Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)
schaltete es ein. Auf dem Display erschien die Nachricht » WILLKOMMEN BEI AT & T 202–818–6666« – eine Nummer aus Washington, D.C.
Sie fand die Telefonnummer der Speditionsfirma, die die Shrimps befördert hatte, in Andrew Tams Unterlagen und gab sie ein.
»Collins Transport«, meldete sich eine Frau.
»Carla Robertson, Food and Drug Administration«, sagte Ava. »Ich hätte gern den Leiter Ihres Unternehmens gesprochen.«
Eine Pause entstand, wie immer, wenn man die FDA erwähnte. »Das ist Mr. Collins.«
»Bitte stellen Sie mich zu ihm durch.«
»Tut mir leid, er ist gerade in einer Besprechung.«
»Das ist mir ziemlich egal, Ma’am. Ich muss ihn dringend sprechen. Unterbrechen Sie ihn.«
»Ich will sehen, was ich tun kann.«
»Danke.«
Es dauerte einige Minuten, bis Collins am Apparat war. Womöglich war er tatsächlich in einer Besprechung gewesen. »Hallo, Bob Collins«, meldete er sich.
»Guten Morgen, Mr. Collins. Mein Name ist Carla Robertson, und ich bin leitende Kontrolleurin der FDA in Washington.«
»Was kann ich für Sie tun?«
»Mr. Collins, vor etwa acht Wochen hat Ihre Firma aus Evans Kühlwarenlager in Landover, Maryland, mehrere Truckladungen Shrimps abgeholt.«
»Das ist richtig.«
»Diese Shrimps wurden von uns geprüft und entsprachen in mehreren Punkten nicht den Vorschriften der FDA . Wir wollten sie beschlagnahmen, aber ehe wir die nötigen Vorkehrungen treffen konnten, wurde die Ware von Ihrer Firma an einen unbekannten Ort gebracht.«
»Wir hatten keine Ahnung, dass die FDA in dieser Sache ermittelt«, sagte er hastig. »Wir haben den Auftrag erhalten und wie jeden anderen behandelt. Das Kühlwarenlager hätte die Bestellung nie freigegeben, wenn wir davon gewusst hätten.«
»Wie gesagt, wir waren nicht schnell genug, aber die Ware hätte nicht abtransportiert werden dürfen. Wer hat das veranlasst?«
»Ein Unternehmen namens Seafood Partners.«
»Hatten Sie schon öfter mit der Firma zu tun?«
»Nein, den Auftrag haben wir von einem Frachtmakler bekommen. Wir haben nie direkt mit Seafood Partners verhandelt.«
»Wohin haben Sie die Ware gebracht?«
»Nach Biloxi, Mississippi«, antwortete er.
»Wohin genau?«
»Zur Garcia Shrimps Company.«
»Ich brauche Adresse, Telefonnummer und den Namen eines Ansprechpartners der Firma.«
»Die habe ich gerade nicht zu Hand. Kann ich Sie Ihnen später per E-Mail schicken?«
»Nein, ich warte.«
Sie hörte, wie er etwas vor sich hin brummte und den Hörer beiseite legte. Kurz darauf gab ihr die Sekretärin die gewünschten Informationen. Der Ansprechpartner der Garcia Shrimps Company hieß Barry Ho. Wie wurde ein Chinese Leiter einer Shrimps-Verarbeitungsfabrik mit mexikanischem Namen in Mississippi?
Sie wählte die Nummer aus Biloxi, wurde direkt zu einer Mailbox durchgestellt und hinterließ nach kurzem Überlegen eine Nachricht mit der Bitte um sofortigen Rückruf.
Zwanzig Minuten später klingelte ihr Handy. »Carla Robertson, FDA .«
»Hier spricht Barry Ho.«
»Danke für den schnellen Rückruf.«
»Wir nehmen alles, was die FDA betrifft, sehr ernst«, sagte er mit schwachem chinesischem Akzent und starken Anzeichen von Stress in der Stimme.
»Das wissen wir zu schätzen. Kooperationsbereitschaft erleichtert uns die Arbeit.«
»Wie kann ich Ihnen also behilflich sein?«
»Hatten Sie geschäftlich mit einer Firma namens Seafood Partners zu tun?«
Ho zögerte, und Ava glaubte fast zu hören, wie er erwog, ob er sie anlügen sollte. »Ja, stimmt. Allerdings nicht allzu oft.«
»Nach unseren Informationen hat die Firma vor acht Wochen eine beträchtliche Menge Shrimps zu Ihnen bringen lassen.«
»Das ist korrekt.«
»Aus welchem Grund?«
»Sie mussten neu verpackt werden. Das ist unsere Spezialität – Wiederverpackung.«
»Weshalb mussten die Shrimps wiederverpackt werden?«
»Es gab ein paar Schwierigkeiten.«
»Welcher Art?«
»Ms. Robertson, ich weiß nicht, ob ich Ihnen ohne Erlaubnis von Seafood Partners darüber Auskunft geben darf.«
»Mr. Ho, wir haben die Ware vor der Lieferung zu Ihnen kontrolliert. Wir wollten sie beschlagnahmen, aber Seafood Partners ist uns zuvorgekommen. Das konnten Sie nicht wissen – und wir werden Sie auch nicht dafür zur Verantwortung ziehen, dass Sie glaubten, alles habe seine Richtigkeit. Aber ich kann Ihnen versichern, es wäre für Sie vorteilhaft, wenn Sie mir alles erzählen, was Sie wissen.«
Ho seufzte. Es gab keinen guten Grund, sich zu weigern.
Weitere Kostenlose Bücher