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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Himmel, den sie bei der Ankunft flaschenblau gesehen hatten, umzog sich. Es kam sogar zu einem kurzen Gewitter-Regen. Danach erst, in dieser Frischgewaschenheit und bei gebundenem Staube, blendete das Lichtkonzert ganz auf über dem Sund und der Stadt mit den zahllosen und verwinkelten Gärten rückwärts auf den Höhen, wo die engen und krummen Straßen auslaufen. Es schien jetzt, in der glänzenden Frische, als kehre sich ein funkelndes grün-goldnes Innere wie aus Grotten nach außen.
    Chwostik und Donald waren erwartet worden, was sich ja nach der sorgsamen Planung dieser Reise von selbst versteht. Verhandelt ward in französischer Sprache; sie kamen jedem Versuch englischen Radebrechens damit höflich zuvor. Die Räume der Firmen, welche sie betraten, im (für damals) modernen europäischen Teil der Stadt gelegen, waren groß, weißgekalkt und kühl, von sozusagen kolonialer Eleganz, bei surrenden Ventilatoren, geschmückt mit großen Wasserkühlgefäßen aus Thon, wie man sie hier am Orte in vielfachen Formaten erzeugte.
    Im ganzen ging es um zwei französische Handels-Gesellschaften, oder eigentlich levantinische, sollte man sagen, weil damit in jene Richtung gedeutet wird, wo Robert Clayton vor vielen Jahren hier eine Panne erlitten hatte. Doch war dies von Chwostik später durch ein ganz unzweideutiges Verhalten wettgemacht worden. Auch heute waren die Vertreter jener Bank, über welche die Dinge laufen sollten, und die mit beiden Firmen arbeitete, zugegen. Man hatte sich an dieses Postulat gewöhnt, und nahm es nunmehr hin.
    Donald war nur ein Anrainer der Unterhandlungen, kein Anwesender. Gelegentliche technische Auskünfte gab er her, wie ein Automat die Schokolade. Im übrigen wirkten sein Aussehen und Verhalten sehr vorteilhaft, nämlich einschüchternd, ja scheuchend – das war bei diesen Reisen immer schon so gewesen – und im Orient jedenfalls durchdringender als Robert’s lebhaftere und anteilnehmende Art. Donald aber lag auf solch einem Handel einfach wie ein Briefbeschwerer, bekräftigend, fixierend. Chwostik hatte diese seine Funktion längst heraus und erhöhte die ruhende Capacität des Juniorchefs in Gegenwart von Verhandlungspartnern durch ein betont respektvolles Benehmen, und indem er etwa mitten im Satze abbrach, wenn jener sich einmal anschickte, das Wort zu nehmen, was ja selten genug geschah.
    Diesmal indessen war Donald wirklich alles Geschäftliche vollkommen und echt gleichgültig. Die Wirkung davon war äußerst günstig. Daß sich beide Gegenpartner darum zu reißen schienen, mit Clayton & Powers in’s Geschäft zu kommen, führte Chwostik, im stillen staunend, zum Teil auf Donald’s Zustand und Verhalten zurück, ein Verhalten im doppelten Sinn des Wortes, das obendrein zu seinem Äußeren hervorragend paßte.
    So war es zum Teil auch eine Art Eindruck-Schinden, was sie hier trieben, von Donald wahrlich nicht so gemeint, von Chwostik bewußt ausgenützt, ja geradezu genossen. Dabei lag ihm auf der Hand, daß Donald oft nicht einmal wußte, was vorging. Er reagierte nur korrekt und sicher auf technische Stichwörter.
    A ls nach zwei Tagen die ,Cobra‘ vom Quai ablegte, war alles in bester Ordnung, und die trefflichen Ergebnisse ruhten zwischen Chwostik’s Aktendeckeln. An der Reeling lehnten neben Old-Pēpi und Donald der Doctor Harbach und Frau Kruhlow, beide Libanon-Cavalleristen (der Ritt der Frau ,Paster‘ wurde später von Harbach geschildert), während neun Posaunen ,Muß i denn, muß i denn zum Städtele hinaus‘ spielten, was da und dort auf dem Schiffe befremden mochte, aber den ungeteilten Beifall der auf den Quais zurückbleibenden Bevölkerung fand.
    Donald dachte jetzt nicht an Monica, sondern an ,La reine‘, die ,Königin‘.
    Sie war bei einem Essen, mit welchem, wie üblich, alles geendet hatte, zugegen gewesen, man hatte sie allgemein mit jenem ehrenden Titel begrüßt, und sie sah auch so aus. Gattin eines der Firmen-Gesellschafter, eines kleinen dunklen Herren, geborene Pariserin, dort auch aufgewachsen: eine mächtige, pastose Erscheinung, eine um etwa dreißig Jahre jüngere Frau Harbach, aber blond, und vielleicht nicht ganz so dumm. Donald war bei Tische neben ihr gesessen. Sie kannte Wien. Sie erzählte Donald, daß sie als junges Mädchen dorthin geschickt worden sei, um Musik zu studieren und Deutsch zu lernen. Das letztere sei ihr aber nicht gelungen; denn jedermann in Wien habe mit ihr gleich französisch gesprochen.
    Donald kannte diese

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