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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Lage, der doch so selten rechtzeitig erkannt wird. Aber was nur mit dieser Erkenntnis anfangen? Lief es nicht darauf hinaus, daß man sich mit sehenden Augen und gelähmten Händen fand?
    Der Hauch des Wassers drang auf die Lände herauf, und vom Prater herüber war der Gründuft zu spüren. Chwostik ging nahe an der Böschung. Dann wandte er sich nach links, querte die breite Fahrstraße und schritt jene Gasse entlang, die zu seinem Wohnhaus führte.
    A m folgenden Tage kam Robert zurück und erschien nachmittags im Bureau, Donald und Chwostik lustig und laut begrüßend. Pēpi, im stillen, fand ihn verändert. Er schien im Gesicht magerer, etwas gebräunt, und machte im ganzen einen leichteren und beweglicheren Eindruck. Die Übernahme der Lokomobile sei glatt gegangen, sagte Robert, obwohl er (dies zu Donald) sich da nicht mehr so ganz sicher gefühlt habe; in den Einzelheiten dieser Sachen sei er doch etwas aus der Übung. Man habe ihn dann zu einem Ausflug in’s Gebirge eingeladen. Gut, daß er nicht im Wagen nach Ungarn gefahren sei: elende Straßen. Der Wagen sei damals, fast zum Glücke, in Reparatur gewesen.
    Augustus ward abends mit Hollah und Rippenstößen begrüßt. Nach dem Dinner in der Halle besprachen Robert und Donald einige laufende Sachen. Man ging früh schlafen. Auch Donald war sehr müde.
    Am folgenden Abend fand die ,Soiree‘ bei Gollwitzer statt, zu der auch Chwostik diesmal eingeladen war. Die alten Eptingers hatten sich entschuldigt.
    Chwostik fuhr mit Claytons. In der Fichtnergasse wieder große Auffahrt und der Schwall vielfältiger gegenseitiger Begrüßung bereits vor der Villa auf dem Gehsteig und dann ein ebenso lebhafter und formloser Introitus mit Stimmengewirr schon in der Kleiderablage. Von hier drang man in den ersten Raum (die Engländer und Chwostik schlossen sich stillschweigend an) und umringte mit Geschrei und Gelächter den kleinen Hausherrn. Dieser, als er jetzt Robert Clayton erblickte, teilte den umgebenden lauten Kreis und kam Robert mit raschen Schritten entgegen: „Nun, das freut mich aber ganz außerordentlich, Mr. Clayton, Sie heute hier zu haben.“ Das lebhafte Händeschütteln setzte sich dann Donald und Chwostik gegenüber fort.
    Es gibt eine sturz – und schwallartig auftretende Herzlichkeit, die alles unsichtbar macht, einen ganzen Charakter überspült, und dabei sogar echt sein kann, von temporärer Echtheit wenigstens. Wieder sah man Erscheinungen, denen man sonst, in den Kreisen der Industrie, nicht begegnete, Professoren-Köpfe, und die rasierten Gesichter bekannter Burg-Schauspieler. Viel Gespräch, Debatten mit nicht ohne weiteres geläufigen Themen. Die Engländer und Chwostik gelangten bis in den Wintergarten, der heute gegen den Park offenstand. Uber die Schwelle trat, von draußen kommend, Monica Bachler.
    Robert begrüßte Monica herzlich, gemütlich und ungezwungen, Chwostik bekomplimentierte sie mit einer gewissen Gravität, die immerhin durchklingen ließ, daß ihm die Importanz ihrer Person wohl bewußt sei, und Donald verlor die Fassung (wo er doch wahrlich von seiner Natur bisher gut eingefaßt allezeit gewesen war!), sagte kein Wort, reichte ihr die Hand und verbeugte sich.
    Sie blieben hier im Wintergarten, wo sonst eben jetzt niemand hindurchging, an dem großen Doppelbecken mit dem Springbrunnen stehen, und sahen in’s Wasser und auf die langsam dahinschwimmenden Goldkarpfen, weil im Augenblicke wirklich nichts anderes getan werden konnte und niemand was gescheiteres einfiel. Dabei war es Chwostik, der als erster die Entdeckung machte, daß des Commercialrates Gollwitzer Ziergewässer auch eine utilitäre, nämlich gastronomische Seite hatten, wenigstens zu gewissen Jahreszeiten.
    Im einen der beiden kleinen Teiche gab es keine Goldfische. Dort, wo das Wasser des Springbrunnens herabplätscherte, waren aus übereinander gelegten Tuff-Steinen mehrere Höhlen und Schlupfe gebildet: hier entdeckte Chwostik die Krebse, von welchen zwei oder drei auch im freien Wasser in der Nähe jener Löcher umherspazierten. Chwostik zeigte sie Robert; auf diesen hatte das eine durch ihre Lebhaftigkeit überraschende Wirkung. Sogleich wandte er sich zu Monica und sagte ihr, daß es hier was zu sehen gebe. Sie beugte sich interessiert über den Rand des Beckens. Auch Donald sah jetzt hinein.
    Aber das alles verwunderte Chwostik nicht, sondern ein anderer kleiner Umstand befremdete ihn während dieser Augenblicke: Robert hatte Monica eben jetzt, wie

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