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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Gör.“
    „Wie lange hat sie in deinem Bad gebraucht?“
    „Äh ... Das ist schon ein Weilchen her.“
    Es war das erste Mal, dass Hedi ihn verlegen sah. „In der Bunten Woche steht, dass du ein unverbesserlicher Don Juan bist.“
    „Ich dachte, du bevorzugst niveauvollere Lektüre.“
    „Du überschätzt mich.“
    Er nahm ihre Hand und küsste sie. „Für dich könnte ich auf meine alten Tage glatt treu und redlich werden. Und meine Ferien mit Begeisterung in einer Odenwälder Wassermühle verbringen.“
    „Nur die Ferien?“, fragte sie schmunzelnd.
    Er sah sie ernst an. „Ich hoffe, du verstehst, dass ich hier nicht einfach alle Zelte abbrechen kann.“
    Sie verstand es, und sie hatte nie ernsthaft darüber nachgedacht, es von ihm zu verlangen. Aber warum verlangte sie es dann von Klaus? Warum war sie ihm gegenüber stur und sah die Dinge bei Wolfgang so gelassen?
    Wolfgang ließ ihre Hand los. „Ich weiß, wie sehr du an der Mühle hängst, und ich möchte auf keinen Fall, dass du sie verkaufst. Wir könnten einen Verwalter einsetzen.“
    „Oder ein Museum daraus machen.“
    Er lächelte. „Alles, was du willst.“
    Eine rothaarige Frau kam auf sie zu. Sie trug ein fliederfarbenes Kleid und hatte schwarz lackierte Fingernägel. „Ciao, Wolfgang! Leider habe ich es nicht früher geschafft.“
    Wolfgang küsste sie auf beide Wangen. „Ciao, Helena. Schön, dich zu sehen. Darf ich dir Hedi Winterfeldt vorstellen?“
    Nach der gegenseitigen Begrüßung erzählte Helena von einem Top Event in der vergangenen Woche, bei dem Wolfgang schmerzlich vermisst worden sei. Hedi hörte nur mit halbem Ohr zu. Als sie das Mädchen mit dem Schreibzeug kommen sah, zog sie sich dezent zurück, ging in den Lichthof hinaus und setzte sich auf einen bunten Betonquader, der zwischen den Bambuspflanzen stand. Der Umschlag war bereits frankiert; Briefpapier und Kugelschreiber trugen die gleiche Aufschrift wie die Blätter in der Ausstellungsmappe.
    Viel Vergnügen bei der Lektüre und beste Grüße aus München! schrieb Hedi quer über den Briefbogen. Sie setzte ihre Unterschrift darunter, steckte das Blatt zusammen mit der Mappe ins Kuvert und adressierte das Ganze an Anette.
    Sie war fast eine Viertelstunde unterwegs, bis sie einen Briefkasten fand, aber das war es ihr wert.
    Als sie in die Galerie zurückkam, war Helena verschwunden. Wolfgang stand vor Viviennes Bildern und unterhielt sich mit einem elegant gekleideten, ernst aussehenden Mann in den Vierzigern. Ob das Dr. Siebmann war? Hedi spürte, wie ihr Herz klopfte. Würde er die Bilder kaufen? Oder merkte er am Ende, was gespielt wurde? Was würde geschehen, wenn er es merkte? Wolfgang gab dem Mann die Hand und begleitete ihn hinaus.
    „Hast du deine Korrespondenz erledigt?“, fragte er, als er wiederkam.
    Hedi nickte. „Der Mann, mit dem du gerade gesprochen hast: War das Dr. Siebmann?“
    „Nein, Hellmuth von Hensenhausen-Glauburg. Er besitzt Kunstgalerien in Berlin und Wien. Dr. Siebmann steht da drüben.“
    Hedi starrte ungläubig auf den schmächtigen Mittfünfziger, der gerade ein Bild mit rostroten Kugeln betrachtete. Mit seinem gescheitelten Haar und dem altmodischen Anzug hätte er eher hinter einen Schreibtisch beim Finanzamt gepasst als in eine Ausstellung über Moderne Kunst.
    Wolfgang lächelte. „Er nimmt alle drei, und der Vertrag ist so gut wie unter Dach und Fach. Außerdem habe ich bereits weitere Anfragen vorliegen. Ich gehe davon aus, dass sich Vivienne bald vor Aufträgen nicht mehr retten kann. Wir sollten sie nachher anrufen.“
    Hedi schluckte. „Wenn du nichts dagegen hast, würde ich es ihr gern persönlich sagen.“
    Eine Frau mit einer weißen Federboa kam in die Galerie und schaute sich suchend um.
    „Eine gute Kundin von mir“, sagte Wolfgang. „Du entschuldigst mich einen Moment?“

K APITEL 53
    „N a? Hast du deine Knochen wieder sortiert?“, fragte Dagmar, als sie Viertel vor sieben zum Nachtdienst kam.
    Klaus verzog das Gesicht. „Ich verstehe wirklich nicht, wie jemand behaupten kann, Sport sei gesund. Ich fühle mich wie achtzig.“
    „Das gibt sich.“
    „Wenigstens habe ich danach gut geschlafen.“ Er sah sie aufmerksam an. „Du nicht, oder?“
    Sie zuckte mit den Schultern. „Hat Michael schon gesagt, wann wir die Kontrolle machen?“
    „Welche Kontrolle?“
    „Also! Du wirst doch nicht Herrn Kissels Vorgabe vergessen haben? Pro Schicht eine Standkontrolle diesen Monat.“
    „Ach je. Und das ist

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