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Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
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wurde Eigentum der Frau Wenidoppler, die sich aus irgendeinem Grunde darüber ganz auffallend freute.) In den Zimmern, besonders im rückwärtigen, wo er jetzt stand, ging noch immer ein strenger, leicht säuerlicher Duft um, dann und Wann, wohl von den Polituren der neuen Möbel. Chwostik stand lang da. Endlich schritt er nach vorne, ließ die herabgelassene Jalousie wieder hochgehen und sah über den Fluß hinüber und auf die grünen Kuppeln der Praterbäume.
    Nach links, flußaufwärts, konnte er nicht sehen, hier nahmen ihm neue Häuser den Blick.
    Das blaue Kinderbild in Doctor Eptingers Empfangszimmer war hier näher als in der Adamsgasse: keine trennende Stufe dazwischen; es gehörte jetzt wirklich zu Chwostik’s Umwelt.
    Die Wenidoppler war zu hören. Sie sperrte die Gangtür auf. Nun ging sie in die Küche.
    Milo wird Wien verlassen. Zunächst hatte er einen Posten als Empfangschef (,Chef de reception‘) in einem großen Belgrader Hotel in der Kralja Milana angenommen gehabt: für 1. Oktober dieses Jahres 1879. Jetzt schrieb man ihm, daß man vorziehen würde, diese Stellung jemand anderem zu übertragen, ihn jedoch, bei freilich weit höherem Gehalte, als Director zu engagieren: „auf Grund von uns vorliegenden Referenzen“, hieß es. Was waren das nun für neue ,Referenzen‘? Dortige? Seine hiesigen waren von ihm alle angegeben worden und auch sein Chef – der ihn sehr ungern ziehen ließ – hatte für Milohnić ein excellentes Zeugnis geschrieben. Hier mußte eine neue Karte in’s Spiel geraten sein. Milo entsann sich schließlich eines reichen serbischen Bojaren, Großgrundbesitzers und Viehexporteurs, der vor nun schon längerer Zeit im Hotel auf der Josephstadt gewohnt hatte, das ihm (wie so manchen, zum Beispiel den jungen Claytons) wegen der Stille und Zurückgezogenheit ansprechender erschienen war als die großen Fremdenhotels der Inneren Stadt. Jener Serbe war glücklich gewesen, mit Milohnić in der Muttersprache reden zu können; und Milo hatte ihm mit ortskundigem Rate gedient. Vielleicht war eine für den Belgrader Hotelier gewichtige Empfehlung von dieser Seite gekommen.
    Nichts eigentlich markierte für Chwostik so deutlich ein neues Stadium, wie dieser eine Umstand: daß es Milo bald in Wien nicht mehr geben würde.
    In diesen Minuten, während er hier am Fenster verweilte und in den Prater hinüber sah, drehte sich unter ihm rascher die Scheibe der Zeit, während er selbst unbeweglich darüber schwebte, in der Luft stehend, wie gewisse Insekten auf den Wiesen, und in einer noch nie empfundenen Leere, so jung er war. Er war angelangt. Er hielt hier. Er nahm es vorweg, daß in dieser Wohnung, im Umschwung jener Scheibe, Jahr für Jahr gleiches zu gleichem sich legen würde, in feinen aschigen Schichten, wie Staub auf Staub. Einen winzigen Augenblick lang lastete das Tägliche, das mit Selbstverständlichkeit allmorgendlich Wiederkehrende, als eine ungeheure Mühe auf ihm, die keineswegs unbeachtet vorüberglitt, sondern einzelweis immer neu und mit ganzer Ausführlichkeit vollbracht werden mußte. Und das war freilich zu viel. Es konnte kaum zwei oder drei mal mehr gehen . . . Chwostik ließ die Jalousie wieder herabgleiten, schloß das Fenster und kehrte in’s rückwärtige Zimmer zurück. O ja, die neuen Möbel waren hübsch, sie sahen elegant aus, alles aus allererster Quelle, von der Firma Portois & Fix. Der kleine wackelige Damenschreibtisch war nach rückwärts gestellt worden. Chwostik hatte ihn unbedingt behalten wollen.
    Die Depression verging. Er ließ sich in einem der neuen Sessel nieder, bei dem verlassenen kleinen Tische mit den Gläsern und Flaschen. Nach einer Weile kamen die Schritte der Wenidoppler. Sie öffnete die Tür zum Spalt, sagte „Das Frühstück, Herr Direktor“, und verschwand.
    D er ganz alte Clayton hat es wirklich fertig gebracht, Harriet ihren Buben wegzunehmen, als dieser das schulpflichtige Alter erreichte. Donald kam nach Brindley-Hall zu seinem Großvater und besuchte in Chifflington die Schule. Vorbei waren die Zeiten der Nursery in der Prinzenallee zu Wien, und die zur Guitarre gesungenen Lieder der Kate Thürriegl. Diese allerdings blieb im Hause. Nicht mehr als Kinderpflegerin, sondern als Haushälterin, Hausdame. Sie war ja nun schon ein Fräulein in vorgerückteren Jahren.
    Mit alledem war es stiller geworden in der Halle und in den Zimmern oben entlang der Galerie. Die Abwesenheit des Kindes – mochte sie immer von den Eltern als

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