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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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anlangte.
    Hier war es kühl, es liefen gleich zwei elektrische Ventilatoren.
    Donald fühlte sich in diesem geschlossenen Raume oft leichter wie draußen, wo aller Abgeschlossenheit und aller Gedämpftheit eine so ungeheure Lichtwunde geschlagen war, als sollte beides nie mehr wiederkehren können. Unterm lachenden Himmel trägt sich am schwersten der Schmerz. Dann kamen jene hitzedunklen Schleier, die ihn ängstigten.
    Hier kam doch Besinnung. So weit solche möglich war bei einem Menschen, ungewohnt des Denkens, und das heißt wohl auch des Umganges mit sich selbst. Doch ertastete er allmählich und augenblicksweise den dunkelsten Teil seines Verwundet-Seins, geführt nicht von einer Überlegung, sondern von einem dumpfen Drucke im Gewissen, der allemal uns ein besserer Führer ist als die klarste Erkenntnis.
    W en es erwischt hat, den hat es eben erwischt. Auf solche Art die Lage Donald‘s zu sehen, lag Robert Clayton gänzlich fern. Dieser hielt bei der Anschauungsweise, daß ein Mädchen von siebenunddreißig Jahren für einen Zweiunddreißigjährigen zu alt sei. Das genügte ihm. Er hat diese Banalität nie corrigiert, hierin sehr unähnlich dem Pēpi, welchem seine Allerweltsweisheit von der Ortsveränderung als dem besten Heilmittel für das Unglück in der Liebe bald fragwürdig geworden war.
    Denn freilich hatte Monica vorbauen müssen, wohl erwägend, daß eine Aussprache zwischen Clayton bros. für früher oder später im Bereiche der Möglichkeit lag. Jene Unschärfe und Dehnbarkeit, die in solchen Fällen erforderlich ist, um alle Eventualitäten in sich aufnehmen zu können, war von ihr mit einigem Fingerspitzengefühl eingehalten und bewahrt worden. Sie sagte, daß sie für Donald sich eine Zeit lang wirklich interessiert habe: aber es sei ihr nicht möglich gewesen, mit ihm Kontakt zu bekommen. Eigentlich richtig, beinahe wahr. Wenn zwei das gleiche lügen, ist es nicht das selbe. Jedenfalls aber hat Donald (dem Chwostik gegenüber) hierin mehr gelogen als Monica.
    Robert kümmerte sich nicht darum. Seine These vom Altersunterschied, die er freilich Monica gegenüber nicht aussprach, stand fest, und der Weg lag für ihn frei.
    Er ging ihn munter. Die Tennispartien der Gymnasiasten im Park der Villa nahmen allmählich eine andere Struktur an. Man saß beim Tee um Robert und Monica herum wie um den Hausherrn und die Hausfrau.
    Chwostik fehlte ihr. Robert sagte das gleiche, und er meinte dies keineswegs nur in bezug auf’s Geschäft (dort fehlte Chwostik freilich auch). Seine Anwesenheit wäre für beide eine sozusagen vollendete Folie des Glückes gewesen, dessen ruhige Grundierung, könnte man sagen. Man sieht, ihr Egoismus artete bereits aus, wie sich das für Liebesleute gehört.
    Sie waren’s wahrhaftig geworden, und über den ja hier immerhin auch bestehenden Altersunterschied hat sich der unverbrauchte Robert nie den Kopf zerbrochen. Die Clayton’s besaßen, wie wir einmal erwähnten, schon seit längerer Zeit eine Villa in Weißenbach am Attersee, von der sie allerdings bisher herzlich wenig Gebrauch gemacht hatten. Es war ein Gelegenheitskauf gewesen. An dieses Haus dachte Robert im gegenwärtigen Zusammenhange dann und wann. Doch bildete gerade jener Zipfel von Oberösterreich zusammen mit den nahen Salzkammergut-Seen eines der Durchzugsgebiete Wiener Gesellschaftslebens, und man konnte dort wohl kaum von der Gartentür über die Straße zum Badehaus und Bootsplatz gehen, ohne vom benachbarten Villenbesitzer begrüßt oder von einem einherrollenden Automobil voll Bekannten zwar nicht gerade überfahren, wohl aber überfallen zu werden. Auch forderte das Geschäft Monica’s Anwesenheit in Wien.
    So blieb die Auhofstraße. Was Monica’s Geschäft betraf, so war dies für Robert im Stillen eine Sache auf Abbruch. Seine Absichten waren ganz klare. Wäre diese Verlagshandlung am Graben nicht gewesen, er hätte mit Monica schließlich auch reisen und irgendwohin verschwinden können.
    So blieb die Auhofstraße. Donald’s Geist, soweit davon die Rede sein kann, ging hier nicht um. Er war nie anwesend gewesen, in Wahrheit, auch nicht – zu Donald’s Lebzeiten, hätten wir jetzt beinahe geschrieben. Es sah bei Monica nicht viel anders aus.
    Inzwischen beobachtete der alte Hausmeister Broubek das Platzen der lila und weißen Fliederdolden im Park, und vielleicht war er unter den derzeit hier beteiligten Personen der einzige Mensch, welcher diesen Vorgängen mit Aufmerksamkeit folgte. Nicht

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