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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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gekostet?“
    „Das Kleid?“
    „Das Auto!“
    „Eine einmalige Gelegenheit! Nur zwei Vorbesitzer und top gepflegt.“
    „Was das Ding gekostet hat, will ich wissen.“
    „Gerade mal fünfundzwanzigtausend.“
    „Im Haus stapeln sich die Rechnungen, und du verplemperst Unsummen für einen Luxuswagen?“
    „Du hast keine Ahnung, was Unsummen sind. Und was ein Luxuswagen kostet, schon gar nicht.“
    „Wir haben bereits ein Auto!“
    Vivienne schaute angewidert zu dem rostigem VW-Bus, der neben dem Hühnerstall stand. „Bei dem Vehikel muss man jedesmal beten, bevor man losfährt. Ich bin Atheistin.“
    „Dann probier’s mit Meditation.“
    „Hedi, bitte! Mit deiner Chausseewanze kann man sich doch nirgends blicken lassen.“
    „Du gibst mir auf der Stelle das restliche Geld von Anette!“
    „Ich habe den Scheck für meine Bilder erhalten und damit auch das Recht, darüber zu verfügen.“
    Hedi bekam einen roten Kopf. „Ich kann mich erinnern, dass wir abgemacht hatten, dass du meine Auslagen zurückzahlst, sobald du liquide bist. Und dass du dich an den Renovierungskosten für das Haus beteiligst. Dafür stehst du schließlich im Grundbuch.“
    Vivienne zuckte mit den Schultern. „Wir haben ja mit der Renovierung noch gar nicht richtig angefangen. Und das mit dem Grundbuch war deine Idee.“
    „Für die Badsanierung ist ein Drittel von Juliettes Erbe draufgegangen!“
    Vivienne stöckelte ins Haus. „Sämtliche Leitungen waren marode. Vom Rest gar nicht zu reden.“
    Hedi lief hinter ihr her. „Das ist kein Grund, das Klo mit Gold zu legieren!“
    Vivienne setzte sich auf die Garderobenbank und streifte ihre Pumps ab. „Du redest Blödsinn. Aber gut. Ich kümmere mich morgen drum. Zufrieden?“
    „Ich bin zufrieden, wenn unser Konto keine roten Zahlen mehr aufweist!“, sagte Hedi wütend. „Wo ist das restliche Geld von Anette?“
    Vivienne gab Hedi ihr Portemonnaie. Hedi schaute nach. „Dreihundertfünfzig Euro? Willst du mich auf den Arm nehmen?“
    Vivienne stiegen Tränen in die Augen. „Du hast ein Talent, mir die Freude an allem zu verderben! Ich musste dringend neues Material bestellen: Leinwände, Farben, Pinsel. Es wird morgen geliefert. Zusammen mit der restlichen Garderobe.“
    „Hast du ein ganzes Kaufhaus leergekauft?“
    Vivienne nahm ihre Schuhe und ging zur Treppe. „Morgen früh spreche ich mit Antoinette. Und jetzt lass mich gefälligst in Ruhe!“
    Am folgenden Tag fuhr Vivienne tatsächlich um neun Uhr mit ihrem Cabriolet davon. Spätnachmittags kam sie mit einem jungen Mann und bester Laune zurück. Als sie Hedi im Garten arbeiten sah, hielt sie an, stieg aus und forderte ihren Begleiter auf, den Wagen im Hof zu parken.
    „Und? Wann kommt dein Geld?“, fragte Hedi. Sie hatte vor einer Viertelstunde beim Unkrautjäten entdeckt, dass die Krankheit, die ihre Möhren dahinsiechen ließ, Christoph-Sebastian hieß. Nach einer Gemüsemahlzeit hatte er das Kraut zur Tarnung wieder in die Erde gesteckt.
    Vivienne lächelte. „Stell dir vor: Fabien will sich meine Bilder ansehen. Er ist dabei, eine größere Ausstellung zu planen, und sucht unverbrauchte Talente.“
    „Im Moment sucht er den Rückwärtsgang.“ Der Motor des Cabriolets heulte auf. Die Hühner flatterten aufgeregt durchs Gehege. Aus dem Auspuff des gelben Autos kam eine schwarze Wolke. Christoph-Sebastian klatschte Beifall.
    Vivienne zupfte einen Fussel von ihrem Kleid. „Trinkst du ein Gläschen Champagner mit uns?“
    „Was hat Frau von Eschenberg gesagt?“
    „Warum bist du so gereizt?“
    „Ich bin die Sanftmut in Person!“
    „Hat sich dein Klaus wieder mal geweigert, in die Mühle zu ziehen?“
    „Was mit dem Geld ist, will ich wissen!“ Klaus ging seit Stunden nicht ans Telefon. Nicht einmal Ralf wusste, wo er sich herumtrieb. Und Sascha war auch nicht zu Hause.
    „Ich habe Fabien im Georgies getroffen. Sieht er nicht umwerfend gut aus?“
    „Mir wäre es lieber, er sähe umwerfend schlecht aus und würde stattdessen ein paar von deinen Schinken kaufen.“
    „Du sollst meine Arbeiten nicht ständig Schinken nennen!“
    „Dein Architekt hat heute eine Mahnung geschickt. Hattest du nicht behauptet, du hättest die Rechnung bezahlt?“
    „Ich werde ihn anrufen.“
    „Seine Preise sind eine Unverschämtheit.“
    „Er ist ein gefragter Mann. Er kann sich seine Aufträge aussuchen.“
    „Sein letzter war Neuschwanstein, was?“
    Fabien hatte seinen Motortest beendet und stieg aus. Hedi fand, er

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