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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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voraus, bat sie immer wieder, im Schutz der Kiefern zu warten, bis er den Weg ausgespäht hatte, und schien es zu genießen, ihr Beschützer zu sein.
    »Wo ist denn nun Sir Ewan Turner?«, wollte er wissen, während sie am Waldrand entlang auf die Berge zu ritten.
    Rodena entschloss sich, ihrem kleinen Begleiter die Wahrheit zu sagen. Das Geheimnis würde sich sowieso bald lüften, und Melwin hatte es verdient, als einer der Ersten eingeweiht zu werden.
    »Sir Ewan Turner bereitet sich darauf vor, den Angriff gegen Alister zu führen.«
    Er sah sie zweifelnd an.
    »Aber unser Heerführer wird Duncans Sohn sein. Zumindest hat Roger de Brionne dies uns allen angekündigt.«
    »Da hat er die Wahrheit gesagt, Melwin«, gab sie ernst zurück. »Denn Ewan Turner ist Duncans Sohn.«
    Vor Verblüffung hätte Melwin fast einen überhängenden Zweig übersehen, den er gerade noch im letzten Moment mit der Hand fasste und beiseitebog.
    »Aber... aber...«, stammelte er. »Seine Eltern sind doch arme Pächter.«
    »Nein, seine Eltern sind Isobail und Duncan MacBlair. Man hat Ewan als Kind zu einem Pächterehepaar gegeben, um ihn vor Alister zu verbergen. Verstehst du?«
    Melwin nickte, und jetzt glänzten seine Augen vor Begeisterung.
    »Ich habe immer gewusst, dass Sir Ewan etwas Besonderes ist!«, sagte er stolz. »Großer Gott – aber dann ist er ja Euer Bruder, Lady Rodena!«
    Sie hatte mit der Wahrheit angefangen und musste nun auch weitermachen. Es gab keine Möglichkeit sich herauszuschwindeln, und sie wollte es auch nicht.
    »Nein, Melwin«, gab sie leise zurück. »Ich bin nicht seine Schwester. Ich bin die Tochter jenes Pächterehepaares – nichts weiter. Du brauchst nie wieder Lady zu mir zu sagen.«
    Nun war der arme Bursche vollends durcheinander und starrte sie mit hilflosem Ausdruck an. Als er in ihren Zügen las, dass sie ihm die Wahrheit gesagt hatte, sah er einen Augenblick nachdenklich auf die Mähne des Pferdes herunter. Dann jedoch hob er den Blick wieder zu ihr und meinte treuherzig:
    »Ihr werdet für mich immer Lady Rodena sein. Ganz egal, wer Eure Eltern sind.«
    Sie war gerührt – wieso hatte sie geglaubt, keine Freunde zu haben? Dieser Knabe bewies ihr, dass es immer noch Menschen gab, die zu ihr hielten.
    »Das ist sehr lieb von dir, Melwin«, sagte sie gepresst.
    Der Kleine spürte, wie unglücklich sie war, und dachte darüber nach, wie er sie aufheitern könnte.
    »Und überhaupt. Wenn Sir Ewan nicht Euer Bruder ist, dann kann er Euch ja heiraten. Er liebt Euch doch, oder?«
    Sein verschmitztes Lächeln erstarb ihm auf den Lippen, denn Rodena wurde nur noch ernster bei diesen Worten.
    »Nein, das kann er nicht«, erklärte sie. »Niemals könnte der Sohn eines Clan Chiefs eine Pächterstochter zur Frau nehmen.«
    »Warum nicht?«, beharrte Melwin. »Glaubt Ihr, dass er sich nicht traut? Sir Ewan hat mehr Mut als hundert andere Männer.«
    »Er darf es nicht tun, es wäre nicht gut für das Land.«
    Melwin kräuselte die Stirn und schob die Lippen vor, denn er war mit dieser Antwort nicht zufrieden. Dann aber setzte er sich auf dem Rücken des Pferdes zurecht, drückte das Kreuz durch, um größer zu erscheinen, und meinte:
    »Dann werde ich Euch eben beschützen, Lady Rodena. Und wenn ich erwachsen und ein Ritter bin, dann werde ich Euch heiraten. Abgemacht?«
    Trotz ihres Kummers musste sie lächeln, und sie streckte die Hand aus, um seine schmale Schulter zu streicheln.
    »Du hast jetzt schon das Herz eines Ritters«, sagte sie zärtlich.
    Die neue Verantwortung ließ ihn um ein weiteres Stück wachsen, und Rodena dachte bekümmert darüber nach, welchen Gefahren der kleine Bursche entgegenging, weil er sich auf ihre Seite gestellt hatte. Es war auf jeden Fall wichtig, so rasch wie möglich Keith MacDonald Burg zu erreichen – dort würde sie schon eine Möglichkeit finden, Melwins bei sich zu behalten. Auf keinen Fall sollte er mit in den Kampf ziehen, dazu war er viel zu jung und unternehmungslustig.
    Sie hatten gerade den Wald hinter sich gelassen und folgten dem Bachlauf, der von den Bergen hinabströmte, da erblickten sie eine Gruppe Berittener, die auf sie zuhielt. Es waren höchstens zehn Mann, doch drei von ihnen waren an Waffen und Rüstung als Ritter zu erkennen. Die übrigen schienen Knappen und Kämpfer zu sein, die sie begleiteten.
    »Es sind Alisters Leute«, rief Rodena, die ihren alten Feind Gavin erkannt hatte. »Wir haben keine Chance – unsere Pferde sind zu schlecht.

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