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Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)

Titel: Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Megan MacFadden
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herum, schwatzten miteinander, erneuerten Bekanntschaften und ließen sich von den Mägden mit Speisen und Getränken versorgen.
    »Rodena, meine Liebe, du solltest dich vor all den Männern nicht ungekämmt und ohne Tuch am Fenster zeigen«, rügte die unermüdliche Mathilda hinter ihr. »Erst morgen, wenn dein großer Tag gekommen ist, wirst du im Festgewand und schön geschmückt vor ihnen erscheinen – bis dahin solltest du dich vor allen verborgen halten.«
    Rodena seufzte. Sie hatte bisher geglaubt, dass Caja eine strenge Erzieherin gewesen war, aber Mathilda schlug sie um Längen. Sie warf einen mitleidigen Blick auf Katie und Noreen, die in einer Ecke zusammensaßen und leise tuschelten – vermutlich lag es an der ständig predigenden Mutter, dass die armen Mädchen kein lautes Wort zu sagen wagten.
    »Oh, die Ritter unserer Burg sind es gewohnt, dass ich hier am Fenster stehe, und die fremden Kämpfer kennen mich sowieso nicht«, gab sie kühl zurück, ohne von ihrem Platz zu weichen.
    Das Getuschel der Mädchen erstarb. Diese fremde Frau hatte es gewagt, ihrer Mutter zu widersprechen!
    »Ich wollte dir nur einen guten Rat geben«, sagte Mathilda beleidigt.
    Die Nacht vor dem Turnier war unruhig, denn drüben in der Halle waren die Kämpfer zur Tafel geladen. Man speiste ausgiebig, lärmte und schwatzte, und je später es wurde, desto lauter schallten die Stimmen der wackeren Zecher, die sich für den morgigen Tag Mut und Kraft antrinken mussten. Gegen Mitternacht kam es zu einem heftigen Streit auf dem Burghof, Messer blitzten auf, böse Fluche erfüllten die Nachtluft, und Alisters Knechte hatten eine Weile zu tun, bis sie die Kampfhähne voneinander getrennt hatten. Dann, nachdem auch der letzte müde Krieger über den Hof zu seinem Schlaflager getorkelt war, kehrte endlich Ruhe ein, die nur von Matildas kräftigen Schnarchgeräuschen untermalt wurde. Seufzend drehte sich Rodena auf ihrem Lager hin und her und versuchte, sich vorzustellen, was Ewan gerade tat. Ohne Zweifel würde er irgendwo in der Halle auf einem Strohlager neben den anderen Männern liegen und schlafen – falls er nicht zu aufgeregt war, um Ruhe zu finden. Caja hatte einmal gesagt, dass es Wünsche gab, die wie unsichtbare Pfeile zu demjenigen drangen, auf den man sie lenkte. Man konnte Gutes oder Böses wünschen, wenn kein Gegenzauber den Pfeil ablenkte, traf er sicher sein Ziel.
    Sie sammelte ihre Kräfte und schickte einen Wunsch an Ewan, doch sie war sich nicht sicher, ob der Zauber seine Wirkung tat, denn gleich darauf hörte sie den Ruf eines Käuzchens. Mit bangen Gefühlen im Herzen schlief sie endlich ein.

Elftes Kapitel
     
    Der Morgen begann früh, denn die Mägde zündeten mehrere Feuer an, um die Mahlzeiten zuzubereiten. Mit Rasseln und Knarren wurde das große Burgtor geöffnet. Knechte liefen hinaus, mit bunten Tüchern beladen, um letzte Hand an die Podeste und die Aufbauten für den Tjost zu legen, während nun auch draußen bei den Zelten der Gäste langsam Bewegung entstand.
    »Eine fürchterliche Nacht«, stöhnte Mathilda und rieb sich den Rücken. »Ich habe kein Auge zugetan.«
    Der Tag wurde mit einer feierlichen Messe in der Burgkapelle eröffnet, zu der allerdings nur wenige Auserwählte Zutritt erhielten, denn der Raum war viel zu eng, um alle Ritter und Frauen zu fassen. Mathilda jedoch, die wie ein Schlachtross durch die Menge preschte und für ihre Töchter den Weg bahnte, schaffte es mühelos, sich und ihren Anhang durch den Eingang der Kapelle zu quetschen.
    Rodena hatte von Alister die strenge Anweisung erhalten, erst bei Beginn des Turniers zu erscheinen, und so blieb sie allein in der Kemenate zurück. Sie war traurig darüber, denn sie wusste, dass Ewan nach Ende der Messe seinen Ritterschlag erhalten würde, und sie wäre gern dabei gewesen. Doch sie fügte sich, denn sie wollte jetzt, da ihr Glück so nahe war, nichts mehr aufs Spiel setzen.
    »Was für ein Ritter«, stöhnte Mathilda begeistert, als sie, schwitzend und vom langen Stehen erschöpft, aus der Kapelle zurückkehrte. »Welches Ebenmaß in seinen Gliedern – diese breiten Schultern, die sehnigen Lenden, die muskulösen Schenkel...«
    Sie hielt inne, denn ihre Töchter starrten sie mit aufgerissenen Augen an.
    »Nun«, sagte sie und räusperte sich. »Dieser junge Kämpfer hat den Ritterschlag mehr als verdient. Allerdings gehört er keinem wichtigen Clan an und scheint kaum über Besitz zu verfügen... Wisst Ihr Näheres über ihn,

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