Die Wassermuehle
im Februar vielleicht was in Darmstadt zu machen ist.“
Hedi schlüpfte in ihre Hausschuhe. „Willst du frühstücken oder schlafen?“
„Was für eine Frage! Frühstücken natürlich.“
„Vorher möchte ich dir etwas zeigen.“
Sie gingen ins Wohnzimmer. Über dem Kamin hing ein Gemälde von der Eichmühle. Der Wein und die Rosen an der Fassade sahen aus wie echt.
„Schön, nicht? Kam gestern Abend mit Express. Vivienne hat es uns zum Abschied gemalt. Und als Erinnerung. Henning Schultheiß sagt, alle Pflanzen müssen weg, und die Beete am Haus auch, weil überall aufgegraben wird. Sie reißen sogar das Dach wieder ab. Wie gut, dass Juliette das nicht mehr erleben muss.“
Klaus streichelte ihr Gesicht. „Ich bin sicher, nach der Restaurierung wird deine Mühle schöner aussehen als je zuvor.“
„Wenn’s nur erst soweit wäre.“
„Du wolltest ja unbedingt bis zum neuen Jahr warten.“
„Ich möchte eben gern mit meiner Familie Weihnachten hier feiern.“
Klaus räusperte sich. „Sascha kommt an Heiligabend nicht.“
„Das ist nicht sein Ernst!“
„Er hat versprochen, uns am ersten Feiertag mit Sabine zusammen zu besuchen. Unsere Kinder werden langsam erwachsen, hm?“
Hedi ging in die Küche, Klaus setzte sich an den gedeckten Tisch im Esszimmer. „Übrigens, der Termin am Samstag geht in Ordnung“, sagte er, als sie mit der Kaffeekanne hereinkam. „Wird auch Zeit, dass ich endlich mein Versprechen einlöse.“
Hedi schenkte ihm Kaffee ein. „Die Dienstpläne von zwei Polizisten, einer Gemeindeschwester und einem Flugbegleiter unter einen Hut zu bekommen, ist eben schwierig. Wohin entführst du uns denn?“
„Ich habe Dagmar die Entscheidung überlassen. Wahrscheinlich ein schniekes Lokal in Frankfurt. Sie sagt, Sven freut sich schon darauf, den Störenfried kennenzulernen, der ihn zu nachtschlafender Zeit aus seinen Träumen gerissen hat.“
„Ich freue mich auch“, sagte Hedi. „Übrigens wüsste ich eine gemütliche Apfelweinkneipe in Sachsenhausen, in der wir einen Abschlusstrunk nehmen könnten. Sie gehört einem netten Mathestudenten, und ich habe Lust, ein bisschen Glücksfee zu spielen.“ Sie sah sein fragendes Gesicht und lachte. „Ich erklär’s dir nach dem Frühstück.“
Er griff nach der Zuckerdose. „Ich habe leider noch eine Hiobsbotschaft.“
Hedi schnitt ein Brötchen auf und strich Butter darauf. „Macht unser Vermieter Probleme wegen der vorzeitigen Kündigung?“
„Nein. Am zweiten Feiertag kommt Mutter zu Besuch.“
Hedi lächelte. „Dafür habe ich gleich zwei gute Nachrichten für dich. Elli hat mit den Eigentümern vom Meierhof gesprochen. Wir können dort wohnen, bis die Mühle renoviert ist. Und gestern Abend rief Wolfgang an. Viviennes Arbeiten haben auf der Internationalen Kunstmesse Lineart in Gent Höchstpreise erzielt.“
„Freut mich zu hören.“
Hedi verteilte Honig auf ihrem Brötchen. „Er hat Vivienne ganz schön an der Kandare. In ihrem Vertrag steht, dass sechzig Prozent ihrer Nettoeinnahmen direkt an uns überwiesen werden, bis alle Schulden bezahlt sind. Bei den Summen, die Sammler mittlerweile für ihre Bilder bieten, wird das vermutlich nicht allzulange dauern. Ich glaube, er hat sich in sie verliebt.“
„Stört’s dich etwa?“
„Ach was. Ich freue mich für die beiden. Obwohl ich mir nur schwer vorstellen kann, dass er es auf Dauer erträgt, wenn sie ihre Accessoires in seiner porentief reinen Wohnlandschaft verteilt.“
„Wahrscheinlich sieht er es nicht mal. Frisch Verliebte sind ja bekanntlich blind. Was wird eigentlich aus dem Atelier da draußen, das die Welt nicht braucht?“
„Elli hat vorgeschlagen, einen Hofladen daraus zu machen. Oder Uwe nutzt es als zusätzlichen Verkaufsraum für seine Gärtnerei. Ich könnte allerdings auch meine Keramiken darin ausstellen.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Wie wär’s mit einer gemütlichen kleinen Mühlenschenke?“
Klaus köpfte sein Ei. „Auf den Trubel kann ich gern verzichten.“
„Aber du bräuchtest dann nicht mehr ständig in den Alten Krug zu rennen. Schau nicht so. Es war ein Scherz.“
„Das ist es nicht.“
„Was dann, hm?“
„Das Ei ist hart!“
Sie sahen sich an und lachten.
S TATT EINES E PILOGS
Bonbons aus meiner Briefpost
Liebe Autorin, lieber Autor,
Sehr geehrter Herr Hahn!
Ihr Manuskript ist wohlbehalten bei uns eingetroffen und wird von uns geprüft werden. Ihr Manuskript wurde unter der Nummer 108 registriert.
Ein Formbrief.
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