Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
kaum mehr wert als ein Knappe. Heftiger Zorn und eine unerklärliche Eifersucht stiegen in ihm auf, und er fuhr mit dem Arm durch die Luft, um eine vorwitzige Mücke zu fangen. Dabei fegte er versehentlich den Helm von seinem Schoß, und als er eine impulsive Bewegung machte, um die rostige Haube noch aufzufangen, berührten seine Hände Rodenas Knie. Sie stieß einen erschrockenen Schrei aus und wollte zurückspringen, doch Ewan nahm die Gelegenheit wahr, seine Hände um beide Kniescheiben zu legen. Und da er schon einmal Halt fand, glitt er auch ein wenig höher, um ein Stück ihrer schlanken Schenkel zu ertasten.
»Lass mich los«, zischte sie. »Wie kannst du es wagen!«
Er gehorchte nicht, strich stattdessen mit neugierigen Fingern über ihre Beine und spürte befriedigt, dass sie zitterte. Ihre Haut war tatsächlich ungeheuer zart, besonders in den Kniekehlen, aber auch dort, wo der sanfte Schwung ihrer Schenkel begann, und er verspürte große Lust, die Hände noch weiter emporwandern zu lassen. Doch in diesem Augenblick empfing er einen festen Schlag auf die linke Wange, und er musste sie loslassen.
Ein kleines Beben erschütterte seinen Kopf, und er hörte nur undeutlich, wie die Turmtür zugeschlagen wurde. Dann stellte er tastend fest, dass sich quer über seine Wange eine breite Schramme zog – Rodena hatte eine seiner Beinschienen als Schlagwaffe benutzt. Na großartig – die Ritter würden morgen einen weiteren Grund haben, sich über ihn lustig zu machen!
Wenn man bedachte, dass sie ein Mädchen war, musste man eingestehen, dass sie einen ordentlichen Schlag am Leibe hatte.
Viertes Kapitel
Rodena tat in dieser Nacht kein Auge zu. Als sie mit hochroten Wangen in die Kemenate platzte – noch am ganzen Leibe zitternd über die freche Berührung – waren Fiona und Caja damit beschäftigt, die letzten Kisten zu packen, denn am frühen Vormittag des folgenden Tages würde die Braut mit großem Gefolge abreisen. Rodena gelang es, ihre Aufregung zu verbergen. Froh, eine Betätigung zu haben, half sie bei der Arbeit, hörte sich Fionas aufgeregtes Geschwätz an und tröstete Caja, die, ganz gegen ihre Gewohnheit, die Tränen abwischen musste, denn es fiel ihr schwer, nun auch ihren zweiten Schützling fortreisen zu lassen. Dann, als endlich auch das letzte Tüchlein, die Haarspangen, Ketten und Fibeln und auch die kleinen Pantöffelchen aus Ziegenleder eingewickelt und im Gepäck verstaut waren, saß die junge Braut mit fiebrigen Augen auf ihrem Lager und konnte nicht aufhören, von den bevorstehenden Ereignissen zu schwatzen.
»Es wird eine glänzende Feier sein, Rodena. Ein Turnier werden sie veranstalten, und ich werde neben Keith unter dem Baldachin auf dem Podium sitzen. Ich werde auch den Sieger schmücken – wer immer es sein wird. Aber ganz gewiss wird es Keith sein...«
»Sicher...«
Fiona starrte einen Moment vor sich hin, dann sah sie zu Rodena auf, und ihr Gesicht war besorgt.
»Wird es wehtun?«, flüsterte sie. »Marian hat erzählt, dass es schlimm sei beim ersten Mal. Aber später sei es die wunderbarste Sache der Welt...«
»Ich habe keine Ahnung, Fiona«, murmelte Rodena, die auf dieses Thema wenig Lust hatte. »Lass es einfach auf dich zukommen – es wird schon nicht so schrecklich sein. Bisher ist jedenfalls noch keine Ehefrau in der Hochzeitsnacht gestorben.«
Fiona nickte, und ihre Bedenken waren schon wieder vergessen.
»Ich werde die ganze Nacht über kein Auge zutun vor Aufregung!« Wenige Atemzüge später war sie fest eingeschlafen. Aufatmend rollte sich Rodena auf ihrem Lager zusammen und schloss die Augen, doch der Schlaf wollte sich nicht einstellen.
Stattdessen spürte sie wieder Ewans freche Hände, die sich fest um ihre Knie legten und sich dann langsam aufwärtsschoben. Es war ein nie gekanntes Empfinden gewesen, eine Mischung aus Entsetzen und einer heftigen Erregung, die ihr eine Gänsehaut über den ganzen Körper trieb und sie zutiefst verwirrte. Was wäre geschehen, wenn sie ihn hätte gewähren lassen? Wie weit hätte er seine lüsternen Finger gestreckt? Sie erschauerte, kauerte sich enger zusammen und versuchte, die beunruhigenden Gefühle abzuwehren. Was bildete sie sich überhaupt ein? Dieser Bursche hatte sie nicht etwa berührt, weil er sie schön fand oder sie gar begehrte. Er hatte sie demütigen wollen, weil er sich über ihre Rede geärgert hatte, das war der Grund gewesen.
Wenigstens hatte ihr Schlag gut gesessen – er würde sich ganz
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