehung. Es war, als träte er an ein offenes Fenster und sähe weit hinaus in die blaue Luft. Der Doctor Eptinger, mit einer Art Alters-Geschwätzigkeit, die ihm in den letzten Jahren immer mehr eignete, setzte Rita und Chwostik jetzt bald in’s Bild (daß er ihre Wohnung einst übernommen habe und dergleichen), aber dieser faktische Zusammenhang war weitaus keine Erklärung für das, was Chwostik immer noch fühlte, ja, eigentlich suchte – oder zu fühlen suchte, könnte man fast sagen. Er fand’s nicht; er vermochte dieses Blau nicht zu greifen, das ihn erfüllte, und doch vor ihm zurückwich.
    Sie gingen auf dem beschatteten Wege dahin bis an sein unvermitteltes Ende an einem Drahtgitter, und wieder zurück, zwischen dem noch frühlingshaft hellgrünen Laub und Gewächs, dessen fast übermäßiger Aushauch sich hier in der stehenden Luft gesammelt hatte. So begann, mit sich vollendendem Frühjahr, die ganze Prater-Au zu dunsten und zu duften, bei allmählich dunkler und gleichsam blutvoller werdendem Laube.
    Z denko wandelte über den kurzgeschorenen Rasen. Ihm gefiel diese Art, einen Garten zu benützen: ganz anders als bei Verwandten seiner Mutter in Lainz, wo niemand sich hätte einfallen lassen, vom gekiesten Wege zwischen die Rabatten und Boskette zu steigen. Solche gab es hier garnicht. Man ging im Garten herum, als wäre er eine Zimmerflucht mit Teppichen.
    Natürlich hatte er Monica, die er ja am denkwürdigen Abende seines Besuches bei Frehlinger im ,Café Zartl‘ gesehen, sogleich wiedererkannt. Nun wußte er, daß es der jüngere von den beiden Engländern, also der Sohn, Donald, gewesen war, der sie dort erwartet hatte. Diese Feststellungen ließen ihn ganz gleichgültig, ebenso wie Monica selbst. Seitdem er Frau Harbach erblickt, wußte er auch, daß Henriette ersetzbar war, und jede Frau Harbach ihrerseits wohl auch wieder, und daß sie, und sicherlich auch Monica, von der aufrecht gehaltenen Täuschung lebten, sie seien unersetzlich, weil sie irgendwem gerade das Blickfeld füllten, den Ausblick versperrten. Er beschloß, darauf nicht mehr hereinzufallen. Wenn ihm jetzt, nach Henriette, die Frau Harbach gefallen konnte, dann war es mit aller Einmaligkeit überhaupt und ein für alle Male zu Ende.
    So löste er sich in bemerkenswerter Weise von der Frau Harbach gleich wieder los, die eben inmitten einer leichten Eskadrille von Gymnasiasten majestätisch vorüberzog. Der gewichtige Gatte war im Strecksessel und beim Champagner geblieben.
    Indessen, und trotz solcher Ernüchterungen, ging der junge Herr von Chlamtatsch nicht ohne Vorteil durch die mit dem grünen Teppich belegten Räume, und im Genusse eines Vorsprunges vor der eben gesehenen Eskadrille, den er nicht seinem Erlebnisse mit Frau Frehlinger verdankte, sondern nur diesem jetzigen, und garnicht gehabten, mit Frau Harbach.
    Auf diese Weise erst kam er auch zum rechten Genusse des blauen Himmels und des grünen Rasens; sowie des Champagners.
    A nderwärts, wo der Rasen nicht geschoren war, rückwärts, am Rande der Gebüsche, konnte man sehen, wie hoch das Gras schon stand. Hier wandelten jetzt Monica und Milohnić, der von ihr entzückt war, wie fast alle Mannsbilder hier (und die Gymnasiasten, mit Ausnahme Zdenko’s, wagten sich kaum in ihre Nähe, sie äugten nur immer wieder zu ihr herüber, während sie mit den Pipsis lachten).
    Vorher hatte Milo mit den Harbachs sich unterhalten (die mit dem feschen Doctor Bachler gut bekannt schienen, sie waren seit jeher seine Patienten, wie sich dann aus dem Gespräch ergab). Es verhielt sich nun einmal so, daß er solche reiche Herrschaften suchte, in einer Art unschuldiger Feilheit, die wohl aus seinem Beruf stammte (oder war er gerade durch sie

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