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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Happy-Valley-Rennbahn anzusehen. Es klingelte vier Mal, und als sie gerade auflegen wollte, meldete er sich mit seinem beruhigend vertrauten » Wei «.
    »Ich bins, Ava. Sie haben das Geld bekommen, vielen Dank. Ich reise heute Abend ab und gehe morgen früh zur Bank.«
    »Da bin ich erleichtert. Lass uns das Projekt möglichst schnell abschließen, so oder so. Mein Freund hat mich heute zweimal angerufen, aber ich habe nicht abgenommen. Tommy Ordonez hat sich ebenfalls gemeldet. Ich habe ihm beizubringen versucht, dass er sich noch ein paar Tage gedulden muss. Manchmal wäre es wirklich leichter, wenn man mit Fremden zu tun hat.«
    »Du kennst Ordonez von früher?«
    Er hatte sich verraten. »Er ist der Freund eines guten Freundes. Sie kommen aus demselben Dorf. Ich habe ihn vor etwa zehn Jahren auf einer Konferenz in Jakarta kennengelernt. Das ist alles.«
    Ja, klar, dachte sie. »Ich will den Auftrag morgen abschließen.«
    »Wenn es nicht klappt, melde dich bei mir, bevor du dich noch tiefer in die Sache verstrickst.«
    »Onkel, wie viel tiefer kann ich mich denn noch verstricken?«
    »Kein Geld mehr.«
    »Ich verstehe.«
    »Und bring dich nicht in Gefahr.«
    Darauf fielen ihr zwei oder drei Antworten ein, doch keine war respektvoll, deshalb sagte sie nur: »Ist gut.«
    Diesmal war das Duschwasser nicht nur braun, sondern auch noch kalt. Nachdem sie fünf Minuten gewartet hatte, dass es sich erwärmen würde, gab sie auf und trocknete sich ab. Es war zu früh, sich für die Reise umzuziehen, deshalb streifte sie sich Trainingshose und T-Shirt über. Das Businessoutfit hob sie sich für später auf. Sie setzte sich aufs Bett und rief Marc Lafontaine an.
    »Alles in Ordnung bei Ihnen?«, fragte er.
    »Ich bereite mich auf die Abreise heute Abend vor.«
    »Haben Sie erreicht, was Sie wollten?«
    »Teilweise. Morgen weiß ich mehr.«
    »Wie stehen die Chancen?«
    »Fünfzig-fünfzig. Aber das sagen Chinesen immer.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wenn meine Mutter ein Lotterielos kauft und ich sie frage, wie ihre Chancen stehen, antwortet sie immer dasselbe: fünfzig-fünfzig – entweder ich gewinne, oder ich verliere.«
    »Wie wahr, wie wahr.«
    »Nur wenn man kein Vertrauen in Statistik hat.«
    »Wie stehen Ihre Chancen denn wirklich?«
    »Neunzig zu zehn für mich.«
    »Gut. Freut mich, dass ich helfen konnte.«
    »Ohne Sie hätte ich es nie geschafft. Vielen Dank.«
    »Was halten Sie von Captain Robbins?«
    Sie zögerte. »Ganz im Vertrauen?«
    »Ich schweige wie ein Grab.«
    »Er ist ein sehr vielschichtiger Mann, aber ich glaube, im Grunde ist er zutiefst korrupt und amoralisch. Er kümmert sich nur um sich selbst. Das ist, scheint mir, der Kern seines Wesens.«
    »Könnten Sie sich etwas weniger vorsichtig ausdrücken?«
    »Wenn er Sie je zu einem Doughnut mit Kaffee in Donald’s Doughnut Shop einlädt, sagen Sie ab. Und falls Sie hingehen, halten Sie den Mund. Alle Gespräche werden aufgezeichnet.«
    »Ich war schon im Donald’s. Der Hochkommissar ebenfalls. Er fands nett.«
    »Alle Gespräche werden aufgezeichnet«, wiederholte sie.
    »Oh Gott.«
    »Da haben Sie’s: Er ist alles andere als nett, sondern ein gefährlicher Mann.«
    »Und wie haben Sie …«
    »Ich habe ihm eine Menge Geld für etwas gezahlt, das ihm eigentlich egal war.«
    »Himmel.«
    »Er hat ein paar Schwächen. Man könnte sie ausnutzen, wenn es sein müsste.«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Er hat ein Konto bei der Royal York Bank und ein Offshore-Konto auf den Cayman Islands. Setzen Sie die Bank unter Druck, und sie wird ihn unter Druck setzen. Falls Sie seine Kontonummer brauchen, ich habe sie.«
    »Warum erzählen Sie mir das?«
    »Ich weiß die Hilfe zu schätzen, die ich vom Sicherheitschef des kanadischen Oberkommissariats in Georgetown bekommen habe. Genau genommen werde ich dem Auswärtigen Amt in Ottawa schreiben, wie zuvorkommend Sie waren.«
    »Das ist wirklich nicht nötig.«
    »Sie hätten mich nicht unterstützen müssen.«
    »Das ist mein Job.«
    »Mir sind noch nicht viele kanadische Diplomaten begegnet, die so denken. Für die meisten ist man nur eine Belästigung, die den Zeitplan durcheinanderbringt.«
    Da es fast Mittag war, überlegte sie, ihn zu fragen, ob er ihr beim Essen Gesellschaft leisten wollte, besann sich jedoch eines Besseren, weil es ihr unhöflich erschien, ihn zu benutzen, um die Zeit totzuschlagen. »Ich muss jetzt Schluss machen, Marc. Ich habe noch ein paar Dinge zu erledigen. Hat mich sehr gefreut,

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