Die Wassermuehle
nicht zu antworten.“
Michael grinste. „Und legt größten Wert auf die Betreuung durch einen fachlich qualifizierten Beamten.“
„Was ist mit Hans-Jürgen?“
Michael zuckte mit den Schultern. „Er hat gerade was anderes zu tun.“
„Ich kümmere mich darum“, sagte Dagmar.
Michael verschwand. Klaus stand auf.
„Wo willst du hin?“, fragte Dagmar.
„Den kann ich dir nicht zumuten.“
„Wir leben im Zeitalter der Emanzipation. Dein Kaffee wird kalt.“
Keine zwei Minuten später war sie wieder da. Sie setzte sich an den Schreibtisch und begann, Umläufe zu lesen.
„Du willst mir doch nicht erzählen, dass du mit dem Kerl schon fertig bist?“, sagte Klaus.
Dagmar lächelte. „Hans-Jürgen war nicht zu halten. Als dem fachlich Versierteren habe ich ihm selbstverständlich den Vortritt gelassen.“
„Wie bitte?“
Sie trank ihren Kaffee aus. „Michael ist ein netter Mensch, aber es kann nicht richtig sein, den Müll immer nur denjenigen zuzuschustern, die es versäumen, sich rechtzeitig zu verdrücken.“
Klaus grinste. „Auf die hessische Polizei kommen harte Zeiten zu, wenn du dereinst im Kostüm und mit Aktenköfferchen die Teppichbodenetagen heimsuchst.“
„Bevor ich mir eine solche Maskerade antue, wird die Erde viereckig.“
„Sag deinem Sven, er soll dir zu Weihnachten schon mal ein Set Meißel schenken.“
Hans-Jürgen kam herein. Sein Gesicht war rot vor Zorn. „Wenn du mich noch mal so verscheißerst, kannst du was erleben, Kollegin!“
Dagmar lächelte. „Warum? Du wolltest die Sache doch unbedingt übernehmen.“
„Mordsfeger! Blond wie Gift, hä?“
„Na ja, ich finde, der Doktor hat für sein Alter ein schnuckeliges Figürchen. Und blond ist er immerhin noch zur Hälfte.“
Hans-Jürgen knallte die Tür zu. Klaus verschluckte sich vor Lachen an seinem Kaffee.
* * *
Als Klaus abends nach Hause kam, saß Vivienne auf der Treppe im dritten Stock. Trotz ihrer Schminke sah sie blass und verweint aus. „Ich muss mit dir reden.“
„Ich aber nicht mit dir.“
Sie stand auf und strich ihren Rock glatt. „Es geht um Hedi, nicht um mich.“
Klaus schloss die Wohnungstür auf. „Du hättest dich besser nicht auf die Treppe gesetzt. Dein Hintern ist fleckig.“
„Weißt du eigentlich, wie lange ich schon auf dich warte?“
„Meine Frau hätte dir sagen können, dass ich heute Spätdienst habe.“
„Hedi hat keine Ahnung, dass ich hier bin.“ Sie folgte ihm unaufgefordert in den Flur.
Klaus legte den Schlüssel auf den Garderobenschrank und zog seine Jacke aus. „Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, was es zwischen uns zu bereden gibt.“
„Ich sage es dir drin.“ Vivienne ging ins Wohnzimmer. Sie streifte die Chantal-Gemälde über dem Sofa mit einem kurzen Blick und setzte sich.
Klaus blieb stehen. „Also?“
„Hedi will die Mühle verkaufen.“
„Ein weiser Entschluss.“
„Das finde ich nicht. Es ist ein schönes Haus.“
„Wenn einem nicht gerade das Dach um die Ohren fliegt oder Türen und Fenster zerbröseln.“
„Ich war heute Vormittag in Kronberg und habe versucht, mit deiner Schwägerin eine Vereinbarung über die Rückzahlung meiner Schulden zu treffen, aber mit ihr war nicht zu reden.“
„Was geht mich das an?“
Vivienne lächelte verlegen. „Na ja, immerhin bist du an dem Schlamassel auch nicht ganz unschuldig.“
„Ach? Wer hat denn gelogen? Du oder ich? Und was du mit Hedis Geld gemacht hast, dafür sollte man dich wegen Betruges anzeigen!“
„Gott, ich weiß.“
Klaus sah sie erstaunt an. „Du bist ja geradezu entwaffnend ehrlich heute. Vom Lügensaulus zum Wahrheitspaulus, oder was?“
„Herrje! Glaubst du etwa, es macht mir Spaß, vor dir zu Kreuze zu kriechen? Ich tue es für Hedi.“
„Ich bin gerührt.“
„Ich werde meine Schulden zurückzahlen.“
„Im Jahr 2334?“
Sie stand auf. „Es ist besser, wenn ich gehe.“
„Sag endlich, was du von mir willst.“
„Die Schulden sind in Wahrheit gar nicht der Grund, warum Hedi die Mühle verkaufen will.“
„Sondern?“
„Sie hält es ohne dich nicht länger aus.“
Klaus grinste. „Ich fand ihre Idee, mich zu verlassen, auch nicht besonders toll.“
„Hedi liebt das Haus, ihre Arbeit, die Töpferwerkstatt, den Garten, das ganze Leben da draußen. Außerdem fühlt sie sich für Uwe verantwortlich. Und deine Tochter ist ebenfalls alles andere als unglücklich.“
Klaus musterte Vivienne mit einem verächtlichen Blick. „Ist es
Weitere Kostenlose Bücher