Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
Vom Netzwerk:
„Lieber nicht.“
    Zwanzig Minuten später waren sie auf der Autobahn. Hedi rief viertelstündlich in Offenbach und auf Klaus’ Handy an; es war vergebens.
    „Vielleicht steht er mit einer Panne irgendwo im Wald und hat kein Netz“, sagte Wolfgang. „Ich schlage vor, ich lasse dich an eurer Wohnung raus und fahre von dort die Strecke bis zur Mühle ab. Irgendwo werden wir ihn schon aufgabeln.“
    Kurz vor halb fünf Uhr morgens erreichten sie Offenbach. Wolfgang hielt vor der Hofeinfahrt. Die Fassade war immer noch eingerüstet. Die Plastikplanen bewegten sich im Wind.
    „Wenn er da ist, ruf mich an, ja?“ Er drückte ihre Hand. „Alles Gute, Hedi.“
    Der Kloß in ihrem Hals schmerzte. „Danke. Dir auch.“
    Die Wohnung war aufgeräumt, dunkel und leer. Klaus’ verschmutzte Uniform hing über der Badewanne. Sein Bett war unberührt; auf dem Nachttisch lag sein Handy. Es war ausgeschaltet. Im Wohnzimmer stand Saschas Laptop. Darauf lag ein Zettel: Sabine hat angerufen. Ich soll ihr was helfen. Ich bleib dann gleich da. Gruß Sascha.
    Hedi setzte sich und starrte die Tapete an. Wenn Klaus nach Offenbach zurückgefahren wäre, hätte er längst da sein müssen! Womöglich hatte er tatsächlich eine Panne? Oder einen Unfall? Oder ... Der Gedanke tat weh, aber es war eine Möglichkeit. Hedi fuhr den Computer hoch. Streibel, hatte er gesagt. Dagmar. Sie suchte eine Seite für die Telefonauskunft und gab den Namen ein. Streibel, D., Frankfurt : Das musste sie sein. Ihr Herz klopfte, als sie die Nummer wählte. Es dauerte eine Weile, bis abgenommen wurde.
    „Berger“, meldete sich eine verschlafene Männerstimme.
    Hedi wurde heiß. „Entschuldigen Sie bitte ... Eigentlich wollte ich Frau Dagmar Streibel sprechen.“
    „Liebe Güte! Haben Sie mal auf die Uhr gesehen?“
    „Wer ist das denn, Sven?“, fragte eine Frau im Hintergrund.
    „Da will sich jemand mit dir unterhalten. Wie war gleich der Name?“
    „Winterfeldt“, sagte Hedi.
    „Eine Frau Winterfeldt“, sagte Sven.
    „Was? Gib her!“ Einen Augenblick später hatte Hedi sie am Apparat. „Ist etwas mit Klaus?“
    „Ich hoffte, Sie könnten mir sagen, wo er ist“, sagte Hedi verlegen.
    „Ja, aber ... Er ist schon vor Mitternacht nach Hause. Ein Kollege hat ihn gefahren.“ Sie machte eine kleine Pause. „Sie wissen, was passiert ist?“
    „Ja.“
    „Wo sind Sie denn jetzt?“
    „In unserer Wohnung in Offenbach.“
    „Ist sein Auto da?“
    „Vor dem Haus steht es nicht.“
    „Dann sollten Sie im Odenwald anrufen. Zuzutrauen wär’s ihm.“
    „Er war gegen halb eins dort, aber ich war nicht zu Hause.“
    „Er hat sich gestern den ganzen Tag über darauf gefreut, Ihnen zu sagen, dass er zu Ihnen ziehen will.“
    Hedi kämpfte gegen die Tränen. „Bitte entschuldigen Sie vielmals, dass ich Sie um diese Uhrzeit geweckt habe.“
    „Und er hat nirgends eine Nachricht hinterlassen?“
    „Nein.“
    „Ihr Sohn weiß auch nichts?“
    „Sascha ist nicht da.“
    „Vielleicht ist Klaus ja zu ihm und seiner Freundin in die Wohnung gefahren.“
    „Mhm.“ Hedi schämte sich, ihr einzugestehen, dass sie nicht einmal wusste, dass Saschas Freundin überhaupt eine Wohnung hatte.
    „Leider habe ich keine Ahnung, wo das ist“, sagte Dagmar, als hätte sie Hedis Gedanken erraten. „Ich kann Ihnen nur sagen, dass sie Sabine heißt.“
    „Wahrscheinlich ist er dort, ja. Bitte entschuldigen Sie die Störung.“
    „Falls er sich bei mir melden sollte – wo kann ich Sie erreichen? In Offenbach?“
    „Oder über mein Handy.“ Hedi gab ihr die Nummern. „Danke für Ihre Hilfe.“
    „Keine Ursache. Rufen Sie mich an, wenn er wieder da ist. Egal, um welche Uhrzeit. Bitte.“
    Hedi versprach es. Sie suchte auf dem Computer und in Saschas Zimmer nach der Adresse oder einer Telefonnummer von Sabine, aber sie fand nichts. Und auf Saschas Handy meldete sich nach wie vor nur die Mailbox. Sie rief Wolfgang an. Er war kurz vor der Autobahnabfahrt nach Hassbach und hatte nichts Neues zu melden. Hedi sagte ihm, dass sie die nähere Umgebung nach Klaus’ Wagen absuchen wollte.
    Es war kühl und sie fror, als sie nach draußen kam. Das fahle Licht der Straßenlaternen ließ das eingerüstete Haus gespenstisch wirken; der Bordstein war bis auf den letzten Zentimeter zugeparkt. Irgendwo hörte sie Betrunkene grölen, zu sehen war niemand. Sie ging die Häuserblöcke ab.
    Der Opel stand drei Straßen entfernt zwischen einen Baum und einen Pritschenwagen

Weitere Kostenlose Bücher