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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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heute?“
    „Du solltest ab und zu die Umläufe lesen.“
    „Wofür habe ich denn dich, hm?“
    Sie knuffte ihn in die Seite. „Fauler Kerl.“
    „Ich habe gehört, dass du mit Hans-Jürgen zusammen das Verfolgungsfahrzeug besetzen willst.“
    „Woher kennst du meine geheimsten Wünsche?“
    Er grinste. „Ist mir vorhin beim Blumenbesorgen eingefallen. Wo soll das Schauspiel stattfinden?“
    „Waldstraße stadtauswärts, glaube ich.“
    „Ich wüsste da einen netten Parkplatz. Gar nicht zu verfehlen. Steht ein großer Stein drauf.“
    Dagmar gähnte. „Ich hoffe, es kommen keine Polofahrerinnen vorbei.“
    „Willst du einen Kaffee?“
    „Ja. Vielleicht hilft’s.“
    Um halb neun trafen mehrere Beamte von der Bereitschaftspolizei ein, und Michael hielt im Sozialraum eine kurze Einsatzbesprechung ab. Klaus und Dagmar wurden als Kontrollposten eingeteilt.
    „Ich hole die Funkgeräte“, sagte Klaus.
    „Und ich die Westen.“
    Er winkte ab. „Lass mal. Wird nicht nötig sein.“
    „Nix da!“ Dagmar ging in den Spindraum hinauf und kam mit zwei Schutzwesten wieder. Stampe suchte nach einer Anhaltekelle, Hans-Jürgen schimpfte, dass jemand seine Taschenlampe entwendet habe. Die Kollegen von der Bereitschaftspolizei standen unschlüssig im Flur.
    Eine halbe Stunde später hatten alle ihre Posten eingenommen. Stampe winkte die Autos heran, Dagmar und Klaus kontrollierten. Es dauerte nicht lange, bis der erste Betrunkene in die Kontrolle fuhr. Er war neununddreißig und von Beruf Lkw-Fahrer. Er behauptete, zwei Bier getrunken zu haben; das Alcotestgerät zeigte 1,4 Promille an. Als Klaus ihm eröffnete, dass er zur Blutentnahme auf die Dienststelle müsse, wurde er aggressiv.
    „Wollen Sie mein Leben ruinieren?“
    „Sie sollten wissen, dass man mit so viel Alkohol im Blut nicht mehr Auto fährt“, sagte Dagmar.
    „Ich brauche aber meinen Führerschein! Mein Chef feuert mich, wenn ich nicht mehr fahren kann!“
    „Das hätten Sie sich vorher überlegen sollen, oder?“, sagte Klaus.
    „Können Sie denn nicht eine kleine Ausnahme machen? Wir haben gebaut, und meine Frau bekommt ihr zweites Kind.“
    Klaus schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid. Nein.“
    Der Mann begann zu weinen. „Bitte, nur dieses eine Mal! Ich verspreche auch, dass es nie wieder vorkommen wird. Und ... vielleicht könnte ich Ihnen ja irgendwie entgegenkommen?“
    „Sie wissen, was Sie da gerade versuchen?“, fragte Klaus ruhig. „Machen Sie die Sache bitte nicht noch schlimmer, als sie ohnehin schon ist.“
    Dagmar war froh, als er endlich weggebracht wurde.
    Außer zwei Fahrzeugmängel-Anzeigen gab es keine besonderen Vorkommnisse mehr, und nach einer knappen Stunde beendete Michael die Maßnahme.
    „Ich habe keine Lust reinzufahren“, sagte Klaus, als er mit Dagmar zum Streifenwagen ging.
    Dagmar unterdrückte ein Gähnen. Sie nahm ihre Mütze ab und legte sie auf den Rücksitz. „Dann drehen wir halt noch eine Runde.“
    Klaus fuhr in Richtung Innenstadt. „Du hast nicht allzuviel geschlafen seit gestern, hm?“
    Sie rieb sich das Gesicht. „Ich bin glockenhellwach.“
    „Ich habe nichts dagegen, wenn du ein bisschen Augenpflege betreibst.“
    „Also, bitte! Ich bin im Dienst!“
    „Ich sag dir Bescheid, wenn’s interessant wird. Versprochen.“
    Klaus ließ das Seitenfenster einen Spalt herunter. Die kühle Luft tat gut. Er freute sich auf das Gesicht von Hedi morgen früh. Gleich nach Dienstschluss würde er zu ihr fahren. Liebe Zeit! Da musste erst Vivienne kommen, damit er merkte, wie kindisch und verbohrt er gewesen war. Mit dem Haus mussten sie allerdings dringend was machen. Selbst wenn er für Hedis Schuldenanteil aufkam, müssten seine Ersparnisse eigentlich reichen, um die nötigsten Reparaturen durchzuführen. Als Erstes würde er einen vernünftigen Finanzierungsplan erstellen und mit den Gläubigern reden. Vor allem mit Bernd. Er konnte sich nicht vorstellen, dass sein Bruder es darauf anlegen würde, ihn und Hedi in den Ruin zu treiben. Außerdem würde er Hedi vorschlagen, ein Gutachten einzuholen. Im derzeitigen Zustand konnte die Mühle nicht viel wert sein. Vielleicht könnte sie das wenigstens davor schützen, dass die zu erwartende Zwangshypothek allzuhoch ausfiele. Dass es dazu kommen würde, stand für ihn außer Frage, nachdem er die Rechnung des Architekturbüros gesehen hatte. Andererseits: Bei einem Hauskauf in Offenbach hätte er auch ein Darlehen aufnehmen müssen. Das Schwierigste würde

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