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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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machten – und jungen thailändischen Frauen mit Ambitionen. Hier fand man keine Rucksacktouristen, aber ebenso wenig Barmädchen wie in Soi Cowboy, Nana Plaza oder Patpong, den drei beliebtesten Rotlichtvierteln für den Massengeschmack, wo es Sexclubs, Nachtmärkte, reißerische Shows und billige Stundenhotels für Farangs gab, die die Barmädchen nicht mit in ihr Hotel nehmen mochten. Die Thaimädchen im Spasso waren keine Professionellen, sondern Lehrerinnen, Studentinnen und dergleichen, die sich ein paar Dollar dazuverdienten und hofften, irgendwann das große Los zu ziehen – einen Farang -Freund, der ihnen nach seiner Rückkehr nach Nordamerika oder Europa monatlichen Unterhalt zahlte und ihnen das blauäugige Baby bescherte, das unter den Mädchen zu einer Art Statussymbol geworden war.
    Nicht alle Ausländer im Club kamen aus dem Westen. Ava entdeckte Japaner, Koreaner und eine Clique wohlhabender, cooler Araber. Doch die Mädchen stürzten sich lieber auf die westlichen Gäste. Die Japaner und Koreaner würden erst zum Zug kommen, wenn die Mädchen ihre Chancen bei den Westlern geprüft und für unzureichend befunden hatten. Auch die Araber mussten warten, und sie ertrugen es alles andere als geduldig. Einer von ihnen hatte einen großen Zuber voll Eis inklusive vierzig Reagenzgläsern mit hochprozentigem Inhalt bestellt. Mit einem Glas in jeder Hand bedeutete er den Mädchen, sich zu bedienen. Hier und da hatte er Erfolg, konnte aber keines zum Bleiben bewegen.
    Sie fand einen kleinen Tisch ganz hinten im Club, möglichst weit weg von der Bühne, auf der bereits ein Schlagzeug, zwei Gitarren und ein Schild mit der Aufschrift MANILA MAGIC zu sehen waren. Sie stöhnte auf. Es war ein Muss für jedes asiatische Fünfsternehotel, mindestens eine philippinische Coverband zu beschäftigen. Der Lärmpegel war schon jetzt ohrenbetäubend; sie mochte sich nicht vorstellen, was die Band dazu beitragen würde.
    Mit einem Glas Weißwein in der Hand lehnte sie sich zurück und begnügte sich damit, ihre Umgebung zu beobachten und herauszufinden, wer heute Abend Glück haben würde. Sie ignorierte die Blicke, um etwaige Anmachversuche im Keim zu ersticken.
    Die Band betrat die Bühne – drei Männer an den Instrumenten und zwei Sängerinnen – und gab eine grässliche Version von Proud Mary zum Besten. Ava fiel eine blonde Frau auf, die ihr Sichtfeld kreuzte. Sie schien um die dreißig zu sein, trug eine schwarze Hose und eine grüne Bluse aus Seide. Die Frau bahnte sich einen Weg durch die Menge, und je näher sie kam, desto mehr nahm Avas Interesse ab. Sie war eher vierzig, hatte dicke Oberschenkel und ein ausladendes Hinterteil.
    »Hi, ich bin Deborah«, sagte sie. »Darf ich mich zu Ihnen setzen?«
    Ava zögerte und merkte, dass ihr die Gesellschaft nicht ungelegen kam. »Gern, aber eines muss ich Ihnen gleich sagen: Sie sind nicht mein Typ.«
    Die Frau sah verwirrt aus. »Tut mir leid, ich dachte, Sie wären …«
    »Bin ich auch, trotzdem. Aber setzen Sie sich doch.«
    »Ein raues Pflaster für Frauen wie uns«, sagte Deborah und hob ihr Weinglas.
    »Woher kommen Sie?«
    »Washington, D.C. Und Sie?«
    »Toronto.«
    »Sind Sie auf Geschäftsreise?«
    »Ja, und Sie?«
    »Ich auch.«
    »Wo wohnen Sie?«
    »Hier.«
    »Ich ebenfalls. Es ist meine erste Reise nach Bangkok, und ich bin ganz hin und weg, was für tolle Hotels es hier gibt, und der Service erst.«
    »Wie lange bleiben Sie?«
    »Noch fünf Tage.«
    »Tja, im Spasso sind Sie falsch. Die Mädchen hier sind auf Farang -Schwänze aus. Die haben hochfliegende Pläne und wissen, wo es was zu holen gibt.«
    »Wohin soll ich dann gehen?«
    »In die Royal City Avenue – RCA  –, da gibt es ein paar Bars, die Ihnen gefallen könnten. Eine heißt Nine Bar; das Zeta ist die neueste, da hats mir beim letzten Mal gut gefallen. Die meisten Mädchen sind jung – Anfang zwanzig –, und ein paar sind noch in der Experimentierphase, sind enthusiastisch und übereifrig, aber ihnen fehlt die Erfahrung. Jemand wie Sie würde bei ihnen gut ankommen.«
    »Sind es Barmädchen?«
    »Nein, sie erwarten keine Bezahlung. Na ja, wenn Sie ihnen zwanzig Dollar in die Hand drücken, wären sie nicht undankbar. Aber nötig ist es nicht.«
    »Wäre es gefährlich, allein dorthin zu gehen? Ich meine, zuhause bin ich ziemlich vorsichtig. Lesbenbars sind nicht mein Ding.«
    »Kein Problem.«
    »Ist sie in der Nähe?«
    »Mit dem Taxi zehn Minuten. Aber in Bangkok dauert ja

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