Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wasserfälle von Slunj

Die Wasserfälle von Slunj

Titel: Die Wasserfälle von Slunj Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren:
Vom Netzwerk:
keiner Sache jemals Widersprochen, vom ersten Augenblicke an nicht, weder in wichtigen Sachen, noch in Nebensächlichkeiten. Hielt er es für richtig, mit einem Schleifzügel zu reiten, besonders auch für eine Dame, so tat sie alsbald das gleiche, bei ihren gelegentlichen Anwesenheiten in Brindley-Hall; und sogar ihr Fuchs, den sie während der ersten Jahre drüben noch hatte, wurde so gezäumt. Aber auch in Wien ritt sie jetzt im Prater nie ohne ,Martingal‘. Weil der ganz Alte sich den Whisky verkehrt einschenken ließ – nämlich das Soda voran – wurde im Hause Harriets nur verkehrt eingeschenkt. Man könnte da noch manches nennen. Aber es geschah das alles nicht nur, um dem Schwiegervater gefällig zu sein; nein, es wurde von Harriet selbst alsbald für das Richtigere und das Bessere gehalten; Beweis dessen ist, daß sie zum Beispiel auch in Wien mit dem Schleifzügel ritt, und anderes dieser Art. Ihrem Mann gegenüber kannte Harriet keineswegs eine solche Observanz. Im ganzen und überhaupt: sie schien geradezu den Schwiegervater für einen vernünftigeren Menschen zu halten als ihren Bob.
    Dieser, dem am Reiten weniger lag als seiner Frau, hatte sich einem behaglichen Golf-Sport ergeben, wofür es im Prater einen Club und Plätze gab. Auch Chwostik, dessen Gesellschaft Bob Clayton angenehm war, wurde veranlaßt, in den Club einzutreten und die nicht eben einfache Kunst zu erlernen. So marschierten denn die beiden über den kurzen Rasen der weiten Wiesen in der Krieau, gefolgt von kleinen Buben, die man ,Caddies‘ nannte; sie trugen die Taschen mit den diversen Stöcken. Die Golf-Spielerei begann schon in jenem Herbst 1879, als Milo nach Belgrad abging und er hat sie in Wien noch erlebt, und sich darüber gefreut, und darin auf seine Art auch ein Stück des rechten Weges gesehen, den sein Pēpi nun beschritt. Damals wurde übrigens auch noch die Ersteigung der Raxalpe realisiert – ein Unternehmen, das man in späteren Jahren oft wiederholte – und es ist für Milo denkwürdig geblieben, wie geschickt, ruhig und umsichtig sich die Claytons bei einer kleinen Kletterei anstellten, die sie durchaus hatten mitmachen wollen. Chwostik stieg voran. Ihm waren aus früher Jugend hier manche Steige vertraut. Sein Vater hatte ihn schon als Knaben mitgenommen.
    So rasteten denn Harriet und die drei Herren unterhalb der hier senkrecht emporkanzelnden Wände des Kalkgesteins auf einer schrofigen Matte und sahen in die weite Aussicht. Harriet in einem knöchelfreien, grauen Lodenrock und ebensolcher Jacke, mit grünen Aufschlägen; sie trug hochgeschnürte, gelbe Bergschuhe, und die Männer waren ähnlich beschuht, zu Pumphosen und umgeschlagenen Wadenstrümpfen, die Clayton nicht mit einem Gummi-Elastik, sondern nach englischer Art mit einem unter dem Umschlage herumgelegten längeren Band aus dehnbarem, rauhem Gewebe befestigt hatte. Die Morgensonne lag auf dem Hang. Sie sahen auf die Spitzen der Tannen unter ihnen, die sich weiter weg im dunklen Grün der abfallenden Wälder verloren; von links und rechts wanderten diese auf den Vorbergen dahin, und wo die Kämme tiefer unten zusammenliefen und sich schnitten, lag zwischen ihnen nur ein kleines Stück der Ebene offen und wie getragen von den gekreuzten Höhenzügen.
    M ilohnić hatte indessen seine Reisevorbereitungen vorangetrieben; nun war er’s, der – ganz wie einst Chwostik – auf elegante Gepäckstücke ausging; und seine Ansprüche lagen höher als die Pēpi’s damals. Aus Milo’s Garderobe flog hinaus, was solchen Ansprüchen nicht genügte; und das waren immerhin noch sehr schöne Sachen. Sie kamen dem Herrn Wenidoppler zugute, dem Gatten der Hausmeisterin in Chwostik’s Wohnhause, der aber keineswegs ein gehausmeistertes Individuum war, sondern echten hausmeist’rischen Ur-Geblüts: er selbst hatte gehausmeistert, nämlich seine Gattin Mizzi – o nein! keineswegs horribile dictu! das hatte Chwostik gleich auf der Treppe bemerkt! – durch die Heirat (conciergificator non conciergificatus). Jene Mizzi, geborene Nechwatal, stammte aus ganz anderen Auswüchsen und Bockshörnern unseres lieben Lebens, dessen unappetitliche Möglichkeiten ja unbegrenzt sind. Ihr Vater war ein Roßfleischhauer. Herr Wenidoppler jedoch hatte eine recht gute Stellung inne, als Aufseher und Auslieferer in der Expedition einer großen Tageszeitung. Ursprünglich war er dort Kutscher gewesen.
    Drei Wochen, bevor Milohnić Wien endgültig verließ, fuhr er nach Bregenz und

Weitere Kostenlose Bücher