Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Rodena?«
»Ich glaube, er besitzt wenig mehr als den Schwertgurt und die Sporen. Jene Zeichen seines Rittertums, die ihm heute feierlich verliehen wurden.«
»Wirklich schade«, meinte Mathilda mit einem Seufzer. Dann fiel sie mit einer ganzen Flut von Anweisungen über ihre Töchter her und begann, wie angekündigt, Rodena anzukleiden und ihr das Haar zu kämmen. Rodena ließ alles über sich ergehen – wenn nur dieser Tag schon glücklich zu Ende wäre!
Die feierliche Zeremonie berührte Ewan mehr, als er zuerst vermutet hatte. Kniend empfing er Schwertgurt und Sporen aus den Händen des Priesters, vernahm dazu die Worte, die ihn vor Gott und Menschen zu ritterlicher Tugend verpflichteten, und als Alister ihm das scharf geschliffene Schwert überreichte, nahm Ewan es mit tiefer Rührung in seine Hände. Mit kräftiger Stimme leistete er seinen Eid, gelobte, die Waffe zum Wohl und Nutzen seines Lairds Alister MacBlair einzusetzen, ihn gegen jeden Feind zu verteidigen, und der leichte Schlag, den er mit der flachen Klinge auf die Schulter erhielt, sollte der letzte Schlag sein, den der Ritter Ewan unerwidert hinnahm.
Es war eng und stickig in der Kapelle, sodass man nach Ende der Zeremonie eilig zum Ausgang strebte und die Höflichkeit der Ritter, die den Damen den Vortritt lassen mussten, auf eine harte Probe gestellt wurde. Auch Ewan atmete tief durch, als er endlich im Hof stand und Roger de Brionne ihm zu seinem neuen Stand Glück und Segen wünschte.
»Ich glaubte fast, die Bilder aus meiner Jugend wieder zu sehen«, sagte Roger lächelnd. »Auch wenn du es nicht gerne hörst – du gleichst ihm.«
Ewan lachte gutmütig und schlug seinem Lehrer auf die Schulter.
»Dann schauen wir mal, ob ich ihm auch im Kampf das Wasser reichen kann!«
Bis zum Höhepunkt des Turniers, dem Tjost, war es jedoch noch eine Weile hin. Draußen vor der Burg hatte sich inzwischen viel Volk aus den umliegenden Dörfern zusammengefunden, Musikanten spielten auf Hornpfeifen und schlugen die Trommeln, und sogar ein bunt gekleideter Feuerschlucker erschreckte Männer, Weiber und Kinder mit seiner Kunst.
Das Wetter war günstig, denn zwischen den Wolken lugte immer wieder die Sonne hervor, auch bewegte der Wind die aufgespannten Zeltbahnen und Baldachine nur sacht, sodass man nicht fürchten musste, sie würden davonflattern.
In feierlicher Prozession ritten nun Alister und seine engsten Getreuen aus der Burg hinaus auf den Festplatz, gefolgt von etlichen Wagen, in denen die Damen saßen. Ewans scharfe Augen erkannten Rodena sofort, sie trug ein Gewand aus hellgrüner Seide, ihr langes Haar war geflochten und mit einem Tuch bedeckt, das sanft im Wind flatterte. Sie schien ihm schöner und ferner denn je, und jetzt, da sich alle Augen auf sie richteten, spürte er, wie sein Herz zu hämmern begann. Wenn er nur erst im Sattel säße und auf den Gegner losreiten könnte!
Geduld war angesagt. Bevor der Tjost begann, wurden Schwertkämpfe ausgetragen, denn auch jene, die sich nicht am Kampf beteiligten, wollten ihre Kräfte messen. Dann zeigten die Bogenschützen ihre Künste und kürten ihren Sieger, der aus Alisters Hand seinen Preis empfing. Ewan, der neben Roger de Brionne im Heidekraut saß, blinzelte zu dem Podest der Frauen hinüber und musste trotz seiner Anspannung schmunzeln. Rodena hätte bei diesem Wettbewerb durchaus mithalten können.
Dann jedoch verkündete ein Herold, dass nun das Stechen beginnen sollte, und jene Zuschauer, die sich bereits faul ins Heidekraut gelegt hatten, fuhren wieder hoch und liefen zu den Barrieren, um sich einen der vordersten Plätze zu sichern.
Ewan ließ sich von Roger beim Anlegen des Brustpanzers helfen, dann zog er Rodenas Schärpe aus dem Ärmel und streifte sie über seine Wehr. Er zwang sich, langsam zu seinem Pferd zu schreiten und Sattel und Zaumzeug kurz zu überprüfen, bevor er sich hinaufschwang. Das Tier tänzelte und spürte seine Unruhe, es war genauso begierig wie er selbst, den Kampf zu beginnen.
Es traten acht Ritter gegeneinander an, deren Namen Alisters Herold laut in die Menge brüllte, während die Konkurrenten in die Mitte des Kampfplatzes ritten, um sich den Zuschauern in voller Wehr zu zeigen. Applaus empfing die Kämpfer, man rief ihnen Ermutigung oder Scherzworte zu, und Airdan, der Barde, machte sich den Spaß, auf einem Heurechen hinter den Rittern herzureiten, wofür er brüllendes Gelächter erntete.
Das erste Gegnerpaar eröffnete den Tjost, einer von
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