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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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zu spannen, und gehofft, damit von seiner schwierigen Aufgabe erlöst zu werden. Doch er hatte geglaubt, diese Beweisführung ohne Zuschauer antreten zu können. Nun war es anders gekommen.
    »Der Bogen ist eine Waffe für den Kampf, Lady, und man braucht kräftige Armmuskeln, um ihn zu spannen. Es wäre besser, Ihr würdet das einsehen.«
    Er hatte leise gesprochen, damit nicht alle Umstehenden seine Worte hörten. Wenn sie klug war, würde sie jetzt nachgeben und einlenken. Bei aller Hochachtung für ihren Mut und ihren Eifer, schließlich war sie eine Frau -wozu musste sie sich selbst schützen? Gab es nicht genügend Ritter, die bereit waren, ihr Leben zu wagen, um sie zu verteidigen? Hatte nicht auch er selbst ihr versichert, dass er dazu bereit war?
    Doch Rodena war weder klug noch hatte sie Lust, nachzugeben. Sie warf den Bogen vor Ewan auf den Boden, trat mit dem Fuß darauf, und er sah erschrocken, wie Zorn und Verzweiflung in ihrem Gesicht miteinander stritten.
    »Du hast das von Anfang an gewusst, du Mistkerl! Du hattest gar nicht vor, mir das Bogenschießen beizubringen, du wolltest dich nur über mich lustig machen. Das vergesse ich dir nie, Ewan Turner!«
    Die letzten Worte kamen nur stoßweise aus ihrem Mund, so als schnüre ihr jemand die Kehle zu. Schließlich drehte sie sich hastig um, stieß eine höhnisch gackernde Magd beiseite und lief davon.
    »Jetzt heult sie«, sagte die Magd ungerührt. »Ist sie selber schuld daran, die Lady.«
    »Gar nicht so dumm, Bauer«, meinte Gavin grinsend. »Du hast dich richtig schlau aus der Geschichte herausgezogen.«
    Auch Rob nickte anerkennend und ahmte dann Rodenas verzweifeltes Bemühen nach, Bogen und Sehne auseinanderzuziehen. Brüllendes Gelächter und schadenfrohe Witze waren sein Lohn. So ging es, wenn ein Weib sich in Männergeschäfte einmischte.
    »Trink mit uns, Bauer«, sagte Rob leutselig und schlug Ewan auf die Schulter. »Der Tag fing gut an – wir haben eine Menge Spaß gehabt.«
    Doch Ewan ging schweigend davon, ohne der Aufforderung Folge zu leisten. Noch vor einigen Tagen hätte er sich sehnlichst gewünscht, von den Rittern zu einem gemeinsamen Trunk eingeladen zu werden – jetzt schämte er sich, die Anerkennung der Männer auf Rodenas Kosten erworben zu haben.
    Nachdenklich stapfte er die steinernen Stufen zum Turm hinauf, ging durch den Wachraum zur Waffenkammer und stellte Bogen und Köcher zurück an ihren Platz. Rodenas Tränen hatten ihn tief gerührt, er konnte ihr die Verzweiflung nur allzu gut nachfühlen, denn auch er strebte ein schier unerreichbares Ziel an und wurde verlacht. Sein Blick glitt wie zufällig über die Waffen, die auf Tischen und in Wandnischen aufgereiht waren. Sicher gab es auch leichtere Bögen, auch konnte man die Sehne weniger straff spannen...
    Er würde sich allergrößter Gefahr aussetzen, wenn er tat, was seine Liebe ihm eingab. Doch er musste es tun, er konnte nicht anders.

     
    »Was sollen wir damit?« Cajas Stimme klang aufgebracht, die des Knaben hell und ein wenig eingeschüchtert.
    »Ich soll es der Lady bringen...«
    »Nimm das wieder mit!«, sagte Caja barsch. »Nun mach schon, troll dich!«
    Rodena, die zusammengekauert in einer Ecke der Kemenate auf der großen Truhe hockte, hob den Kopf und strich die tränenfeuchten Haarsträhnen aus dem Gesicht.
    »Cajas!«, schniefte sie. »Was ist los?«
    »Nichts, Lady. Nur der kleine Melwins, der uns zum Narren halten will.«
    Doch die helle Stimme des Knappen mischte sich energisch unter ihre Worte.
    »Ewan Turner lässt ausrichten, dass er die Lady bittet, diesen Bogen anzunehmen. Er steht unten im Hof und erwartet ihre Antwort.«
    »Scher dich hinaus, du Frechling!«
    Eine Maulschelle klatschte auf die Wange des vorwitzigen Burschen, doch Rodena war schon von der Truhe gesprungen und zu der halbgeöffneten Tür gelaufen. Sie kam gerade rechtzeitig, denn Melwin, ein kleiner sommersprossiger Rotschopf, warf ihr die Gabe rasch vor die Füße und flitzte dann wie der Wind davon, um nicht noch einmal mit Cajas lockerer Hand Bekanntschaft zu machen.
    Erstaunt und mit einem kleinen Funken Hoffnung im Herzen hob Rodena die Waffe auf. Der Bogen war um ein ganzes Stück kleiner als der erste, aus hellerem Holz gefertigt und stärker gewölbt, doch als sie die Sehne prüfte, stellte sie fest, dass ihre Kraft ausreichte, um die Waffe zu spannen.
    Tat ihm wirklich leid, was er ihr angetan hatte? Immerhin hatte er ihr diesen Bogen besorgt und schien weiterhin

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