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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Eisen. „Vivienne wird über ihr Geld verfügen können, sobald ihre Agentin aus dem Urlaub zurück ist. Frau von Eschenberg makelt nämlich nicht nur ihre Bilder, sondern berät sie auch in Vermögensfragen.“
    „Interessante Kombination.“
    „Was willst du damit sagen?“
    Klaus zerlegte eine Waffel. „Nichts. Ich mache mir nur so meine Gedanken. Zum Beispiel, warum eine arrivierte Künstlerin mir nichts, dir nichts von einer gediegenen Großstadtvilla in ein muffliges Provinzkabuff zieht.“
    „Mein Haus ist kein Provinzkabuff! Und schon gar kein muffliges.“
    „Die Wände ziehen bloß ein bisschen Wasser, gell?“
    „Vivienne gefällt es hier. Im Gegensatz zu dir hat sie nämlich Sinn für Romantik.“
    „Wie viele Rechnungen hat sie schon bezahlt?“
    „Dein Kaffee wird kalt.“
    „Deine Künstlerfreundin macht mir keinen besonders soliden Eindruck, wenn du mich fragst.“
    „Ich frag dich nicht.“
    „Wo ist sie überhaupt?“
    „Sie meditiert.“ Hedi holte einen Teller aus dem Schrank und legte die frischen Waffeln darauf. „Sie braucht das für ihre Kunst.“
    „Ist ja höchst interessant, was du plötzlich alles tolerierst.“
    „Wenn du nur gekommen bist, um zu stänkern, kannst du gleich wieder gehen!“
    Er nahm ihre Hände und küsste sie. „Ach was. Ich wollte bloß ...“
    Vivienne kam herein. Sie trug ein enggeschnittenes Trägerkleid und roséfarbene Leinenballerinas. Ihr rotes Haar fiel in sanften Wellen über ihre Schultern, ihr Parfüm verdrängte den Duft der Waffeln. Lächelnd streckte sie Klaus ihre manikürte Rechte hin. „Ciao! Schön, dich zu sehen.“
    Klaus verzichtete darauf, ihr die Hand zu geben. „Tag, Vivienne. Dein Kleid sieht scheußlich aus.“
    Sie hatte Mühe, die Fassung zu wahren. „Liebe Zeit! Du bist ja ein richtiger Charmeur!“
    „Ich möchte mich mit meiner Frau unterhalten.“ Er machte eine abfällige Handbewegung zur Tür. „Allein, wenn ich bitten darf.“
    Viviennes Augen füllten sich mit Tränen. „Was habe ich dir getan, dass du mich so behandelst?“
    „Ich habe dich lediglich darum gebeten ...“
    Hedi schaltete das Waffeleisen aus und verließ die Küche. Klaus lief ihr nach. „Hedi, bitte ...“
    „Entweder entschuldigst du dich bei Vivienne, oder du gehst!“
    „Ich wüsste nicht, warum ich mich dafür entschuldigen sollte, dass ich mit dir reden will“, gab Klaus verärgert zurück.
    Sie öffnete die Haustür. „Du hast die Wahl.“
    Er sah sie einen Moment lang unschlüssig an, zuckte mit den Schultern und ging.
    Von ihrem Schlafzimmer aus sah Hedi, wie er davonfuhr. Sie war wütend. Weil er sich wie ein Rüpel benommen hatte, weil er stur war und selbstgerecht. Weil er einfach abhaute. Weil sie ihn nicht daran gehindert hatte. Weil Tante Juliette gestorben war und sie allein gelassen hatte. Weil sie auf Vivienne gehört hatte und in diese Bruchbude gezogen war. Und weil sie hier am Fenster stand und weinte wie ein Kind.

K APITEL 21
    A m späten Nachmittag kamen Elisabeth Stöcker, ihr Sohn Uwe, ein Gärtnermeister und ein Glaser vorbei, um sich die alten Gewächshäuser anzusehen. Hedi hatte sich wieder beruhigt und beschlossen, den Dingen ihren Lauf zu lassen. Klaus würde schon noch einsehen, dass er auf dem Holzweg war.
    Elisabeths Sohn war ein ernster junger Mann, und wie Hedi erfuhr, vor einer Woche neunzehn Jahre alt geworden. Er hatte die gleichen grünen Augen wie seine Mutter. Hedi mochte ihn auf Anhieb. Als er sich dafür bedankte, dass er das Gärtnereigelände kostenlos nutzen dürfe, winkte sie ab. „Ich glaube, die Sache wird auch ohne Pacht teuer genug für Sie.“
    „Da könnten Sie recht haben. Im Übrigen dürfen Sie gern du sagen.“ Er sah Elisabeth an. „Kommst du mit, Mutter?“
    Sie schüttelte den Kopf, und die Männer gingen über den Hof davon. Nachdenklich schaute Elisabeth ihnen hinterher. „Die Liebe zur Natur hat er von seinem Vater geerbt.“ Sie lächelte. „Und den Dickkopf von mir.“
    „Ihr einziges Kind?“, fragte Hedi und schämte sich ein bisschen für die Frage. Wenn sie ehrlich war, wusste sie nichts über diese Frau, die sie als Kind verabscheut und später geflissentlich ignoriert hatte, obwohl sie Juliette offenbar so viel bedeutete. Dass ihre Tante nie ein Wort darüber verloren hatte, machte Hedi plötzlich wütend, aber sie versuchte, sich nichts anmerken zu lassen.
    Elisabeth lächelte. „Uwe ist das Nesthäkchen. Ich habe noch zwei Töchter. Jutta, die älteste, ist

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