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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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Führer einer Patrouille auszeichnen, und rückte bald zur nächsten Unteroffiziers-Charge vor, die damals wie heute, nämlich ,Zugsführer‘ hieß.
    Damit halten wir mit Münsterern an einem Punkte, der schon Entscheidungsfrüchte zeitigte. Ihm wurde eröffnet, daß seiner Übernahme in die Laufbahn eines längerdienenden Unteroffiziers nach Ablauf seiner dreijährigen Dienstpflicht nichts im Wege stehe. Hierher gehört es nun, auch der Veränderung seines Äußeren zu gedenken: sie wäre auffällig gewesen für jeden, der ihn noch in der Adamsgasse gekannt hätte: am auffälligsten im Antlitz, danach erst in bezug auf Gang, Haltung und Hautfarbe. Was Münsterers Physiognomie betraf, so könnte man sagen, daß jetzt diejenige endgültig an Tag kam, welche der Oberlandesgerichtsrat Doctor Eugen Keibl bereits in Chwostik’s einstmaligem Zimmer erschaut hatte.
    Nun aber: Münsterer schwankte immerhin, als jene neue Laufbahn sich ihm darbot. Damit ist erwiesen, daß er für seine durch die Einrückung entstandene Lebenslage bereits genug Zustimmung auf brachte, um sie nun wieder verlassen zu dürfen, (ohne erst angemessene Verschärfungen abzuwarten). Bei der Post kam ihm die während seines militärischen Praesenzdienstes wirksame ,Zeitvorrückung‘ zu gute. Als er abrüstete, fand er sich bereits als Officiant. Einige Gebühren hatten sich für ihn auch angesammelt.
    So finden wir denn unseren abgerüsteten Münsterer im Postamte eines damals noch fast ländlichen Außenbezirkes von Wien wieder, wo er ein möbliertes Kabinett bewohnte, und allerseits achtungsvoll behandelt ward. Die Zeit der Epochen, Verschärfungen und Entscheidungen war vorbei. Von nun an legte sich jahrweis Gleiches zu Gleichem und es wuchs der biographische Turm auf weniger bewegte Art aber nicht minder unaufhaltsam an. Wir möchten noch hinzufügen, daß ein Hausgärtlein von Horizont entstand. Von einem im eigentlichen Sinne grauslichen Privatleben wäre nichts zu melden. Es wurde denn auch nicht geheiratet. Noch stand des Vaters gräßliche Schmach vor dem inneren Auge. Um 1900 sehen wir Münsterern als Postamtsvorstand in einer beliebten Sommerfrische, zwei Bahnstunden von Wien. So gerät uns zunächst auch dieser Adamsgassler aus den Augen.
    C hwostik erwachte. Die Weißlackiertheit des kleinen Dienstbotenzimmers umgab ihn. Er hatte es als Schlafraum gewählt. Das Messingbett und der große Kleiderschrank waren an Ort und Stelle geblieben, ebenso der Waschtisch. Das Fenster stand offen; es sah auf einen Hof; auch die Tür in’s Vorzimmer war geöffnet; in dieses blickte Chwostik vom Bette. Gegenüber seine beiden Wohnräume; in den rückwärtigen sah er von hier aus hinein. Alles in Lüftung, nirgends eine Tür oder ein Fenster geschlossen, die geöffneten Türflügel mit davor gestellten Stühlen fixiert. Aber es herrschte kein Zugwind; nur die Nachtkühle, war es gleich schon hell. Der Zug pfiff; es war etwas schwächer und entfernter zu hören als von der Adamsgasse. Chwostik erhob sich und schloß überall alles, um die kommende Hitze abzuwehren.
    Seine Toilette war umständlich. Er hatte sich verschiedenerlei angewöhnt; etwa das Massieren des Haarbodens mit Franzbranntwein.
    Als er fertig war, betrat er sein rückwärtiges Zimmer und blieb dort stehen.
    Die Sessel standen verschoben. Bei ihnen ein kleiner Tisch mit Getränken.
    Milohnić war abends bei ihm gewesen.
    Hochbefriedigt, versteht sich.
    Er hatte zu Chwostik gesprochen wie zu jemand etwa, dem es gelungen wäre, sich aus einem Moor heraus zu retten.
    Wieder jetzt, in dieser Morgenstille, erhob sich Opposition dagegen in Chwostik. Schließlich war er ja da in der Adamsgasse auch sozusagen schon ein Mensch gewesen, hatte dort gelebt, gelernt und sich gemüht. Hier aber begann jetzt eigentlich erst seine Ankunft, nachdem noch dies und das und jenes hatte geordnet, ergänzt und angeschafft werden müssen: Bedienung durch die Wenidoppler. Hinzukauf einiger Möbelstücke (Beirat: Milo). Anbringung von Vorhängen (Durchführung: Wenidoppler). Jetzt war es ruhiger geworden. Jetzt langte Chwostik hier erst wirklich an. Die Einzelheiten gehörten eigentlich noch zum Alten. Es war mit alledem schon Mitte des August. Er meinte manchmal hier eine Spur von Kampfer oder Naphthalin zu riechen, besonders in der Schlafkammer, wenn er den großen Schrank öffnete. (Dorthin war übrigens der weiße Schwenktisch aus der Küche gestellt worden, das früher beim Bett befindliche Nachtkästchen

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