Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Kittel und schleuderte ihn gegen die Mauer des Gesindehauses.
»Niemand wird in meiner Gegenwart über Duncans Tochter lachen«, brüllte er laut über den ganzen Hof.
Die Devise war gut gewählt – wer wollte da noch gegen ihn aufstehen? Die Männer, die gerade eben noch zotige Witze gerissen hatten, waren nun schweigsam, blickten finster zu Boden und gingen wortlos davon. Auch der Ritter, den Ewans Zorn getroffen hatte, richtete sich taumelnd auf und machte, dass er in die Halle zu den anderen kam.
Ewan blieb allein zurück und versank in Trübsal. Er wusste nur zu gut, dass Rodena ihn jetzt verachtete, und sie hatte allen Grund dazu, denn er hatte sich wie ein Feigling benommen. Doch es war nicht, wie sie glaubte. Er hätte ohne Zögern den Spott der Ritter ertragen, sich dem Zorn des Clan Chiefs gestellt oder den Unwillen seines Lehrers Roger hingenommen, alles, um Rodenas Wunsch zu erfüllen. Doch das hätte eine Katastrophe zur Folge gehabt, denn er war in keinem Fall imstande, ihre aufregende Nähe zu ertragen, ohne der Versuchung zu erliegen, sie in seine Arme zu reißen.
Alister kehrte mit seinen Getreuen erst am späten Abend zurück. Die Reiter hatten Fackeln entzündet, um einander nicht zu verlieren, denn den Abendnebeln über dem Motor war nicht zu trauen. Hexen und Elfen trieben dort ihr Unwesen, verwirrten den nächtlichen Reisenden die Sinne, sodass sie vom Weg abkamen und in der feuchten, modrigen Erde für immer versanken. Viele Männer, die sich im Kampf furchtlos jedem Gegner stellten, wurden doch ängstlich, wenn sie in den Bann der grauen Nebelfrauen gerieten. Auch Alister war jemand, der solch bösen Zauber mehr als alles andere fürchtete.
Indes war die Reise gut verlaufen, und der Clan Chief ließ sich noch einen Trunk in sein Gemach im Wohnturm bringen, denn er wollte noch einige Worte mit dem Barden wechseln, bevor er sich zum Schlafen niederlegte.
Airdan, der Sänger, hatte eine besondere Stellung an Alisters Hof. Er war ein unscheinbarer Mensch mit grauem, kraus gelocktem Haar und einer stets bleichen Gesichtsfarbe, auch spotteten die Männer oft über seine dürren Beine und langen Füße. Er kannte nur wenige Lieder, und sein Spiel auf der Harfe war eintönig, doch das störte Alister wenig, denn Musik und Gesang langweilten den Clan Chief sowieso. Dafür genoss er die groben Späße des Barden, die stets auf Kosten des einen oder anderen Ritters gingen und meist jene Männer trafen, die eine geringe Stellung am Hof hatten. Die wichtigste Aufgabe des Barden war jedoch eine andere: Airdan trug seinem Laird alle Neuigkeiten zu, die sich am Hofe ereigneten, und je intimer und geheimer die Nachricht war, desto größer der Lohn des Sängers. Stellte sich jedoch heraus, dass Airdan sich geirrt hatte, dann bezog er Prügel von seinem Herrn.
»Ich danke Gott, der Euch glücklich hat zurückkehren lassen«, sagte der Barde, als er mit gekrümmtem Rücken in Alisters Wohnraum trat. Der Clan Chief saß auf einem schön geschnitzten Stuhl mit hoher Lehne und hatte die Füße auf einen Schemel gestützt. Jetzt gab er dem Hocker einen Tritt, sodass das Möbelstück in Airdans Richtung kollerte, und winkte der Magd, dem Barden einen Becher mit Wein zu füllen. Airdan rückte sich den Schemel zurecht und setzte sich darauf, wobei er aufmerksam die Miene seines Herrn beobachtete, um herauszufinden, ob er bei guter Stimmung war.
»Es ist ein gar kostbarer Hochzeitszug«, schmeichelte er. »Keith MacDonald kann sich glücklich schätzen, Euer Schwiegersohn zu sein. Zumal er ja auch ganz verrückt vor Liebe zu seiner jungen Braut zu sein scheint.«
Alister nickte zufrieden und hob den Becher, um auf die Vermählung seiner Tochter anzustoßen. Es war ein kluger Schachzug von ihm gewesen, denn er brauchte treue Verbündete, um seine Pläne durchzuführen. Die fruchtbaren Gegenden im Süden stachen ihm schon lange in die Augen – bald würde er stark genug sein, um die dort lebenden Clans zu vertreiben und seine Herrschaft auszudehnen. Fiona war eine MacBlair. Mehr noch, sie war eine brave Tochter. Keith Macdonald würde fortan nach Alisters Pfeife tanzen.
»Und was gibt es hier inzwischen für Neuigkeiten?«
Der Barde zögerte nicht, den überaus merkwürdigen Vorfall zu berichten, der sich vor wenigen Stunden auf dem Burghof abgespielt hatte, und Alister schüttelte ungläubig den Kopf.
»Das Bogenschießen will sie erlernen? Ja, ist das Weib denn ganz und gar von Sinnen?«
»Ich weiß
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