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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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entschuldigen Sie, Herr ...?“
    „Winterfeldt.“
    „Habe ich Ihnen wehgetan, Herr Winterfeldt?“
    „Ach was.“
    „Kann ich Ihnen etwas zu trinken anbieten? Einen Kaffee?“
    „Gern.“
    „Ihrer Kollegin auch?“
    Dagmar schüttelte den Kopf.
    „Eine Limonade vielleicht?“
    „Nein danke, ich ...“ Sie brach ab. Anne Ludewig zuckte mit den Schultern und ging hinaus.
    „Wie kannst du hier jetzt Kaffee trinken?“, fragte Dagmar mit gepresster Stimme.
    Klaus setzte sich neben sie. „Ich glaube, dir würde ein Tässchen auch nicht schaden, hm?“
    „Du bist geschmacklos! Einer Frau, die gerade ihr einziges Kind ...“
    „Manchmal hilft es, wenn sie irgendwas tun können.“ Klaus betastete seine schmerzenden Rippen. „Hoffentlich kommt ihr Mann bald.“
    „Entschuldige. Ich ...“
    „Schon gut. Ich bin auch froh, wenn wir hier raus sind.“
    Norbert Ludewig nahm die Nachricht vom Tod seines Sohnes mit blassem Gesicht, aber gefasst entgegen. An der Haustür gab er Klaus und Dagmar die Hand. „Danke, dass Sie sich so verständnisvoll um meine Frau gekümmert haben.“
    Klaus setzte seine Mütze auf. „Keine Ursache.“
    „Ich habe große Angst um sie. Sie vergöttert Jens und hat schon zweimal versucht, sich etwas anzutun. Deshalb bin ich Ihnen ...“
    „Sie sollten zu ihr gehen“, sagte Klaus.
    Norbert Ludewig nickte.
    „Auf Wiedersehen“, sagte Dagmar.
    „Besser nicht.“ Er fuhr sich mit der Hand über die Augen. Am Ärmel seines Jacketts hing ein blondes Haar.
    „Ich habe mich reichlich dämlich angestellt, nicht wahr?“, sagte Dagmar auf dem Rückweg zur Dienststelle.
    Klaus sah sie an. „Du hast dein Bestes getan.“
    „Ich habe nichts getan!“
    „Manchmal ist das das einzig Richtige.“
    „Woher wusstest du, dass die Frau suizidgefährdet ist?“
    „Ich wusste es nicht. Na ja. Am Anfang war sie mir ein bisschen zu ruhig.“
    Dagmar hielt an einer Ampel. „Ich kam mir ziemlich fehl am Platz vor.“
    Klaus lächelte. „Als ich meine erste Todesnachricht überbrachte, musste ich vorher eine Valium nehmen und hinterher duschen.“
    „Dann besteht ja noch Hoffnung.“ Sie warf ihm einen schnellen Blick zu. „Ich habe mich noch nie so hilflos gefühlt wie vorhin, Klaus.“
    „Mit den Jahren gewöhnt man sich dran.“
    Die Ampel sprang auf Grün; Dagmar fuhr los. Klaus sah aus dem Fenster. Sein Gesicht war grau. Sascha hatte sich seit zwei Tagen nicht gemeldet.
    Als er nach Hause kam, war die Wohnung verwaist. Der Einkaufszettel, den er Dominique geschrieben hatte, lag unberührt auf dem Küchentisch, das dazugehörige Geld war verschwunden und der Kühlschrank bis auf eine Tüte sauer gewordene Milch und ein vertrocknetes Landleberwürstchen leer.
    Klaus rief Hedi an. Er hatte ihr nicht einmal die Hälfte seiner mühevoll ermittelten Erkenntnisse über Vivienne mitgeteilt, als sie auflegte; weitere Versuche, sie zu erreichen, blieben erfolglos. Er schaltete den Fernseher ein. Es kam nur Mist. Als das Telefon klingelte, sprang er auf und riss das Gerät aus der Halterung. „Hedi, ich ...“
    „Ich habe es geahnt! Du sitzt zu Hause und bläst Trübsal. Du solltest endlich anfangen, dein Leben neu zu ordnen, Junge.“
    „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du dir deine Ratschläge sparen kannst, Mutter?“
    „Aber Junge! Ich will doch nur dein Bestes.“
    „Gute Nacht.“ Klaus beendete das Gespräch und zog den Stecker. Er schaltete den Fernseher aus und starrte die Wände an. Ihm war zum Heulen zumute.

K APITEL 38
    V ivienne trug dottergelbe Leinenschuhe zu einem marineblauen Kleid und hatte blendende Laune. Die Bandage um ihre rechte Hand war verschwunden, von der Prellung nichts mehr zu sehen. Das Frühstück nahm sie von elf bis halb zwölf ein.
    „Klaus hat gestern Abend angerufen“, sagte Hedi.
    Vivienne trank ihren Kaffee aus. „Was für ein herrlicher Sommertag! Wie geschaffen zum Arbeiten!“
    „Er behauptet, dass sie dich in Paris wegen mangelnden Talents von der Akademie geworfen haben.“
    Sie stand auf. „Wenn Rainier kommt, sag ihm bitte, dass ich im Atelier bin, ja?“
    „Dein Bett ist nicht gemacht.“
    „Du bist geschmacklos!“
    „Bevor du gehst, gib mir bitte die Büroadresse deiner Agentin.“
    „Fällt deinem Klaus nichts anderes ein, als gegen mich zu hetzen?“
    „Wir brauchen das Geld!“
    Vivienne sah nach draußen. „Das Licht fällt günstig. Ich muss das ausnutzen.“ Bevor Hedi etwas erwidern konnte, war sie gegangen.
    Wütend räumte

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