Die Wassermuehle
begann, wusste die ganze Station über die Liaison des scheidenden Oberarztes Dr. Bechstein Bescheid.
Hedi schwor Brigitte, niemandem etwas verraten zu haben, doch sie glaubte ihr nicht. Seitdem herrschte Schweigen zwischen ihnen.
Belinda startete mit einem gelben Zettel ins neue Jahr und Vivienne mit ungewohnt schlechter Laune. Hedi hatte gehofft, mit ihr über ihre Probleme reden zu können, aber sie hörte nicht richtig zu, wirkte fahrig und gereizt. Und dass Juliette am Telefon fröhlich über ihre Kaninchen und Hühner plauderte, die überstandene Grippe jedoch mit keinem Wort erwähnte, machte die Sache nicht besser. Als Hedi versprach, bald vorbeizukommen, lachte sie.
„Willst du mit deiner Karosse im Eichenwäldchen Schlitten fahren? Wir sind bis zu den Ohren eingeschneit. Elli hat sogar mit dem Geländewagen Probleme.“
Hedi konnte den Namen nicht mehr hören. „Dann gib mir wenigstens Bescheid, wenn der Schnee wieder weg ist.“
„Mach dir bloß keine Sorgen um mich alten Zausel. Ich habe schon härtere Winter in der Eichmühle überlebt.“
„Tante Juliette, du musst mir nichts vormachen.“
„Tu ich nicht, Hedilein. Und wenn’s ganz dicke kommt, habe ich ja immer noch Elli.“
* * *
Im Gegensatz zu Hedi war Klaus ohne Wenn und Aber dafür, Corinna in Saschas Zimmer wohnen zu lassen. Er opferte sogar einen halben Urlaubstag, um ein Gästebett zu kaufen, in dem jetzt Sascha schlief. Hedi fand, dass ihre beiden Männer es mit der Schwangerenbetreuung entschieden übertrieben. Sascha ließ seine Corinna nicht einmal eine Zeitung aufheben. Hedis Bemerkung, dass Kinderkriegen keine tödliche Krankheit sei, ignorierte er ebenso wie ihre dezenten Versuche, ihm klarzumachen, dass Corinna seine Gefühle und Erwartungen nicht teilen müsse, nur weil sie vorläufig bei ihm Unterschlupf gefunden habe.
„Corinna wohnt bei mir, weil wir uns lieben! Ich werde sie heiraten.“
„Du bist sechzehn!“
„Demnächst siebzehn. Und nächstes Jahr achtzehn.“
„Du bist zu jung, um dir eine Frau mit Kind aufzuhalsen.“
„Wer predigt denn immer, dass es nie zu früh ist, Verantwortung zu übernehmen?“
„Ich habe Verantwortung für dich, solange du noch nicht volljährig bist.“
„Siehste! Da ist es doch praktisch, wenn wir in deiner Nähe bleiben, damit du deine Pflicht auch erfüllen kannst, Mama.“
Corinna vertraute Hedi an, dass es ihre Eltern nach wie vor kategorisch ablehnten, sie oder das Baby zu sehen. „Ich bin Ihnen wirklich sehr dankbar, dass ich hier wohnen darf, Frau Winterfeldt.“
Hedi beschlich das Gefühl, dass ihr Saschas Fürsorglichkeit langsam auf die Nerven ging. „Ich wette, dass deine Familie am Wochenbett Schlange steht.“
Corinna schüttelte traurig den Kopf. „Bestimmt nicht. Die sind alle total konservativ und verbohrt. Nicht so verständnisvoll wie Sie.“
„Meine verständnisvolle Mutter würde mich teeren und federn, wenn ich geschwängert nach Hause käme!“, sagte Dominique. Sie reagierte zunehmend aggressiv, sobald die Sprache auf Corinna und ihr Baby kam.
„Na ja, erfreut wäre ich sicherlich nicht“, gab Hedi lächelnd zu.
Dominique sah sie verächtlich an. „Schon klar! Eltern sind voll die Nullchecker, wenn’s um ihre eigenen Kinder geht.“
„Ich glaube, Dominique ist auf Corinna eifersüchtig“, sagte Hedi zu Klaus, aber der lachte nur. Hedi stritt sich mit ihm, weil er den unangenehmen Teil der Erziehungsarbeit wieder einmal ihr überließ, weil er nicht für Ruhe sorgte, wenn sie gestresst aus dem Nachtdienst kam, und weil er Urlaub genommen hatte, ohne es ihr vorher zu sagen.
„Während du deine Tage vor der Glotze verplemperst, weiß ich nicht, wo mir der Kopf steht.“
„Ich habe Termine für Tachnon.“
„Morgens von acht bis zehn, und danach lässt du den Tag mit Ralf gemütlich im Vincenzo ausklingen, was?“
„Ich habe immerhin den Keller aufgeräumt.“
„Das ist wahrlich keine Heldentat, mein Lieber.“
„Egal, was ich tue: Es ist dir doch sowieso nicht recht.“
„Meine Keramiken sind keine Behälter für Nägel und Schrauben!“
„Ich habe dir schon zehnmal gesagt, dass es mir leid tut.“
„Und ich habe dir schon zehnmal gesagt, dass das Wohnzimmer renoviert werden muss.“
„Im Sommer, Schatz.“
„Das sagst du seit drei Jahren!“
„Soll ich vielleicht bei zehn Grad minus die Fensterrahmen streichen?“
„Beim Tapezieren kannst du die Fenster zulassen.“
„Entweder renoviere ich richtig oder
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