Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
Vom Netzwerk:
und streckte Klaus ihre manikürte Rechte hin. „Ciao, Klaus. Ich bin Vivienne.“
    „Tag, Vivienne.“
    Vivienne versuchte, ihn in ein Gespräch zu verwickeln, doch er dachte nicht daran, mit ihr Smalltalk zu machen. Er nahm die Zeitung vom Sideboard. „Lasst euch nicht stören. Ich gehe rüber in die Küche.“
    Hedi sah, dass Vivienne irritiert war. Insgeheim freute sie sich, dass ihre attraktive Freundin gegen die Offenbach-Post keine Chance hatte.
    Vivienne sah zur Uhr. „Ich muss ohnehin los. Sehen wir uns am kommenden Freitag bei mir?“
    „Ich muss arbeiten. Ich rufe dich an, ja?“
    Sie gingen in den Flur, und Vivienne zog ihren Mantel an. „Ein Grandseigneur ist dein Klaus zwar nicht gerade, aber er sieht nicht übel aus. Bis dann.“
    „Tschüss, Vivienne.“ Hedi schloss die Tür, lief pfeifend in die Küche, nahm Klaus die Zeitung weg und küsste ihn.
    „Womit habe ich mir denn soviel Ehre verdient?“, fragte er lächelnd.
    „Wie findest du sie?“
    „Sie erinnert mich an Anette. Ein hübscher Kleiderständer, hm?“
    „Also, das kannst du so nicht sagen!“
    Er zog sie auf seinen Schoß. „ Wäre es dir etwa lieber, wenn ich sie unwiderstehlich fände?“
    „Ist sie es denn nicht?“
    Er küsste sie. „Lass dir bloß nichts einreden.“
    „Was sollte ich mir bitte einreden lassen?“
    „Die Woche war verflixt lang ohne dich.“
    Hedi verzog das Gesicht. „So oft, wie du angerufen hast, musst du mich wirklich sehr vermisst haben.“
    Er lachte. „Sorry. Entweder war’s zu spät oder besetzt.“
    Hedi zuckte die Schultern. „Dominique führt neuerdings Dauergespräche mit irgendeinem Axel. Und nutzt aus Kostengründen dafür sämtliche Telefone, derer sie habhaft werden kann.“
    „Was?“
    „Tja. Unsere Kinder werden langsam erwachsen.“
    „Aber Hedi! Dominique ist ...“
    „... eine ziemlich gutaussehende Göre, die sich ihrer Wirkung auf die Männerwelt durchaus bewusst ist. Die Zeiten, in denen du ihr Gute-Nacht-Geschichten vorgelesen hast, sind vorbei, mein Lieber.“
    Er wollte etwas erwidern, aber sie legte lächelnd eine Hand auf seinen Mund. Mit der anderen streichelte sie sein Gesicht. „Soll ich dir was verraten? Die Woche war verflixt lang ohne dich!“

K APITEL 13
    „D u bist geizig“, sagte Michael Stamm zu Klaus, als er im Februar zu seinem zweiten Spätdienst kam. Er hielt ein engzeilig beschriebenes Blatt hoch. „Oder warst du nach vier Wochen Abstinenz noch nicht wieder aufnahmefähig für die Nöte unserer verunfallten Mitbürger?“
    „Worum geht es denn?“, fragte Dagmar. Sie stand neben dem Wachtisch und blätterte eine Laufmappe durch.
    Michael grinste. „Du hättest dem armen Menschen zwei Anhörbögen geben sollen, Kollege.“
    Klaus verzog das Gesicht. „Ist das der Dummbeutel von Ford-Fahrer, der am Montagmorgen dem Uraltkäfer die Tür abgefahren hat?“
    „Seitlich neben den bereits belegten Pkw-Parkplätzen, deren linke Fahrzeuglängsseiten zur Fahrbahn zeigten, hielt verkehrswidrig stehend ein goldfarbener Pkw Käfer mit erheblichen Rostflecken am Heck, ohne ersichtlichen Grund zu haben und ohne Anzeichen für einen Notstand“, zitierte Michael.
    „Der Saftsack verlangte ernsthaft von mir, eine Videoaufzeichnung über die Tatortuntersuchung anzufertigen.“
    „Der Saftsack war eindeutig unschuldig an dem Unfall“, bemerkte Dagmar.
    „Ich scherte mit meinem Ford-Taunus linksblinkend in die Straße Französisches Gässchen ein. In dem Moment, als ich dann den goldfarbenen VW-Käfer mit den Roststellen am Heck sah, verlangsamte ich meine Fahrgeschwindigkeit herabbremsend, um äußerste Vorsicht bemüht, auf zirka ungefähr 15 bis 20 km/h. Plötzlich sah ich auf einmal einen schon leicht grauhaarigen Automobilisten im Auto, alleine ohne Beifahrer, auf der Fahrerseite sitzend, der plötzlich und unerwartet seine breite Tür des Pkw öffnete, ohne sich zu vergewissern, ob ein Verlassen seines Pkws für ihn und andere Verkehrsteilnehmer schädigend sein könnte.“
    „Der grauhaarige Käfer-Automobilist ist bei der Unfallaufnahme ausgerastet“, sagte Klaus.
    „Der Ford-Fahrer hat sich nämlich schon am Unfallort ein bisschen blumig ausgedrückt“, sagte Dagmar.
    „Er erwischte mit seiner zirka ungefähr im Winkel von vierzig Grad geöffneten Tür, plötzlich und für mich völlig unerwartet, da ich ihn bereits auf gleicher Höhe schon überholte, rechtsseitig meinen rechten hinteren Kotflügel und die Seitenwand samt rechter hinterer

Weitere Kostenlose Bücher