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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Mannes, der Sie mit Seto zusammengebracht hat.«
    Erneut zögerte er. Vor ihrem inneren Auge sah sie ihn in einem Hongkonger Appartement im Dunkeln sitzen, wahrscheinlich auf halber Höhe eines Gebäudes in einem geschmackvollen, 110 Quadratmeter großen Mittelklasse-Appartement, das mehr als eine Million Dollar gekostet hatte, aber keine Aussicht aufs Meer bot, weil die Wolkenkratzer, die den Victoria Harbour säumen, im Weg standen. Um Meerblick zu bekommen, musste man in höheren Lagen wohnen – in Victoria Peak – und über weit mehr als fünf Millionen Dollar Kapital verfügen. Victoria Peak lag auf dem Gipfel des Victoria Mountain, des höchsten Bergs Hongkongs, der sich direkt hinter dem Hafen erhob und auf dem sich sowohl das Bankenviertel als auch eine Reihe Fünfsternehotels, Geschäfte und Restaurants befanden.
    »Soll das heißen, dass Sie den Auftrag annehmen, Ms. Lee?«, fragte Tam schließlich leise.
    »Ja, wir übernehmen den Fall«, sagte sie.
    »Wie lange, glauben Sie, werden Sie dafür brauchen?«
    »Ich weiß es nicht, aber bitte, nennen Sie mich Ava.«
    »Ava …«
    »Ich weiß es nicht, und damit meine ich nicht nur die Zeit. Ich habe keine Ahnung, ob ich Erfolg haben werde. Dieser Punkt ist mir wichtig – wir machen keine Versprechungen. Wir tun unser Bestes, und manchmal reicht das. Das hat mein Onkel Ihrem Onkel bestimmt erklärt.«
    »Er hat gesagt, Sie seien herausragend auf Ihrem Gebiet.«
    »Das heißt nicht, dass es jedes Mal funktioniert hat.«
    »Müssen wir uns über Ihr Honorar unterhalten?«, fragte er.
    »Hat Ihr Onkel es Ihnen nicht erklärt?«
    »Er sagte, Sie behalten 15 Prozent des wiederbeschafften Geldes.«
    »Das ist richtig. Das scheint sehr viel, aber wir verlangen keinen Vorschuss, legen sämtliche Ausgaben vor, und im Fall eines Misserfolges bekommen wir nicht nur keine Provision, wir bleiben zudem auf den bisherigen Kosten sitzen.«
    »Ja, das hat mein Onkel erwähnt.«
    »Gut. Andrew, schicken Sie mir die Informationen, um die ich Sie gebeten habe, und halten Sie sich bereit, falls ich Sie kontaktieren muss. Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie eine Weile nichts von mir hören. Ich werde Sie nicht ständig auf dem Laufenden halten.«
    Sie legte auf und ging zum Fenster hinüber. Es schneite jetzt, was laut Wetterbericht noch eine Weile so weitergehen würde. Ein paar Wochen in Hongkong und Bangkok schienen genau das Richtige zu sein.

4
    A va schlief durch und erwachte voller Tatendrang, trotzdem ließ sie sich Zeit bei ihrer morgendlichen Routine aus Gebet, Stretching, Kaffee, Globe and Mail und Fernsehen. Um neun Uhr rief sie Onkel an. Die Geräuschkulisse im Hintergrund deutete darauf hin, dass er sich in einem Restaurant befand. Detailliert berichtete sie ihm, was Tam passiert war.
    »Wie dumm«, sagte Onkel.
    »Wir hatten schon schlimmere Fälle.«
    »Er ist doch angeblich so professionell.«
    »Er finanziert Aufträge, und wer wäre kreditwürdiger als Major Supermarkets?«
    »Stimmt. Was wirst du jetzt tun?«
    »Als Erstes will ich herausfinden, wo die Shrimps und / oder das Geld geblieben sind.«
    »Wird das schwierig?«
    »Nein, ich müsste es heute Vormittag schaffen.«
    »Und dann?«
    »Dann muss ich Seto und Antonelli finden.«
    »Eine ungewöhnliche Partnerschaft: ein Chinese und ein Italiener. Normalerweise arbeiten beide Nationalitäten nur mit ihresgleichen zusammen.«
    Das war Ava noch nicht aufgefallen, aber es stimmte. »Ich muss vielleicht nach Hongkong und sehr wahrscheinlich nach Bangkok.«
    »Wann?«
    »In ein, zwei Tagen.«
    »Sag Bescheid, um wie viel Uhr du ankommst. Ich hole dich am Flughafen ab.«
    »Und, Onkel, in Bangkok brauche ich eventuell Hilfe.«
    »Ich rufe unsere Freunde an.«
    »Außerdem hätte ich noch gerne einen Wagen und einen Fahrer, der Englisch spricht und sich zu benehmen weiß.«
    »Also nehmen wir einen Cop als Verbindungsmann. Entweder jemand von der Polizei oder von der Armee. Da wir weder Drogen schmuggeln noch Raketenwerfer verkaufen, sind Cops die beste Wahl.«
    »Wunderbar. Sobald mein Zeitplan steht, kriegst du ihn.«
    Sie hatte Onkel vom Festnetzanschluss angerufen. Nun öffnete sie das Gehäuse ihres Handys und holte die SIM -Karte für Toronto heraus. In der Schreibtischschublade lag ein Visitenkartenetui, in dessen durchsichtigen Plastikhüllen sich an die vierzig SIM -Karten befanden, die allesamt sorgfältig mit Stadt und Land gekennzeichnet waren. Sie nahm eine heraus, steckte sie in ihr Handy und

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