Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
deinem Fall wird es wohl mit den Geschenken nicht so heftig werden, denn Malcolm ist ja nicht mehr der Jüngste. Er wird höchstens während der ersten Wochen zudringlich werden.«
Rodena gab keine Antwort, denn der Gedanke an ihren Bräutigam war niederschmetternd. Nein – sie würde auf keinen Fall Malcolm Frau werden und stillhalten, wie es sich für eine Ehefrau geziemte. Sie würde den Mann erobern, den sie liebte – ganz gleich, was dann mit ihr geschah.
»Du solltest jetzt ein anderes Gewand anlegen«, wechselte Fiona das Thema. »Wir werden ein Fest zu deinen Ehren feiern, und in diesem schmutzigen, nassen Fetzen kannst du unmöglich neben mir an der Tafel sitzen.«
Der Rittersaal in Keith Mac Donalds Burg war kleiner als Alisters geräumige Halle, doch sehr viel schöner ausgeschmückt. Runde Säulen trugen die gewölbte Decke, die mit reichem Maßwerk verziert und mit Ornamenten ausgemalt war, und an den weiß gekalkten Wänden prangten die Wappen der Familie und aller befreundeten Clans. Auch gab es Stühle mit weichen Polstern, Schemel, auf welche die Damen ihre Füße stellten, und die lange Tafel war mit weißen Laken bedeckt. Man aß von rötlich gebrannten, farbig bemalten Tellern und trank nicht aus einfachen Tonbechern, sondern aus gläsernen Weinkelchen. Keith MacDonald hatte Sinn für die angenehmen Dinge des Lebens, und er wusste damit seine Gäste zu beeindrucken.
Rodena hatte sich nicht ungern umgekleidet und geschmückt, denn sie wusste, dass Ewan dieses Mal weit oben an der Tafel in ihrer Nähe sitzen würde, so wie es seinem neuen Rang als Ritter und Brautführer entsprach. Allerdings musste sie feststellen, dass Fiona sie weit in den Schatten stellte, denn ihre Halbschwester trug ein glänzendes, hellblaues Seidengewand, das an der Brust empörend weit ausgeschnitten war.
»So ist die Mode am Hof des französischen Königs, meine Kleine«, sagte Fiona mit Stolz. »Es ist gar nichts dabei, wenn eine Frau die Vorzüge ihres Körpers zeigt.«
Harfenklänge empfingen sie, als sie an Fionas Seite den Saal betrat, kleine Pagen liefen zu ihrer Bedienung herbei, und der Gastgeber, Keith MacDonald, erhob sich von seinem Sitz, um Duncans Tochter auf seiner Burg zu begrüßen. Rodena musste lächeln, als sie sah, mit welcher Sorgfalt Keith darauf bedacht war, sich auffällig herauszuputzen, denn sowohl seine Toga als auch die Beinkleider waren farbenprächtig und aufwendig genäht.
»Welch strahlende Braut«, sagte er und verneigte sich vor ihr. »Viel zu jung und zu schön, um sich auf Malcolm MacLead düsterem Schloss zu langweilen. Es ist schade, dass Alister keinen besseren Bräutigam für dich ausgesucht hat.«
Es war bekannt, dass Keith seit langer Zeit mit Malcolm verfeindet war und – anders als Allster – keine Neigung zeigte, die Fehde zu begraben. Diese Heirat hatte Keith wenig gefallen, doch es war nicht seine Sache, an wen Alister seine Stieftochter vergab.
War seine Verneigung ein wenig zu tief ausgefallen? Fiona stieß ein nervöses Kichern aus, und daraufhin beeilte sich Keith, nun auch ihre Schönheit zu loben. Allerdings wanderten seine Blicke immer wieder zu Rodena hinüber, der diese Aufmerksamkeit eher peinlich war, denn sie wusste nicht recht, was sie davon halten sollte.
Die Ritter, die bereits an der Tafel saßen, erhoben sich höflich, als der Laird mit den beiden Frauen herbeitrat, kleine Pagen rückten den Damen die Stühle zurecht und schoben ihnen Schemel unter die Füße. Keith nahm sich die Freiheit, Rodena zu seiner Linken zu setzen, während Fiona zu seiner Rechten saß. Den Platz neben Fiona hatte man Ewan zugewiesen.
Rodena musste sich eingestehen, dass Ewan, obgleich seine Kleidung keineswegs prächtig war, zwischen den Rittern doch eine hervorragende Figur machte. Lag es daran, dass sein Haar schön gekämmt und geglättet war und der blonde Bart gestutzt? Oder hatte es mit seiner aufrechten und doch gelassenen Haltung zu tun? So, wie er sich hier gab, hätte niemand vermutet, dass Ewan Turner der Sohn eines armen Pächters war.
Er sah nur kurz, ohne zu lächeln, zu Rodena hinüber und wandte sich dann dem neben ihm sitzenden Ritter zu, um ein Gespräch mit ihm zu beginnen. Rodena hatte wenig Chancen, seine Aufmerksamkeit zu gewinnen, denn Keith MacDonald erwies sich als sehr bemühter Gastgeber, der ihr keinen Augenblick Ruhe gönnte. Immer wieder wies er die Knappen und Pagen an, ihr die besten Speisen zu bringen, lobte seinen Wein, erklärte,
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