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Die Wedding-Planerin

Titel: Die Wedding-Planerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katarina Rathert
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immer wieder «mein Verlobter Karl» bzw.
     «meine Verlobte Lena» und amüsieren sich königlich. Von außen betrachtet erschließt sich mir der Witz zwar nicht vollständig,
     ich kann aber verstehen, dass sie es befremdlich finden.
    |110| Im Übrigen ist das eine typische Lena-Geschichte: leicht verplant losgezogen, unglaublich Glück gehabt und das Projekt zur
     vollen Zufriedenheit abgeschlossen. Ich kann immer wieder nur staunen, wie sie das fertigbringt. Vielleicht liegt es an ihrem
     durch und durch sonnigen und freundlichen Wesen, dass die Menschen ihr nichts abschlagen können.
    Während wir Kilometer um Kilometer in der Hoffnung auf wenig Stau und Schnee hinter uns bringen, frage ich die beiden, ob
     sie planen, einen Ehevertrag abzuschließen. Erstauntes Schweigen. Lena meint, darüber hätte sie noch nicht nachgedacht.
     Karl erwidert, dass er zwar drüber nachgedacht, aber noch nicht mit ihr darüber gesprochen hätte. Ups   – Wespennest. An dieser Stelle könnte die Stimmung umschlagen, vielleicht sollte ich mir schon mal einen Schützengraben ausheben
     und mich in Sicherheit bringen? Einem Streit der beiden muss ich nun wirklich nicht beiwohnen.
    Lena reagiert etwas angesäuert: Warum Karl sie davon noch nicht informiert hätte, will sie wissen. Seine Antwortet lautet:
     Weil er sich noch nicht sicher ist, ob das wirklich ein Thema für ihn sein wird und sie immerhin noch fünf Monate Zeit hätten.
    Die Frage nach einem Ehevertrag scheint mir immer eine gewisse Belastungsprobe für eine voreheliche Beziehung darzustellen.
     Ralf und Susanne waren sich einig, dass ein Vertrag her muss. Notar, Beratung, Gebühren, und drei Monate später war alles
     geregelt, was sie zu regeln hatten. In dieser Zeit haben die beiden ein völlig neues Vokabular gelernt, und wenn sie davon
     erzählten, habe ich häufig gedacht, ich sei im juristischen Seminar gelandet: Zugewinngemeinschaft, Rentensplitting und
     Scheidungsfolgenvereinbarung waren Begriffe, die meinen Wortschatz bis dahin noch nie gestreift hatten. Zudem staunte ich
     Bauklötze über die Dinge, die man so regeln sollte, wenn man eigentlich nur den Menschen heiraten will, den man liebt.
     Andrea hingegen ist sehr romantisch veranlagt, ein Grund, warum sie ein sachliches Gespräch über |111| dieses Thema nicht wirklich zulassen wollte. Sie fühlte sich in ihren Gefühlen angegriffen und vorverurteilt. Michael schaffte
     es irgendwie, ihr einen Zugang zu dem Thema zu verschaffen mit dem Ergebnis, dass beide feststellten, keinen Ehevertrag
     zu benötigen.
    Karl und Lena diskutieren nun seit etwa 20   Kilometern darüber, was dort eigentlich geregelt werden würde, und ich erfrische die beiden mit gefährlichem, aber wichtig
     klingendem Halbwissen über Güter und deren Trennung. Nach weiteren 30   Kilometern einigt man sich, das Thema zu vertagen und sich dafür einen kompetenten Gesprächspartner zu suchen. Mir ist das
     recht. Viel spannender finde ich die Frage, wie die beiden die kirchliche Trauung koordinieren werden, nachdem jetzt der
     standesamtliche Termin feststeht.
    Karl stöhnt auf, seine Hoffnung, zumindest die letzten Kilometer Ruhe vor dem Thema zu haben, wurde soeben von mir zunichte
     gemacht. Lena hingegen freut sich, das Problem besprechen zu können. Denn die beiden wollen ökumenisch heiraten, was bedeutet,
     dass sowohl ein evangelischer Pfarrer als auch ein katholischer Priester gefunden werden müssen, die die Trauung in der evangelischen
     Kirche ihres Bezirks vornehmen würden. Die Abmachung der beiden: Lena kümmert sich um ihren protestantischen Teil und Karl
     sich um seinen katholischen. Aufgrund der bevorstehenden Feiertage hat aber bisher noch kein kirchlicher Würdenträger Zeit
     für die beiden gefunden, und Lena äußert ihre Befürchtungen, dass sie zu ihrem Wunschtermin, einen Tag nach der standesamtlichen
     Trauung, keine passende Kombination samt Kirche mehr finden werden. Ein Problem, das wir jetzt erst mal nur ruhen lassen
     können und nach Weihnachten weiterverfolgen müssen.
    Schon sind wir am Ziel angekommen – unserer gemeinsamen Heimat. Bevor wir uns in die Arme unserer Familien begeben, verabreden
     wir uns noch für den Abend, der Rest unserer Freunde |112| soll die Nachricht heute überbracht bekommen. Aber jetzt gibt es erst mal Essen – das erste von sicher siebzehn weiteren in
     den kommenden vier Tagen.

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    Freitag, 3.   Januar
    Stimmung: entschlossen
    Sound: «Blue» von Cat

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