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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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das nach«, sagte sie.
    Zum ersten Mal, seit sie ihn aus dem Eckie’s geholt hatten, sah sie etwas anderes als Furcht und Fügsamkeit in seinem Blick. Allmählich erholte er sich vom Schock, schien an einen Ausweg zu glauben. Den Gedanken würde sie ihm austreiben müssen. Sie brauchten mehr als eine Stunde zum Cheddi Jagan Airport, denn die Straßen wurden nur vom schwachen Licht des Halbmonds erhellt, was Patrick zwang, mit 30 km/h dahinzukriechen. Ava sah ständig auf die Uhr. Derek musste gegen sechs gelandet sein. Sie rief ihn alle fünfzehn Minuten an, bis er um halb acht schließlich abnahm.
    »Alles klar?«, fragte sie.
    »Kein Problem. Das Flugzeug hatte etwas Verspätung, aber ich sitze schon im Taxi und bin auf dem Weg zum Appartement. Gegen zehn bin ich wieder am Flughafen.«
    »Ich bin pünktlich.«
    »Dann bis später.«
    Kurz vor dem Terminal bog Patrick plötzlich ab. Sie warf ihm einen verstohlenen Blick zu: Er wirkte ruhig. Sie wartete. Als er einen Weg, der mit FRACHTGUT beschildert war, nahm, entspannte sie sich ein wenig. Auf dem Rollfeld stand im Flutlicht eine Turboprop-Maschine mit der Aufschrift REGIERUNG . Daneben war ein mindestens zehn Jahre alter, weißer Cadillac Eldorado geparkt. Es gab nur einen Mann, dem sie zutraute, einen solchen Wagen zu fahren.
    Patrick hielt direkt neben dem Flugzeug. Unterdessen öffnete sich die Fahrertür des Cadillac, und Captain Robbins stieg aus. Sie spähte ins Wageninnere – der Captain war allein. Rasch schaute sie sich auf dem Gelände um. Sonst war niemand zu sehen.
    »Steigen wir aus«, sagte Patrick.
    Sie sprang aus der Fahrerkabine und ging ein paar Schritte auf Captain Robbins zu, während Patrick Seto und das Gepäck aus dem Truck holte. Schwerfällig kam ihr Robbins entgegen und wirkte beim Gehen noch imposanter als sitzend oder stehend. Er war zwar nicht sehr beweglich oder schnell, strahlte aber eine überwältigende Kraft aus, sodass selbst der große, muskulöse Patrick neben ihm wie ein Schuljunge wirkte.
    »Ich bin gekommen, um mich zu verabschieden«, sagte Robbins.
    »Danke.«
    Captain Robbins schaute zum Cockpit hoch. Der Pilot beobachtete sie, und als Robbins ihm zuwinkte, stieg er aus und gesellte sich zu ihnen.
    »Das ist Ms. Lee«, informierte ihn Robbins. »Sie werden sie und dieses Stück Scheiße auf die British Virgin Islands fliegen. Sie ist der Boss bei allem, was ihn betrifft. Halten Sie sich aus ihren Angelegenheiten heraus. Bringen Sie sie sicher ans Ziel, und kommen Sie noch heute Nacht zurück.«
    »Ja, Sir.«
    »Wer ist Ihr Kopilot?«
    »Hughes.«
    »Für ihn gilt dasselbe.«
    Robbins sah Seto an. »Was Sie angeht: Es wäre klug zu kooperieren.« Dann wandte er sich an Ava. »Wenn Sie mit ihm fertig sind, machen Sie mit ihm, was Sie wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihn hier jemand vermisst«, sagte er lächelnd. Sie warf Seto einen Blick zu: Er starrte Robbins an und schien aufgebracht. Ava wünschte, Robbins hätte ihn nicht gereizt.
    »Noch einmal vielen Dank für all Ihre Hilfe«, sagte sie.
    Er zuckte mit den Schultern. »Patrick, bring ihn an Bord. Ich möchte unter vier Augen mit Ms. Lee sprechen.«
    Was jetzt? , dachte sie. Das hatte bestimmt nichts Gutes zu bedeuten.
    Robbins wartete, bis sie allein waren, und händigte ihr einen Zettel aus. »Das sind die Namen und Mobilfunknummern meiner Töchter in Toronto. Sie heißen Ellie und Lizzie. Ich wäre Ihnen sehr verbunden, wenn Sie sich mit ihnen in Verbindung setzen, sobald Sie wieder in Kanada sind. Ich habe den beiden schon erklärt, dass Sie eine Freundin sind und dass sie Sie um Hilfe bitten können, wenn sie in Schwierigkeiten sind. Ich glaube, das möchten sie gerne von Ihnen selbst hören. Wir sorgen uns sehr um sie.«
    Sie war überrascht von dem Vertrauen, dass er ihr offenbar entgegenbrachte. »Das mache ich gern. Wir Havergal-Mädchen müssen zusammenhalten.«
    »Freut mich zu hören. Und jetzt ab mit Ihnen. Ich wünsche Ihnen eine erfolgreiche Jagd. Grüßen Sie meinen Bruder.«
    Das Flugzeug war als Teil einer Zubringerflotte entworfen worden; es hatte 36 Sitze gehabt, die in zwölf Dreierreihen angeordnet waren. Dann war es zu einem Achtsitzer mit zwei gegenüberliegenden Reihen zu je vier Plätzen umgebaut worden, zwischen denen ein Tisch stand. Patrick hatte Seto auf einen Fensterplatz gesetzt. Ava nahm schräg gegenüber am Gang Platz.
    »Viel Glück«, sagte Patrick, als er das Flugzeug verließ.
    »Auf Wiedersehen«, antwortete

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