Die wehrhafte Braut: Roman (German Edition)
Wein einzuschenken.
»Ich freue mich natürlich für dich, Rodena«, meinte sie mit süßlichem Lächeln. »Es scheint tatsächlich, als hättest du Marian und mir den besten Bräutigam weggeschnappt. Aber natürlich ist das nicht deine Schuld.«
Rodena nippte höflich von dem Wein und stellte fest, dass er süß und schwer war, genau so, wie Fiona ihn liebte.
»Malcolm MacLead ist einer der einflussreichsten Lairds, das ist wohl wahr«, sagte Rodena lächelnd. »Aber ist es so wichtig für eine Frau, einen mächtigen Mann zu heiraten? Liegt unser Glück nicht auch in anderen Dingen?«
Fiona sah sie unter halbgeschlossenen Lidern spöttisch an.
»Was für andere Dinge?«
»Zum Beispiel ein Ehemann, der dich liebt und der dir jeden Wunsch von den Augen abliest. Mir scheint, in diesem Punkt bist du zu beneiden, Fiona.«
Fiona zuckte die Schultern und besah nachlässig den breiten Goldreif an ihrem Arm.
»Habe ich mich beklagt? Du liebe Güte – Keith ist wirklich sehr bemüht, und er liebt es, mir Geschenke zu machen. Ich habe hier alles, was ich mir nur wünschen kann – Ja, ich bin sehr glücklich.«
Es klang nicht überzeugend, und Rodena überlegte, woran es Fiona wohl fehlen mochte. Keith war ein gutmütiger Mensch, der gern lachte und schwatzte, sich betrank und mit seinen Getreuen tagelang auf die Jagd ritt. Auch sollte er ein geschickter Kämpfer sein, zumindest hatte Rodena davon gehört.
»Willst du wissen, wie es war?«, fragte Fiona unvermittelt.
»Wie was war?«
»Was schon? Die Hochzeitsnacht natürlich. Ich denke, du solltest über solche Dinge Bescheid wissen, schließlich wirst auch du in wenigen Tagen zum ersten Mal mit einem Mann auf dem Lager liegen.«
Rodena schauderte bei dem Gedanken, dass der alte Malcolm MacLead sie berühren würde, doch sie verbarg ihre Gefühle wohlweislich und tat, als sei sie ungeheuer wissbegierig.
»Nun also«, begann Fiona mit überlegener Miene. »Vor allem solltest du wissen, dass es schneller vorüber ist, als man glaubt. Nach dem Festmahl führt man dich in die Kemenate, die Frauen kleiden dich aus bis auf das Hemd und bringen dich zu Bett, singen dann irgendein albernes Zeug und zupfen an den Laken herum. Dann lassen sie dich allein, und du hast zu warten, bis der Bräutigam in den Raum tritt.«
Das war nichts Neues, jeder wusste, dass eine Hochzeit auf diese Weise gefeiert wurde.
»Da sitzt du dann und bist vollkommen aufgeregt, erschreckst bei jedem Laut und denkst dir die fürchterlichsten Dinge aus, die er mit dir anstellen könnte.«
Fiona nahm einen Schluck Wein aus dem schön geformten, gelblichen Glaskelch und beobachtete, wie Rodena ihren Bericht aufnahm. Zu ihrem Leidwesen schien sie bisher kaum beeindruckt.
»Wenn der Ehemann dann zu dir kommt, wird er zuerst von einigen lästigen Saufkumpanen begleitet, die er vor der Tür abwimmeln muss, und die Scherze, die bei dieser Gelegenheit getrieben werden, sind mehr als geschmacklos. Dann legt er sich neben dich auf das Lager, redet zuerst ein wenig mit dir und streift dir dann das Hemd in die Höhe. Es tut ziemlich weh beim ersten Maul, und es blutet – aber das geht vorüber. Wenn er fertig ist, dreht er sich auf die Seite und schläft sofort ein.«
Es klang nicht gerade so, als sei diese Nacht aller Nächte ein Vergnügen gewesen, fand Rodena.
»Legt er seine Kleidung nicht ab, wenn er zu dir aufs Lager steigt?«, fragte sie neugierig.
»Niemals. Er schiebt seine Brouche ein wenig zu Seite – das genügt.«
»Und... hast du dabei etwas gespürt? Ich meine – war es schön?«
Fiona schlug die Augen zur Decke – was für eine Frage!
»Darum geht es nicht, meine Kleine«, sagte sie herablassend. »Du hältst still, denn das ist deine Pflicht als Ehefrau.«
»Aber...«
»Du musst schließlich Kinder gebären, nichtwahr?«
»Gewiss...«
»Wenn ein Ehemann häufiger als nötig bei seiner Frau liegen will, dann ist das Sünde. Daher wird er dir Geschenke bringen und sich auch sonst willfähig zeigen – schließlich setzt er das Heil deiner Seele aufs Spiel.«
Es war Rodena neu, dass Fiona solch fromme Reden führte. Aber sie hatte es immer verstanden, die Dinge so zurechtzubiegen, dass sie ihr in den Kram passten. Daher also die vielen hübschen Schmuckstücke, mit denen Fiona sich behängte – sie waren der Tribut, den Keith für seine Lust zahlen musste.
»Nun weißt du also Bescheid«, meinte Fiona, die zufrieden feststellte, dass Rodenas Miene sich verdüstert hatte. »In
Weitere Kostenlose Bücher