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Die Wassermuehle

Die Wassermuehle

Titel: Die Wassermuehle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nikola Hahn
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Uwe.
    „Geplant ist die erste Septemberwoche. Ich möchte nicht nur das Standardsortiment, sondern auch seltene Kräuter, alte Gemüsesorten und ausgefallene Zimmerpflanzen anbieten. Und den Jahreszeiten entsprechende Pflanzenarrangements aus der Region. Ich kenne da eine nette Floristin, deren Arbeiten ich gerne ausstellen würde.“
    „Was für eine nette Floristin?“, fragte Dominique gereizt.
    Christoph-Sebastian kleckerte grinsend Soße aufs Tischtuch. „Biste neidisch?“
    „Halt die Klappe, Quarksack!“
    „Sie hat schon die erste Kundin“, sagte Hedi. „Ich brauche einen neuen Adventskranz.“
    Vivienne nahm sich noch etwas Salat aus der Schüssel. „Ich bitte dich. Wir haben Juli.“
    Uwe sah Hedi an. „Was halten Sie davon, Ihre Keramikarbeiten über meine Gärtnerei zu verkaufen? Zimmerpflanzen und Küchenkräuter in handgetöpfertem Steinzeug: Das ist eine nette Geschenkidee.“
    „Ich habe eigentlich nicht vor, meine Sachen zu verkaufen.“
    „Sie sind aber wunderschön. Und behalten können Sie ja auf die Dauer ohnehin nicht alles, oder?“
    „Ich denke ...“ Hedi brach ab. Vivienne war kreidebleich. Sie ließ Messer und Gabel fallen.
    Christoph-Sebastian patschte mit dem Löffel in sein Frikadellenmus. „Bei Tante Vivienne schleimt ’ne Schnecke über’n Salat, hihihi!“
    Hedi stand auf und nahm Viviennes Teller vom Tisch. Zwischen zwei Salatblättern kämpfte eine gelblich-graue Gartenwegschnecke gegen den Essig aus Modena. „Entschuldige. Die muss ich beim Putzen übersehen haben.“
    „Geben Sie her, Frau Winterfeldt. Ich erledige das.“ Uwe verschwand mit dem Teller nach draußen. Vivienne erklärte ihr Mittagessen für beendet. Dominique lief hinter Uwe her, Christoph-Sebastian lief hinter Dominique her. Hedi räumte den Tisch ab und machte den Abwasch.
    Durchs Fenster sah sie, wie Dominique und Vivienne eine Leiter zu den Kirschbäumen trugen. Kirschen pflücken hatte Hedi als Kind geliebt. Sie dachte an Viviennes Bemerkung über die Hausarbeit und ließ das Geschirr einfach stehen.
    Als sie über den Hof zur Obstwiese ging, hörte sie den Ruf eines Kuckucks im nahen Wald. Aus dem Hühnergehege kam leises Gackern; es roch nach Heu und Bourbonrosen. Die Sonne setzte Bäumen und Sträuchern Lichter auf. Unter den alten Kirschbäumen war es angenehm kühl.
    Vivienne stand auf der obersten Leitersprosse und stopfte sich tiefrote Herzkirschen in den Mund. Dominique saß auf einem dicken Ast und tat es ihr gleich. Christoph-Sebastian erntete schmatzend die unteren Zweige ab.
    Hedi kletterte zu Vivienne hinauf. „Es gibt nichts Schöneres, als Kirschen direkt vom Baum zu naschen.“
    Vivienne lachte. „Da hast du recht. Hier oben kann ich wenigstens sicher sein, dass mir nicht wieder eine Schleimschnecke den Appetit verdirbt.“
    Christoph-Sebastian grinste. „Tante Susanne hat gesagt, dass sie die Maden auch immer mitisst.“
    Vivienne fiel um ein Haar von der Leiter. Dominique spuckte alles aus, was sie im Mund hatte.
    „Du Sau!“, rief Christoph-Sebastian, der die Reste auf den Kopf bekam.
    Vivienne klammerte sich an die Leiter. „Da sind Maden drin?“
    Christoph-Sebastian steckte sich zwei Kirschen auf einmal in den Mund. „Tante Susanne hat gesagt, dass ich nicht reingucken soll. Dann weiß ich nämlich nicht, ob welche drin sind oder nicht.“
    Dominique pflückte eine Kirsche und brach sie vorsichtig auseinander. „Bäh, wie eklig!“
    „Lass mich runter“, jammerte Vivienne. Hedi machte Platz, und Vivienne kletterte eilig von der Leiter. „Mir ist schlecht. Ich glaube, ich muss mich übergeben.“ Sie rannte zum Haus.
    Auch Dominique war die Lust auf frisches Obst vergangen. Sie hangelte sich nach unten. „Ich muss Uwe mal was fragen.“
    Hedi lächelte. „Was Made auf Lateinisch heißt?“
    „Du bist echt fies, Mama!“
    „Maden schmecken megageil“, sagte Christoph-Sebastian grinsend.
    * * *
    Zwei Tage später glaubte Hedi, sie sähe einen Geist, aber es war Vivienne, die im Hof aus einem zitronengelben Cabriolet stieg. Sie drehte sich kokett um ihre Achse. „Na, was sagst du?“
    Hedis Blick wanderte von Viviennes kurzgeraspeltem Rotschopf über ihr enges Trägerkleid zu dem Wagen. „Bist du übergeschnappt?“
    „Warum? Das ist eine Création von Escada und mein Coiffeur sagt, der neue Look unterstreicht meinen kreativ-sensiblen Typus.“
    „Dummgelaber ist bei Coiffeuren im Preis inbegriffen.“
    „Du bist gemein!“
    „Was hat das

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