Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
wirklich die Wahrheit, Rodena?«, murmelte er.
Sie hatte Mühe, zu antworten, denn seine Hände glitten jetzt an ihrem Rücken entlang, folgten der kleinen Einbuchtung ihrer Wirbelsäule und legten sich dann fest um ihre Pobacken. Sie musste die Luft anhalten, um nicht aufzustöhnen, denn er zog ihr Becken zu sich heran, und sie spürte die Härte seines Geschlechts fast schmerzhaft.
»Ich habe dir meine Schärpe geschickt«, sagte sie hilflos. »Weil ich will, dass du um mich kämpfst und mich gewinnst. Du und kein anderer, Ewan Turner.«
Er küsste sie mit wilder Gier, drang mit seiner Zunge in ihren Mund und nahm sie so in seinen Besitz. Als er die Lippen von ihr löste, strich er ihr zärtlich das Haar aus der Stirn und sah ihr in die Augen.
»Du willst also, dass ich es wage?«, fragte er lächelnd.
»Natürlich«, schimpfte sie. »Wozu hätte ich wohl sonst mein Gewand ruiniert und einen halben Nachmittag lang hier gesessen, um einen Löwen für dich auf die Schärpe zu sticken.«
Er grinste vergnügt und küsste frech ihre Nase.
»Ach ein Löwe sollte das sein. Ich hielt es für ein Wildschwein mit Klumpfüßen...«
Er fasste lachend die Hand, mit der sie zu einer Ohrfeige ausholte, und zwang seine zornige Auserwählte mit einem energischen Kuss, den Mund zu halten.
Trotz der kurzen Frist hatten sich zahlreiche Ritter aus den unterschiedlichsten Clans zum Turnier eingefunden. Zelte wurden auf den Heideflächen aufgestellt, denn nicht alle Gäste konnten in der Burg untergebracht werden, zumal die Kämpfer mit Knappen und Knechten reisten und Gepäck mit sich führten.
Auch erschienen einige der Ritter in Begleitung ihrer Frauen und Töchter, die dem Turnier zusehen wollten, und so war Rodena gezwungen, ihre Kemenate mit drei anderen Frauen zu teilen. Mathilda war die Ehefrau eines Ritters vom Clan der MacDonald, sie war füllig und redselig, verbreitete rastlose Geschäftigkeit und begann sofort, Rodenas Kemenate zu einem hübschen, kleinen Nest für sich und die beiden Töchter umzugestalten. Katie und Noreen glichen ihrer Mutter überhaupt nicht, sie waren schmale, blasse Mädchen mit großen Augen und rötlichem Haar, das die Mutter ihnen am Hinterkopf zu Zöpfen flocht. Sie taten Rodena ein wenig leid, denn sie wurden ständig von der aufgeregten Mutter zurechtgezupft und gekämmt, und es war nur allzu deutlich, dass die eifrige Mathilda ihre Mädchen für eine baldige Heirat zur Schau stellen wollte. Dabei konnte die Ältere kaum sechzehn Jahre alt sein, während die Jüngere gewiss erst vierzehn Jahre zählte.
Mathilda nahm auch Rodena auf der Stelle unter ihre mütterlichen Fittiche.
»Mein armes Kind«, sagte sie bedauernd. »Es war nicht anständig von Malcolm MacLead, erst um dich zu werben und dich dann sitzen zu lassen. Aber für dieses Mal will ich dich schmücken und herrichten, damit du dem Sieger des Tjosts gefällst und er nicht etwa von seinem Gewinn zurücktritt.«
Sie warf bei dieser Rede ihren Töchtern bezeichnende Blicke zu – diese Geschichte sollte ihnen verdeutlichen, dass man sich eines Bräutigams erst dann sicher sein konnte, wenn die Ehe vollzogen war.
»Herzlichen Dank«, sagte Rodena ironisch.
Es fiel ihr schwer, höflich zu bleiben, denn sie stand unter einer ungeheuren Anspannung, und Mathilda war lästig wie eine Schmeißfliege. Damit sie sie eine Weile in Ruhe ließ, bat Rodena Mathilda, das zerschnittene Festgewand zu richten, und die Dame machte sich tatsächlich daran, Rodenas ungeschickte Nähte wieder aufzutrennen, um die Stelle schließlich so zu gut flicken, dass der Stoff glatt, und ohne sich zu verziehen, hinabfiel.
Rodena stand währenddessen am Fenster und versuchte, nach Ewan auszuspähen, doch sie konnte ihn im Gedränge auf dem Burghof nirgendwo entdecken. Tagelang hatte er seine Übungen unten vor ihrem Fenster absolviert, und sie hatte ihm mit Herzklopfen dabei zugesehen, sich immer wieder gesagt, dass keiner der Ritter ihm gewachsen war, und dann doch wieder gefürchtet, er könne vom Pferd stürzen oder im Tjost so unglücklich getroffen werden, dass er sein Leben verlor. Roger de Brionne, der selbst nicht am Kampf teilnehmen würde, stand seinem Schüler treu zur Seite, beriet ihn, gab letzte Anweisungen für den Kampf, und Rodena spürte, dass der alte Kämpfer den Stolz auf seinen Schüler kaum verbergen konnte.
Nun aber, da so viele fremde Kämpfer angekommen waren, hatte man das Training eingestellt, die Männer saßen untätig
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