Die Wassermuehle
schauten seine nackten Füße heraus.
„Wann bist du nach Hause gekommen?“, fragte sie laut.
Er fuhr hoch. „Wie? Was ...?“
Die Bettdecke bewegte sich, und hinter seinem Rücken tauchte ein braungelocktes, barbusiges Mädchen auf.
„Was is’n los?“, fragte sie verschlafen.
Hedi verschlug es die Sprache.
„Das ist Corinna“, sagte Sascha.
„Du kommst sofort ins Wohnzimmer!“ Hedi drehte sich um und ging.
Corinna schlug die Decke zurück. „Ich glaub, ich verkrümel mich besser.“
„Nix da.“ Sascha küsste sie und stand auf. „Ich regele das. Wär ja gelacht.“ Er zog seinen Bademantel an. „Das ist mein Zimmer. Und ich bestimme, wer hier übernachtet. Klar?“ Der Terminator war ein Dreck gegen ihn.
Hedi lief im Wohnzimmer auf und ab. Sascha blieb sicherheitshalber in der offenen Tür stehen. „Äh, Mama ... Reg dich nicht auf.“
„Du liest Bücher über Schwangerschaft. Du kommst nicht nach Hause. In deinem Bett liegt ein nacktes Mädchen! In unserer Wohnung! Und ich soll mich nicht aufregen?“
Sascha versuchte ein Grinsen. „Wär’s weniger schlimm, wenn’s nicht in unserer Wohnung wäre?“
Hedi blieb stehen und warf ihrem Sohn einen vernichtenden Blick zu. „Ich will auf der Stelle wissen, was das alles zu bedeuten hat!“
Klaus kam herein, ebenfalls im Bademantel. Er sah Hedi an. „Hast du ’n Alka Seltzer für mich?“
„Warte nur, bis dir dein Sohn sein neuestes Steckenpferd vorgestellt hat, dann wirst du noch ganz andere Mittel brauchen.“
Klaus fuhr sich durch sein verstrubbeltes Haar. „Bitte, Schatz. Ich bin nicht in Form für Ratespielchen.“
Hedi sah Sascha an. „Na, los! Berichte Opa Klausi die Neuigkeit des Tages.“
„Was soll der Käse?“ Er stutzte. „Opa? Warum nennst du mich Opa? Willst du etwa andeuten ...?“
„Will ich. Dein Sohn studiert nämlich seit Neuestem Ratgeber für angehende Väter. Er hat mir allerdings noch nicht verraten, ob er Prävention betreibt oder schon Nachbereitung.“
„Er ist auch dein Sohn“, sagte Klaus.
„Corinna ist schwanger, ja“, gestand Sascha. „Aber ...“
Hedi schlug die Hände über dem Kopf zusammen. „Ich glaub’s einfach nicht! Bist du nicht aufgeklärt worden? Habe ich all die Jahre gegen die Wand geredet?“
„Ich hätte dich allerdings auch für klüger gehalten“, sagte Klaus.
„Mehr fällt dir dazu nicht ein?“, rief Hedi wütend.
Klaus zuckte mit den Schultern. „Das Kind ist ja nun mal in den Brunnen gefallen. Sozusagen.“
In der Wohnzimmertür tauchte Corinna auf. Sie hatte sich angezogen und ihr Haar zu einem Pferdeschwanz gebunden. In ihrer rechten Hand hielt sie den lila Rucksack. „Vielleicht kann ich die Sache aufklären?“
Klaus sah sie ungläubig an. „Wer bist du denn?“
„Die werdende Mutter“, sagte Hedi. „Und zwar mindestens im siebten Monat, wenn ich das richtig deute.“
„Neunundzwanzigste Woche“, sagte Corinna.
„Wie? Was?“ Klaus rieb sich die Stirn. Er brauchte dringend ein Alka Seltzer. Besser zwei.
„Sascha ist nicht der Vater von meinem Baby“, sagte Corinna.
Hedi musterte sie zweifelnd. „Und wer dann?“
„Einer aus meiner Klasse.“ Sie schniefte. „Er hat Schluss gemacht, als ich es ihm sagte.“
„Ich kümmere mich um dich“, sagte Sascha. „Und um das Baby.“ Er streichelte ihre Wange. „Ich werde euch nicht im Stich lassen.“
Hedi traute ihren Ohren nicht. „Was sagen deine Eltern dazu?“
Corinna kramte ein Taschentuch aus ihrem Rucksack. „Ich soll nicht so viel Schokolade essen.“ Sie schnäuzte sich. „Gestern habe ich ihnen die Wahrheit gesagt. Auf der Silvesterparty.“
„Prima Zeitpunkt“, bemerkte Klaus.
„Und?“, fragte Hedi.
„Sie haben mich rausgeworfen.“
„Wie alt bist du?“
„Achtzehn. Wenn Sascha nicht gewesen wäre, hätte ich unter ’ner Mainbrücke pennen müssen.“
Hedi ließ sich auf die Couch fallen. „Und ich dachte schon ...“
„Danke für euer Vertrauen“, sagte Sascha beleidigt.
Corinna steckte das Taschentuch weg. „Ich hab keinen Schimmer, was ich jetzt machen soll.“
„Wie wär’s mit Frühstücken?“, schlug Klaus vor. Er sah Hedi an. „Ich springe vorher schnell unter die Dusche. Bitte denk dran, die Eier ...“ Ihr Blick ließ ihn den Rest des Satzes hinunterschlucken.
In der ersten Januarwoche verschwand das Gesicht der Lächelnden Frau unter Eis und Schnee, aber Hedi registrierte es nicht einmal. Als sie am dritten Januar ihre Nachtdienstwoche
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