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Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition)

Titel: Die Wasserratte von Wanchai / eBook (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ian Hamilton
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Sie kennenzulernen.«
    Ava legte auf, schnappte sich ihr Notebook und ging nach unten. Das Business Center war wie üblich leer, und wie üblich brauchte sie vier Versuche, um ins Internet zu kommen. Sie öffnete Setos E-Mail-Account. Jeremy Bates hatte die Nachricht vom Vorabend beantwortet. Er freue sich, Mr. Seto und Ms. Lee in der Bank begrüßen zu dürfen. Guter Mann , dachte sie und schrieb, sie würden am nächsten Morgen gegen zehn vorbeikommen.
    Anschließend las Ava ihre eigenen E-Mails. Sie hatte fünfundzwanzig neue Nachrichten, die meisten davon unwichtig. Mimi fragte, wann sie zurück sein würde. Marian beschwerte sich mal wieder über ihre Mutter, Ava las nur die Hälfte. Sie fing eine Sammel-Mail an Mimi, Marian und ihre Mutter an, in der sie ihre baldige Rückkehr ankündigte, löschte sie jedoch am Ende. Sie wollte durch ihre Voreiligkeit kein weiteres Unglück heraufbeschwören. Eins nach dem anderen. Erneut prüfte sie Setos Mail-Account. Bates hatte die Nachricht beantwortet und das Treffen bestätigt. Anscheinend hat er nicht allzu oft Besuch , dachte sie.
    Ava wusste nur wenig über die British Virgin Islands, bis auf die Tatsache, dass sie ein Paradies für Offshore-Konten waren. Sie suchte nach Informationen im Netz. Es handelte sich um eine kleine Inselgruppe bei Puerto Rico, deren größte Insel Tortola hieß und nur zwanzig Kilometer lang und fünf Kilometer breit war. Die Hauptstadt, Road Town, hatte zwanzigtausend Einwohner, beherbergte aber ständig ebenso viele Touristen. Es schien kein Ort zu sein, wo man sich auf Dauer verstecken konnte. Sie selbst hatte die Gabe, unauffällig zu bleiben, praktisch mit ihrer Umgebung zu verschmelzen, doch bei Derek war das etwas anderes. Was auch immer er tat, stets stach er aus der Masse heraus. Als es fast Mittag war, fiel ihr auf, dass sie noch nichts von Patrick gehört hatte, also rief sie ihn an.
    »Hi, ich bin im Haus«, meldete er sich.
    »Alles in Ordnung?«
    »Bestens. Es gab einen Schichtwechsel. Ich wollte mich nur vergewissern, dass die neuen Jungs auch die Regeln kennen.«
    »Seto?«
    »Friedlich.«
    »Anna?«
    »Steht neben mir und macht uns Mittagessen.«
    »Lassen Sie mich mit ihr reden.«
    »Hallo.«
    »Geht es Ihnen gut, Anna?«
    »Zumindest besser.«
    »Bald ist alles wieder beim Alten. Haben Sie Setos Tasche gepackt?«
    »Ja.«
    »Perfekt. Geben Sie mir bitte nochmals Patrick.«
    »Hi«, sagte Patrick.
    »Wann verlassen Sie das Haus wieder?«
    »Nach dem Mittagessen. Ich hab noch was im Büro zu erledigen.«
    »Sie holen mich um sechs ab?«
    »So lauten die Befehle.«
    »Ich warte vor dem Eingang auf Sie.«
    »Bis dann.«
    Eine letzte Sache gab es noch zu erledigen. Ava ging auf die Webseite von American Airlines. Dereks Flug hatte Toronto pünktlich verlassen. So weit, so gut.

31
    U m Viertel nach sechs kam Ava mit ihrem Gepäck in die Lobby. Patrick wartete schon. Er saß bei einer Flasche Carib Lager und einer Schale Erdnüssen in der Lounge. Sie wollte Jeff ein Extra-Trinkgeld geben, doch der war nirgendwo zu sehen. Sie überlegte sich, es dem Portier zu geben, entschied sich jedoch dagegen. Stattdessen hinterließ sie einen Umschlag mit hundert Dollar an der Rezeption. Es dunkelte gerade ein, als sie und Patrick das Phoenix Hotel verließen. »Schlagloch-Zeit«, sagte sie.
    »Das verleiht der Stadt ihren ganz eigenen Charakter, finden Sie nicht?«, erwiderte er. »Rom hat den Vatikan, London den Buckingham Palace, New York die Freiheitsstatue, und wir haben die größten und tückischsten Schlaglöcher der Welt.«
    »Unvergesslich.«
    »Genau das meine ich.«
    Im Haus saßen Captain Robbins’ Männer, Anna und Seto am Küchentisch.
    »Wo ist das Gepäck?«, fragte Ava.
    Anna deutete auf eine Ecke.
    Ava nahm die Tasche, stellte sie auf den Tisch und untersuchte den Inhalt. Sie enthielt nur die Dinge, um die sie gebeten hatte.
    »Ich nehme an, Sie ahnen, wo es hingeht«, sagte sie zu Seto. »Sie dürfen sich jetzt von Ihrer Freundin verabschieden.« Anna umarmte ihn leidenschaftlich. Er ließ es ohne große Gefühlsregungen über sich ergehen. Sie ist seine letzte Sorge, aber was ist seine erste: Geld oder Überleben?
    »Die Männer sollen noch weitere 24 Stunden auf sie aufpassen«, sagte Ava zu Patrick. »Keine Telefonate, kein Internet. Nichts.«
    »Ihr habt sie gehört.«
    Sie verfrachteten Seto auf den Rücksitz des Trucks. »Diesmal werde ich Ihnen Mund und Augen nicht zukleben – ein falsches Wort, und ich hole

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