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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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Freundin an, und wir waren uns ohne Worte einig, dass wir den Laden dringend
     verlassen mussten. Lächelnd, aber mit deutlich erhobener Augenbraue scheuchte ich die Verkäuferin aus der Kabine, half Lena
     aus dem Oberteil und machte sie flüsternd auf die Nachbarbraut aufmerksam. Ihr Blick nach draußen brachte das Entsetzen in
     die Kabine: «Raus hier!», flüsterte sie nur knapp, während sie sich in ihre Klamotten quälte.
    «Danke, ich muss noch eine Nacht drüber schlafen», wimmelte Lena die Verkäuferin ab, die vor der Kabine auf uns wartete,
     und wir verließen den Laden. Auf dem Weg in das nächste Geschäft versuchte ich, ihr Mut zu machen, erzählte, dass es immer
     dauert, bis man das Passende findet, und dass man erst mal ein Gefühl für die Kleider bekommen muss. Was man halt so erzählt,
     wenn man den anderen bei der Stange halten will. Bei Lena wirkte es. Sie war zwar nicht euphorisch, doch wollte sie unsere
     Besichtigungstour auch nicht auf der Stelle abbrechen. «Da muss ich jetzt durch», verkündete sie. Genau, Lena, so will
     ich dich sehen, dachte ich erleichtert.
    Im zweiten Laden – sehr groß, sehr schick, sehr professionell, mitten in der Hamburger City – lernten wir nach einer Stunde
     Warten (ohne Sekt, was ist aus dieser schönen Tradition geworden?) Chantalle kennen. Chantalle war für zweieinhalb Stunden
     unser Tor zur Brautmodenwelt. Klein, gut gelaunt und energiegeladen nahm sie uns Mäntel und Schals ab, verfrachtete uns
     auf eine riesige Plüschbank, um die Details zu besprechen, und sparte nicht mit wohlmeinenden Tipps. Auf die Frage nach
     der Kleidergröße ließ Lena fallen, dass sie gern noch das ein oder andere Kilo abnehmen möchte bis zum großen Tag. «Abnehmen
     ist dieses Jahr nicht, meine Liebe, dann hängt die Haut so hässlich runter», erläuterte Chantalle. Lena guckte geschockt
     – im vergangenen |68| Jahr haben wir beide mehr als 15   Kilo verloren, und hängen tut ganz sicher nichts.
    Um das Thema zu wechseln, begann ich, die No-Gos aufzuzählen: zu viel Glitzer, Perlen & Co. Es soll nicht reinweiß
     sein und kein glänzender Satin, bitte. Zugegeben: Es ist für eine Verkäuferin nicht leicht, aus diesen Dingen abzuleiten,
     was die Kundin denn nun wünscht. Zumal das menschliche Gehirn zwar die Beschreibungen verarbeitet, das Wörtchen «nicht» allerdings
     kaum verwerten kann (was übrigens wissenschaftlich erwiesen ist). Aber bisher dachte ich, dass genau das die Profession dieser
     Damen ausmacht.
    Chantalle suchte uns zehn Kleider raus und präsentierte diese auf dem Bügel. Prima, hier waren alle Kriterien des absoluten
     «Geht-gar-nicht»-Kleides erfüllt: Strass vom Hals bis zu den Knöcheln, extra weite Röcke mit Reifen drunter, reinweißer
     Satin. Wir dachten an die Weisheit unserer Mütter aus Teenagertagen: «Probier es an, auf dem Bügel sieht so etwas immer ganz
     anders aus.» Tapfer quälte sich Lena also von einer Robe in die andere. Als ich beim ersten Kleid den Fotoapparat zückte,
     um ein Bild zu machen, fuhr Chantalle ihre Krallen aus: «Sie dürfen gern fotografieren, allerdings erlauben wir nur zwei
     Bilder pro Kleid, und das auch nur ohne Blitz und mit mindestens zwei Metern Abstand.» Oha, die haben offenbar Angst vor
     Produktspionage – das ist ja fast so schlimm wie in Hongkong, wo jeder Brautmodenladen einen Security-Menschen dafür angestellt
     hat, draußen fotografierende Touristen zu verscheuchen. «Und warten Sie noch einen Moment, ich werde die Braut erst noch
     dekorieren», fuhr die eifrige Verkäuferin fort und sprintete los. Als sie zurückkehrte, war sie beladen mit Ketten, Diademen,
     Schleiern und Handschuhen. Lenas Blick wurde panisch, es blieb aber keine Zeit zum Protest, da sie bereits mit all diesen
     Dingen behängt wurde. Ein fertig dekorierter Weihnachtsbaum hätte nackt und glanzlos gegen meine Freundin ausgesehen. Der
     absolute Höhepunkt: die halben Handschuhe. «Die |69| sehen aus wie Armwürste», platzte es aus der sonst so diplomatischen Lena heraus.
    In der Tat waren diese halben, gerafften Handschuhe, die am Mittelfinger mit einer Schlaufe befestigt werden, nicht besonders
     vorteilhaft. Ich knipste meine zwei Bilder und schickte Lena in der Hoffnung auf schönere Kleider in die Kabine zurück. Diese
     wurde aber auch bei den kommenden zehn Modellen enttäuscht: Die Verkäuferin hatte uns einfach nicht verstanden. Einziges Highlight
     war eine altroséfarbene Korsage, die Lena anzog

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