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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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was für deine Figur tun.“
    „Meine Figur wird bestimmt nicht besser, wenn ich eine Kühlschrankladung Eier runterwürge. Deine übrigens auch nicht.“
    Vivienne stiegen Tränen in die Augen. „Du bist gemein!“
    „Du bist gertenschlank.“
    „Meine Oberschenkel wabbeln.“
    „Du spinnst.“
    „Meine Hüften auch.“
    „Dann kauf dir gefälligst einen eigenen Kühlschrank! Aber vorher bezahle bitte die Rechnungen, die unten liegen.“
    „Ich kann nichts dafür, dass die Aktienkurse im Moment im Keller sind.“
    „Dann warte demnächst, bis der DAX wieder steigt, bevor du ergonomisch geformte Whirlpoolbadewannen und rostfreie Edelstahlklosetts anliefern lässt.“
    „Wir hatten zur Bedingung gemacht, dass das Bad nach meinen Vorstellungen renoviert wird.“
    „Wir hatten zur Bedingung gemacht, dass du den Umbau der Scheune bezahlst.“
    „Mit dir ist heute nicht zu reden.“ Vivienne stand auf, warf ihre Haare über die Schultern und ging ins Bad. Eine halbe Stunde später kam sie ins Wohnzimmer. Hedi stand am Fenster und sah in den Regen hinaus. Vivienne stellte sich neben sie. „Es tut mir leid.“
    Hedi sah sie an. „Es war eine Schnapsidee hierherzuziehen.“
    „Aber du hast gesagt, dass du die Mühle als Kind geliebt hast.“
    „Als Kind habe ich mir auch keine Gedanken über die Haltbarkeit von Holzständerkonstruktionen und über die Kosten für das Entfernen von warzenförmigen Pilzgeflechten machen müssen.“
    Vivienne legte den Arm um sie. „Der Gutachter hat bestimmt maßlos übertrieben.“
    „Er hat gesagt, dass das Haus baufällig wird, wenn wir nichts unternehmen.“
    „Das Haus hat mehr als dreihundert Jahre auf dem Buckel. Warum sollte es ausgerechnet jetzt zusammenfallen? Außerdem könnten wir notfalls in die Scheune ziehen.“
    Hedi wand sich aus Viviennes Arm. „Mir ist nicht nach Scherzen zumute.“
    Vivienne setzte sich. „In Wahrheit geht es dir gar nicht um die Mühle. Du ärgerst dich, weil dein Mann nicht hier einzieht, oder?“
    Hedi fuhr herum. „Und worum geht es dir in Wahrheit?“
    „Ich weiß nicht, was du meinst.“
    „Warum, bitte, zieht eine arrivierte Künstlerin aus einer gediegenen Großstadtvilla in ein muffliges Provinzkabuff?“
    Vivienne lächelte. „Weil das mufflige Provinzkabuff ein wunderbarer Ort zum Träumen, zum Malen und zum Leben ist.“
    „Verstehe. Und die Arbeit macht die doofe Winterfeldt. Sie ist ja von Haus aus nichts anderes gewöhnt.“
    „Bitte, Hedi. Ich finde es nun mal übertrieben, täglich mit dem Staubwedel durchs Haus zu rennen.“
    „Wenn ich nicht ab und zu spülen würde, müssten wir unser Mittagessen aus der Hand schlürfen.“
    „Ab morgen helfe ich beim Abwasch. Zufrieden?“
    „Du hast vor zwei Wochen versprochen, dich um die Überweisung deines Geldes zu kümmern.“
    „Ich habe gestern Abend mit Antoinette telefoniert. Sie sagt, dass es mehr als töricht wäre, die Papiere jetzt abzustoßen. Aber versprochen ist versprochen. Morgen weise ich sie an, alles zu verkaufen.“
    „Wieviel würdest du denn verlieren?“
    Vivienne zuckte mit den Schultern. „Antoinette behauptet, bis zu einem Drittel. Ich denke, sie übertreibt. Aber selbst, wenn nicht: Es bleibt noch genug übrig.“
    Hedi setzte sich in Juliettes Fernsehsessel. „Du hast recht. Ich bin sauer wegen Klaus.“
    Vivienne lächelte. „Du hast auch recht: Der verwöhnten Künstlerin fiel es verflixt schwer, sich von der Villa und dem Hauspersonal zu trennen.“
    „Warum hast du es dann getan?“
    „Aus dem gleichen Grund, warum ich damals diese vermaledeite Wette gemacht habe: Ich wollte dich zur Freundin.“
    Hedi sah sie entgeistert an. „Du hast mich vor der ganzen Klasse fertiggemacht, weil du mich zur Freundin wolltest?“
    „Zugegeben: Eifersüchtig war ich auch.“
    Hedi lachte. „Das ist ja nicht zu fassen! Die attraktive, umschwärmte und stinkreiche Vivienne Chantal war eifersüchtig auf ein sommersprossiges, pickliges Ding wie mich?“
    „In Wahrheit habe ich immer nur Ingo geliebt.“
    „Den Finanzbuchhalter mit Bierbauch und Doppelkinn.“
    „Ich hatte gerade erste zarte Bande zu ihm geknüpft, als du als Wiederholerin in unsere Klasse kamst.“
    „Ich glaube eher, du konntest es nicht verkraften, dass ein einziger Junge es wagte, dir nicht hinterherzuschauen, hm?“
    „Ich habe mich richtig erschrocken, als ich ihn auf unserem Klassentreffen wiedergesehen habe.“
    „Du weichst mir aus, meine Liebe.“
    „Ja.

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