Die Wedding-Planerin
Power
Thema des Tages: Gute Vorsätze
Neues Jahr, neues Glück. Und wie immer: die guten Vorsätze, die wir alle immer wieder fassen. Die Liste diesen Jahres: mehr
Sport, weniger Stress, nur eine Hochzeit vorbereiten, abnehmen, mich um eine Altersvorsorge kümmern, weniger Geld verschwenden.
Liest sich ähnlich wie die des letzten Jahres. Im Rückblick würde ich sagen: Ziele verfehlt.
Eigentlich hasse ich gute Vorsätze. Weil man sich doch nicht dran hält und sie daher erst gar nicht zu fassen bräuchte. Eigentlich.
Dinge, die man erreichen oder machen will, kann man einfach anfangen. Jetzt. Sofort. Nicht erst morgen oder am ersten Januar.
Aber ich komme in keinem Jahr dran vorbei. Nie. In meinem Jahreshoroskop stand, dass es sich um ein erfolgreiches Jahr handeln
würde, eines, das mich meinen Freunden näherbringt und mir viele gute Momenten schenken würde. Aber um eines, in dem mein
Körper ein Eigenleben führen wird, da Neptuns Einfluss groß ist. Auch wenn ich Neptun nicht kenne, hoffe ich, dass er zumindest
zur Hochzeit ein Einsehen mit mir haben wird. Bitte, lieber Neptun, keine Erkältungen, gebrochenen Gliedmaßen oder |113| Migräneattacken und, wenn ich noch einen Wunsch frei habe, dann bitte keine Fressorgien in den kommenden Monaten, ich muss
fit sein und will einigermaßen passabel aussehen.
Lena geht es ähnlich. Nach den fetten Weihnachtstagen mit den befürchteten sieben Mahlzeiten pro Tag, mit Keksen, Stollen
und Kuchen sind wir zurück in Hamburg und stoßen gerade in meiner Küche auf das neue Jahr an. Wir haben uns seit Heiligabend
nicht mehr gesehen. Das liegt unter anderem daran, dass ich bei meinen Eltern immer in eine Art Koma falle. Kaum habe ich
den Fuß in die Tür gesetzt, bin ich tiefenentspannt. Hier muss ich mich um nichts kümmern, keine Einkäufe erledigen, putzen,
online sein – hier funktioniert noch nicht mal mein Handynetz zuverlässig, sodass ich auch nicht erreichbar bin, außer über
das Festnetz meiner Eltern. Ich kann mich einfach entspannen. Mit der Folge, dass ich an den Weihnachtstagen meist den gesamten
Schlaf eines Jahres nachhole. Entgegen meinen sonstigen Gewohnheiten schlafe ich nachts zwölf Stunden und muss meist nachmittags
auch noch eine Pause auf dem Sofa einlegen – das Essen muss ja schließlich verdaut werden, und das geht bei einem Mittagsschläfchen
am besten. Auf diese Weise sind die Tage kurz. Die Abende hat Lena im Kreis ihrer oder Karls Familie verbracht, während ich
mit unseren Freunden um die Häuser gezogen bin. In das Jahr ihrer Hochzeit sind Lena und ich nicht gemeinsam gerutscht – während
ich auf der verschneiten Terrasse unseres Ferienhauses mit Wunderkerzen und Sekt auf das Bergpanorama um mich herum geblickt
habe, waren sie und Karl bei Freunden in Berlin.
Bei Prosecco und Lasagne (so viel zum Thema gute Vorsätze) erzählen wir uns die Ereignisse der letzten Tage. Ich schwärme
von traumhaften Abfahrten bei perfekten Schnee- und Sonnenverhältnissen, sie berichtet von Familienzusammenkünften, bei
denen nun auch die letzten Verwandten von der Hochzeit informiert wurden. Alle sind begeistert und freuen sich, nach Hamburg
zu kommen. Da nach Ansicht ihrer Familie in der Hansestadt |114| nicht ausreichend Hotels zur Verfügung stehen, hat diese sich bereits zwischen den Feiertagen nach Übernachtungsmöglichkeiten
umgesehen und direkt ein halbes Hotel für das Hochzeitswochenende reserviert. Während Lena erzählt, wie umständlich die Buchung
ablief – jeder der 20 Tanten, Onkel, Cousinen und Cousins musste schließlich einverstanden sein –, freue ich mich, dass ihre Familie sich offenbar auf das Fest freut.
Thema der Feiertage war außerdem das Essen auf der Hochzeit. Veranstalter Christian schickte uns kurz vor Weihnachten noch
ein Fax mit seinen Vorschlägen zur Speisenfolge. Lena und ich waren uns darin einig, dass es sinnvoll wäre, das Essen mit
ihrer Mutter vorzubesprechen. Da knapp 300 Kilometer zwischen ihr und uns liegen, ist es nicht ganz einfach, sie sinnvoll in die Vorbereitungen mit einzubeziehen.
Ich grüble schon seit einer Weile, was genau sie machen kann, denn ich finde es wichtig, dass die Familien sich einbringen
und das Fest mitgestalten können. Enttäuschung machte sich bei Lenas Mutter breit, als klar wurde, dass es keine klassische
Hochzeitssuppe zur Vorspeise geben würde. Gerettet hat ihre Tante, selbst Köchin von Beruf, die
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