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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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getreten!“
    Dagmar sprang auf. „Klaus! Wie geht es dir?“
    „Das habe ich gerade gesagt, oder?“ Grinsend hielt er ihr seinen rechten Arm hin; der Hemdärmel war zerschnitten und nach oben geschlagen, die Hand und der Unterarm waren eingegipst. „Mein Ju-Jutsu-Lehrer hätte gesagt: Noch dämlicher kann man gar nicht hinfallen, Winterfeldt!“ Er wurde ernst. „Nun mach nicht so ein Gesicht. Ich lebe noch.“
    „Wir müssen zurück zur Dienststelle.“
    Er blieb vor ihr stehen. „Und wie geht’s dir, hm?“
    „Gut.“
    „Du sollst mich nicht immer anlügen.“
    Dagmar drehte sich wortlos um und ging zum Ausgang. Klaus folgte ihr kopfschüttelnd.
    „Was ist los?“, fragte er, als sie vom Krankenhausgelände fuhren.
    „Es ist meine Schuld. Ich war müde und habe nicht aufgepasst.“
    „Halt bitte an.“ Sie reagierte nicht. „Verdammt! Halt an!“
    Erschrocken fuhr sie an den Straßenrand. „Klaus, ich ...“
    „Jetzt hörst du mir mal zu, ja? Wir haben eine Kontrolle gemacht, und wir waren ein bisschen leichtsinnig dabei. Das geht hundertmal gut, und heute ging es schief. Also, wenn überhaupt, sind wir beide dafür verantwortlich. Wir werden daraus lernen. Und damit ist für mich das Thema erledigt. Kapiert?“
    „Aber ich hätte ...“
    „Könntest du endlich damit aufhören, päpstlicher zu sein als der Papst?“
    „Wenn du mit jemand anderem gefahren wärst ...“
    „Wenn du diesen Schwachsinn auf der Dienststelle loslässt, fahre ich demnächst tatsächlich mit jemand anderem, verlass dich drauf!“
    Ihre Hände krampften sich um das Lenkrad. „Auch wenn du versuchst, mir die Schuldgefühle auszureden, ich weiß genau, dass ...“
    „Himmel noch mal! Glaubst du, du bist die Einzige, die Bockmist baut? Ich hab mal ein Schlafzimmer durchsucht und den Einbrecher im Bettkasten übersehen. Uli hat mich in den Senkel gestellt, und damit war’s gut. Weitere Beispiele gefällig?“
    Sie lächelte zaghaft. „Nein.“
    Eine Streife vom Ersten Revier meldete die Festnahme einer verdächtigen Person im Lilipark. Klaus grinste. „Na bitte! Und jetzt fahren wir zur Dienststelle und schauen uns die Figur bei Licht an.“
    Dagmar nickte. Klaus legte seine Hand auf ihren Arm. „Jeder von uns macht Fehler. Dafür sind wir ja auch Menschen und keine Maschinen. Du hast mir das Leben gerettet, du Dummkopf.“
    Sie sah ihn verständnislos an.
    „Ohne die Schutzweste wär’s ein Volltreffer geworden. Der Doktor meinte, als Gegenleistung hättest du mindestens ein Fünfgängemenü bei mir gut. Zusätzlich zu dem, was ich dir ohnehin noch schulde.“
    „Ach, Klaus. Ich ...“
    „Du und Uli, ihr seid die besten Kollegen, mit denen ich je Dienst gemacht habe. Und jetzt fahr bitte. Ich bin nämlich neugierig, ob die den richtigen Vogel eingefangen haben. Außerdem müssen wir drei Zeilen dazu schreiben.“ Er betrachtete lächelnd seine rechte Hand. „Das heißt, du schreibst. Ich diktiere.“

K APITEL 57
    H edi hielt das Telefon noch in der Hand, obwohl das Gespräch längst beendet war. Wolfgang nahm es ihr ab. „Bitte sage mir endlich, was los ist, ja?“
    „Klaus ... Sie hatten eine Schießerei. Ich muss sofort heim.“
    „Ist er schwer verletzt?“
    „Sein Chef sagt, nein. Aber was wollte er mitten in der Nacht im Odenwald?“ Sie presste die Hände gegen ihre Schläfen. „Vivienne sagte ihm, dass ich in München bin, und er fuhr ohne ein Wort weg.“
    Wolfgang lächelte. „Vermutlich ist er nach Offenbach zurück. Und dort kann er frühestens in einer Dreiviertelstunde ankommen, oder?“
    „Aber Sascha müsste da sein! Entschuldige, aber ich muss los.“
    „Ich bringe dich hin.“
    „Nein.“
    Er blies die Kerzen aus. „Du glaubst doch nicht im Ernst, dass ich dich in deinem Zustand alleine fahren lasse? Noch dazu in dieser klapprigen Rostlaube! Pack deine Sachen; ich sage Anna Bescheid, dass sie sich ums Essen kümmert. Wäre ja schade drum.“
    „Es tut mir so leid.“
    „Warum? Ich muss sowieso mit Vivienne sprechen. Und ein nettes Gästezimmer werdet ihr ja wohl für mich haben? Notfalls nehme ich das mit der Glocke davor.“
    „Aber mein Auto ...“
    „Ich sorge schon dafür, dass dein Porsche in die Heimat kommt.“
    Sie hatte Tränen in den Augen. „Warum tust du das?“
    „Weil ich es partout nicht leiden kann, wenn du weinst.“
    Hedi küsste ihn auf die Wange. „Danke.“
    Er grinste. „Wir trinken bei Gelegenheit ein Gläschen Rotwein darauf.“
    Sie lächelte verlegen.

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