Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
es nicht, Laird. Sie ist ein sonderbares Mädchen – vielleicht liegt es daran, dass sie Duncans Tochter ist.«
Alister stieß ein kurzes, heiseres Gelächter aus, denn er liebte die Scherze auf Kosten seines Vorgängers. Er hasste Duncan noch im Tod, denn immer noch wurde unter den widerspenstigen Pächtern von dem guten Laird Duncan geredet, unter dessen Herrschaft alles besser gewesen sein sollte. Er schnaubte verächtlich und wischte mit dem Ärmel eine Weinlache vom Tisch.
Er wäre Rodena gern auf gute Art losgeworden, denn ihre Gegenwart am Hof erinnerte ihn allzu sehr an ihren Vater. Warum sollte sie eigentlich nicht das Bogenschießen erlernen und auf die Jagd reiten, sie benahm sich ja sowieso schon wie ein halber Knabe. Wenn er Glück hatte, würde sie bei ihren Streifzügen von einem der aufmüpfigen Pächter erschlagen. Damit hätte er dieses Ärgernis endgültig vom Hals.
»Ihr hättet die Gesichter der Männer sehen sollen, als sie offen forderte, man möge ihr doch einen Bogen leihen und sie lehren, damit zu schießen«, schwatzte der Barde, um seinen Laird zu unterhalten. »Gavin glotzte wie eine angestochene Sau, und Rob bekam das Maul nicht zu, sodass ihm das Bier wieder herausfloss...«
Zu Airdans Enttäuschung lachte Alister nicht über diese Scherze, die eigentlich ganz nach seinem Geschmack waren. Also musste Airdan mit einer anderen Nachricht glänzen.
»Unser junger Bauer hat die Abwesenheit seines Lehrers dazu benutzt, eine Prügelei anzufangen«, berichtete er.
Alisters Brauen zogen sich zusammen, denn er liebte es nicht, wenn zwischen den Männern Unfrieden ausbrach. Vor allem dann, wenn ein niedrig Gestellter den Rittern seinen Respekt verweigerte.
»Weshalb hat man den Kerl nicht in seine Schranken gewiesen?«, fragte er streng.
Airdan wurde verlegen. Er war zwar gewohnt, die Bewohner der Burg auszuspähen und bei Alister anzuschwärzen, doch der Bauer war ein starker Bursche, und es konnte gut sein, dass er sich an ihm, Airdan, eines Tages rächen würde.
»Oh, es hatte niemand Lust, sich an dem Kerl die Finger schmutzig zu machen, so haben die Ritter ihn mit Verachtung gestraft und ihn einfach stehen lassen. Wenn Roger de Brionne zurückkehrt, wird er seinem Schüler ganz sicher die Leviten lesen.«
»Dieser Ewan Turner gefällt mir nicht und hat mir noch nie gefallen«, murmelte Alister. »Ich hätte ihn Steine schleppen lassen sollen, so wie ich es zuerst vorhatte. Hundert Felsbrocken aus der Heide zur Burg hinübertragen, um sein Leben zu retten, das wäre für uns alle ein nettes Schauspiel gewesen. Ein Ritter! Ein Draufschläger ist er – sonst nichts.«
»Ganz meine Meinung, Laird«, beeilte sich Airdan zu versichern. »Der Bursche ist aus grobem Schrot, ein unbehauener Klotz, und in seinem Kopf sieht es duster aus...«
Doch sein Laird gab ihm mit einem Wink zu verstehen, dass er zu schweigen hatte. Alister spürte wieder jenes ungute Gefühl, das ihn schon im ersten Augenblick erfasst hatte, als er Ewan zu Gesicht bekam. Es war eine böse Ahnung, die er nicht fassen konnte, und er nahm sich vor, Caja darüber zu befragen, denn die alte Hexe kannte sich mit solchen Dingen aus. Indes wischte er seine Bedenken beiseite. Roger de Brionne war ein verlässlicher Mann, und im Grunde hatte er recht: Der junge Bursche lernte rasch und würde einen guten Kämpfer abgeben. Alister brauchte todesmutige Männer, wenn er seine Pläne in die Tat umsetzen wollte.
Aber dennoch hatte dieser Bauer eine Strafe verdient.
Ein boshaftes Lächeln glitt jetzt über Alisters Gesicht. Er zog dem Barden den Becher weg und gab ihm einen kleinen Tritt gegen seine langen, dürren Beine, sodass der Ärmste fast von seinem Schemel kippte und den Wein aus seinem Becher verschüttete.
»Sauf nicht so viel«, knurrte Alister ihn an. »Steh jetzt auf, und tu, was ich dir auftrage.«
Sechstes Kapitel
Früh am Morgen rüttelte Caja ihre Schutzbefohlene aus dem Schlummer.
»steh auf! Du wirst erwartet!«
Rodena setzte sich schlaftrunken auf und versuchte, das verwuschelte Haar zu glätten, denn sie hatte wieder einmal versäumt, es am Abend zu einem Zopf zu flechten.
»Ich? Vonwem?«
Cajas schmales Gesicht war in den letzten Jahren faltig geworden, jetzt, im schwachen Morgenschein, schien es Rodenagrau wie zerknittertes Pergament. Der Blick der hellsichtigen, kleinen Augen zeigte zum Fenster.
»Was ist dir da nur wieder eingefallen!«
Rodena warf rasch das Plaid über das Hemd und sah durch
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