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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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ersticken zu müssen. So rasch sie konnte, lief sie die Treppen hinauf in die Kemenate, zog sich das lästige Gewand über den Kopf, riss das lange Hemd vom Körper und legte die Kleider an, in denen sie sich frei und wohlfühlte. Dann schlich sie zum Stall hinüber, bestieg eines der wenigen Pferde, die noch übrig geblieben waren, und ritt durch das Burgtor hinaus in die weite Landschaft. Sie trieb das Tier zu immer rascherem Tempo, riss sich den Hut vom Kopf und ließ das Haar flattern, und als das Pferd durch einen schmalen Bachlauf galoppierte, spürte sie beglückt, wie das kalte Wasser ihre Knie bespritzte. Der Pfad führte über flache Hügel, wo zwischen Heidekraut und blühenden Gräsern dicke, weiße Steinbrocken leuchteten, dann tauchte er in den lichten Kiefernwald ein, der bis ans Ufer des Sees hinunterreichte. Dorthin zog es Rodena jetzt, denn sie sehnte sich danach, in das kühle Wasser des Sees zu steigen und allen Kummer und Ärger von sich abzuwaschen.
     
    Ewan hatte ein unglaubliches Maß an Selbstbeherrschung benötigt, um dieses Festmahl zu überstehen. Als er sich gemeinsam mit den anderen von der Tafel erhob, um der Abreise der Braut und ihres Gefolges auf dem Hof beizuwohnen, war sein alter Feind Gavin zur Stelle. Er war von Alister nicht zur Begleitung des Brautzuges ausgewählt worden, was er als tiefe Schmach empfand. Ohne Zweifel hatte er diese Zurücksetzung dem verfluchten Bauern zu verdanken, denn er und seine Leute hatten sich bei der Gefangennahme dieses Burschen nicht gerade mit Ruhm bedeckt.
    »Wie schade, dass dein Meister davonreitet, Bauer«, sagte er boshaft und trat Ewan in den Weg. »Wir hatten viel Spaß bei deinen jämmerlichen Versuchen, das Handwerk eines Kämpfers zu erlernen.«
    Ewan spürte, wie das Blut in seinen Ohren rauschte, doch er bezwang seine Wut und blieb ruhig. Er würde seine Hände nicht an diesem Dreckskerl schmutzig machen.
    »Verzage nicht, Gavin«, gab er zurück. »In wenigen Tagen wird Roger de Brionne zurückkehren, und ich hoffe darauf, dass wir beide uns bald im Tjost messen werden.«
    Gavin brach in Gelächter aus und winkte zwei seiner Kumpane herbei.
    »Habt ihr das gehört? Dieser tölpelhafte Bauernflegel glaubt tatsächlich, gegen uns antreten zu können.«
    Die beiden anderen grinsten, fanden die Sache jedoch nicht ganz so lachhaft wie Gavin, denn sie hatten Respekt vor der Körperkraft des jungen Burschen.
    »Glaubst du wirklich, dass jemals ein Ritter aus dir wird?«, meinte Gavin und legte scheinbar mitleidig die Hand auf Ewans Schulter. »Die Hoffnung kannst du getrost vergessen, Kleiner. Die Ausbildung eines Ritters beginnt schon in der Kindheit – während du mit dem Mistkarren auf den Acker gefahren bist, haben wir den Schwertkampf erlernt und uns mit Schild und Lanze geübt. Diesen Vorsprung wirst du niemals in deinem Leben wieder einholen – und wenn du dich noch so sehr abrackerst.«
    Ewan trat einen Schritt zur Seite, wobei Gavins Hand von seiner Schulter rutschte. Was dieser Kerl da redete, war nicht unwahr, das wusste er auch. Alle diese Männer hier hatten schon als siebenjährige Knappen ihre ersten Unterweisungen in den ritterlichen Künsten erhalten.
    »Nun«, gab er zurück. »Ich denke, dass Roger de Brionne seine Mühe nicht an einen aussichtslosen Fall verschwenden würde. Alles andere wird sich bald erweisen.«
    Gavin lachte lauthals und meinte, dass manchen Burschen nicht zu helfen sei.
    »Welches Kätzchen hat dir denn diesen hübschen Kratzer verpasst?«, höhnte er weiter. »Hast du etwa versucht, einer der Mägde das Kleid hochzuheben? Oder bist du gar zu der alten Caja aufs Lager gekrochen?«
    Er schlug sich auf die Schenkel und sah sich triumphierend nach seinen beiden Gefährten um, denn er fand seinen Scherz ausgesprochen gelungen. Doch die beiden anderen hatten sich bereits zwischen den Mägden und Knechten hindurchgedrängt, um die Abreise besser verfolgen zu können. Auch Alister war nun auf sein Pferd gestiegen, gefolgt von einer kleinen Eskorte seiner Getreuen, denn er wollte dem Brautzug noch eine Weile das Geleit geben.
    »Lacht nur«, murmelte Ewan wütend hinter Gavin her, der sich nun ebenfalls nach vorn drängelte. »Es wird die Zeit kommen, da ich über euch lachen werde.«
    Er spuckte aus und reckte den Hals, um einen Blick auf die Davonreitenden zu erhaschen, denn er hätte gern Roger de Brionne in seiner vollen Rüstung gesehen. Doch einer der hoch beladenen Wagen nahm ihm alle Sicht, sodass

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